Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
die mehr wert waren als Banniens Pferde und Kutsche zusammen, wenn es wirklich das war, was er behauptete. Selbst Curtin Issandrian hatte einen Handspiegel aus den Glashütten von Elassae verschenkt, silbern gerahmt und mit ihren beiden eingravierten Namen.
    Dazu waren Hochzeiten immerhin da. Um eine Gelegenheit für Nettigkeiten und Extravaganzen zu bieten. Die Möglichkeit, dass die Rivalen des letzten Jahres die Freunde dieser Saison wurden oder, wenn man das nicht schaffte, zumindest freundschaftliche Bekannte. Es war das Gegengewicht zu Schlachten und Intrigen, indem es Bande und Verbindungen schuf. Sie woben den Stoff der Zivilisation. Was Dawson mit seinen gemeinschaftlichen Riten und Traditionen schützte, baute sich Clara aus Dankesschreiben und importierten Handspiegeln auf. Keine der beiden Methoden war besser als die andere, und beide waren notwendig.
    Sie ging spät zu Bett, während Dawson noch immer nicht nach Hause zurückgekehrt war, und schlief beinahe augenblicklich ein. Sie träumte von Mäusen und einem Spinnrad, als eine vertraute Berührung sie halb aus dem Schlaf riss. Der Traum zog sich zurück, und ihr Gemach wurde langsam deutlicher. Dawson saß am Rand ihres Bettes, immer noch in seinem festlichen Schwarz und Gold. Einen Augenblick lang dachte sie, dass er gekommen war, um auf seine eigene Weise zu feiern, und sie lächelte träge bei der Aussicht auf ihre vertraute körperliche Intimität.
    Das Kerzenlicht fiel auf sein Gesicht, und auf seinen Wangen glänzten Tränenspuren, und die letzten Reste des Schlafes erstarben in ihr. Clara setzte sich aufrecht hin.
    »Was ist passiert?«
    Dawson schüttelte den Kopf. Er roch nach Wein und starkem Tabak. Ihre Gedanken wanderten sofort zu Jorey, zu Sabiha. Zu viele tragische Lieder beschworen Unheil in der Hochzeitsnacht herauf. Sie nahm ihren Gemahl an der Schulter und drehte ihn um, bis sich ihre Blicke trafen.
    »Liebling«, sagte sie und ließ ihre Stimme fest klingen. »Du musst mir sagen, was los ist.«
    »Ich bin alt und werde älter«, erwiderte er. »Mein jüngster Sohn hat eine Frau und eine eigene Familie, und die Gefährten meiner Jugend verlassen mich. Werden in die Dunkelheit gerissen.«
    Er war betrunken, aber die Trauer in seiner Stimme war unverkennbar. Er war nicht traurig, weil er zu viel getrunken hatte, vielmehr hatte er zu viel getrunken, weil er traurig war.
    »Simeon?«, fragte sie, und er nickte.
    Als er antwortete, war seine Stimme melancholisch. »Der König ist tot.«

C ITHRIN
    IM NORDOSTEN VON NARINEILAND war es die graue Steinstadt Stollborn, die Metropole des Überseehandels. Im Südosten von Herez war es Daun, die Stadt der Lampen und Hunde und der großen Minen der Dartinae. Im Süden Elassaes waren es die fünf Städte von Suddapal, die den Handel des Innenmeers bestimmten. In Nordstade Carse, das Grab der Drachen und Komme Medean mit seiner Dachgesellschaft. In den Freistädten war es vor nicht allzu langer Zeit Vanai gewesen … und nun Porte Oliva in Süd-Birancour. Die Zweige der Medean-Bank breiteten sich wie die Speichen eines Wagenrades über den Kontinent aus. Cithrin saß an ihrem Tisch, ließ die Fingerspitzen über die Karte streichen und träumte von ihnen.
    Ihr Leben hatte sich, soweit sie zurückdenken konnte, in Vanai abgespielt. Als es niedergebrannt war, war ihre Vergangenheit mit ihm verbrannt. Die Straßen und Kanäle, in denen sie als Kind gespielt hatte, waren jetzt fort, wie auch so gut wie jeder, der sich daran erinnern konnte. Wenn sie sich nicht genau ins Gedächtnis rufen konnte, ob eine bestimmte Straße südlich oder nördlich des Marktplatzes verlaufen war, war dieses Wissen in der Welt schlicht verloren. Es gab keine Möglichkeit, es herauszufinden, und schlimmer, auch keinen Grund dafür.
    Porte Oliva war ihre Heimat, weil der Zufall sie hergeführt hatte. Der Zweig der Bank gehörte ihr – zumindest soweit er nicht Pyk gehörte –, weil sie spekuliert und gewonnen hatte. Und auch, weil Magister Imaniel ihr sein Handwerk beigebracht hatte. Suddapal war für sie nur eine Geschichte. Sie war nie so weit im Osten gewesen, hatte nie die große, fünffache Stadt gesehen, die sich über den Ozean hinausreckte. Nie hatte sie die Schreie der schwarzen Möwen gehört oder die Versammlungen der Versunkenen unter den Wogen beobachtet. Aber sie wusste einiges über das Gold und die Gewürze, die von Lyoneia heraufkamen und durch Suddapal gingen. Über die Ochsen aus Pût, die auf großen,

Weitere Kostenlose Bücher