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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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flachen Barken an der Küste entlangtrieben und auf den Märkten an Land unterhalb der Stadt verkauft wurden. Nach einer Woche, in der sie die Bücher im Kontor studierte, hätte sie die Abläufe in Suddapal und die Kräfte, die es antrieben, besser verstanden als jeder, der dort geboren war. Münzen hatten ihre eigene Logik, ihre eigene Struktur, und darüber wusste sie Bescheid. Daher kannte sie gewissermaßen jeden Ort, auch wenn sie nie dort gewesen war.
    Sie folgte der Küste nach Westen. Es gab keine Zweigstelle in Princip C’Annaldé. Aber dort gab es Familie. Das Volk ihrer Mutter, reinblütige Cinnae. Sie wusste nichts über sie, außer dass man sie dort nicht hatte haben wollen, als man ihnen das verwaiste Halbblutkind angeboten hatte. Die Zurückweisung schmerzte nicht. Es wäre, als würde man als erwachsener Mensch eine Zehe vermissen, die man schon bei der Geburt nicht gehabt hatte. Es war eine Tatsache wie die Farbe des Himmels oder der Rhythmus des Meeres. Leute von ihrem Blut lebten hier – sie tippte auf die Karte –, und sie hätten genauso gut in Vanai verbrennen können, es hätte keine Rolle gespielt.
    Und im Norden – Nordstade. Westlich davon die Schmale See und Narineiland. Im Osten Asterilreich und das Imperium von Antea. Es war der Mittelpunkt des Netzwerks der Bank, hatte die Finger auf jeglichem Handel in nördlichen Gefilden. Sein Schatten fiel bis auf die warmen blauen Wasser des Innenmeeres.
    Sie vertrauen dir vielleicht, wenn sie dich besser kennen. Das hatte der Hauptmann gesagt, nur dass es nie dazu kommen würde. Es hätte vielleicht sein können – darauf hatte sie zumindest gehofft –, wenn sie Berichte nach Norden gesandt hätte. Wenn sie hätten sehen können, wie sie die Bank leitete, wie die Gewinne und Verluste sich ausglichen, wie es immer mehr Verträge wurden, dann hätten sie mitbekommen, wie ihr Verstand arbeitete. Aber da sie durch die Notarin gebunden war, war Cithrin die Dienerin einer Dienerin, und es gab keine Möglichkeit, daraus auszubrechen.
    Sie wünschte, sie hätte Pyk fortschicken können. Wenn irgendetwas für die Bank zu erledigen gewesen wäre, etwas, das wichtig genug war, um ihre Anwesenheit zu erfordern, aber nicht so wichtig, dass es die restlichen Betriebsmittel einschränkte, hätte Pyk vielleicht keine Wahl gehabt, als die Dinge in Cithrins Händen zurückzulassen.
    Und wenn sie schon träumte, vielleicht würde auch ein Drache zum Leben erwachen, Pyk aufs Meer verschleppen und an eine Riesenkrabbe verfüttern. Weshalb sollte man kleine Träume träumen?
    Das Klopfen an der Tür unten, die hinaus auf die Straße führte, beendete ihre Träumerei. Sie stand auf und zupfte an ihrem Kleid herum, um es wieder in Ordnung zu bringen. Es war die wichtigste Aufgabe eines Bankiers, wie das eine zu erscheinen, während man das andere tat. In ihrem Fall ging es wohl darum, so auszusehen, als wäre sie bedeutend.
    Das Klopfen wiederholte sich.
    »Einen Augenblick«, schnaubte sie.
    Sie steckte ihr Haar auf die Art und Weise zurück, von der Cary und Meister Kit behauptet hatten, es würde sie älter aussehen lassen, und brachte hinten ein paar Nadeln an, um es an Ort und Stelle zu halten. Sie blickte zu den Schminksachen. Sie nahm nie viel davon, und was sie benutzte, diente dazu, sie älter zu machen. Nun, sie hatte sich nicht darum gekümmert, und wenn Magistra Cithrin heute zufällig ein wenig jünger als sonst aussah, dann fühlte sie sich vielleicht einfach nur gut und war mit allem zufrieden. Selbst in der Abgeschiedenheit ihrer Gedanken war dieser Scherz ätzend.
    Die Frau, die auf sie wartete, trug die Livree des Statthalters. Ihr Pelz war weich und braun, und das Perlenmuster, das hineingeflochten war, war im Grün und Gold der Stadt gehalten. Der Kupferreif, der um ihren Hals lag, zeichnete sie als Kurierin aus.
    »Magistra Cithrin bel Sarcour?«
    »Ja«, antwortete Cithrin.
    Die Frau verbeugte sich und überreichte ihr einen Umschlag mit sahnefarbenem Papier, der mit Wachs verschlossen war und das Siegel des Statthalters trug. Der Ernst, mit dem er überreicht wurde, legte nahe, dass es auch der Kopf eines feindlichen Königs hätte sein können. Cithrin nahm ihn mit zwei Fingern entgegen und brach das Siegel mit dem Daumen auf.
    An Magistra Cithrin bel Sarcour, die Stimme und Agentin der Medean-Bank in Porte Oliva, entbiete ich, Iderrigo Bellind Siden, Erster Statthalter von Porte Oliva Ihrer Königlichen Majestät …
    Cithrins Blick glitt

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