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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Fingerbreit in die eine Richtung und dann in die andere, während Palliako hinsah. Für ihn bestand keinerlei Zweifel. Der Priester hatte Palliako aufgetragen, was er tun sollte, und Geder hatte es getan. Simeon war gestorben, und sie hatten den Gespaltenen Thron einem religiösen Eiferer überlassen, der nicht einmal ein Untertan der Krone war. Der Gedanke ließ ihn schwindeln. Wäre er am Morgen aufgewacht und hätte festgestellt, dass das Meer in die Luft geflossen war und die Fische dort flogen, wo einst die Vögel gewesen waren, hätte es nicht erschütternder sein können als das. Alles war aus dem Gleichgewicht. Die Ordnung des Königreichs war zerschmettert.
    »Wir müssen das richtigstellen«, sagte er. »Wir müssen das wieder in Ordnung bringen.«
    An der Tür ertönte ein Kratzen, und sie öffnete sich eine Handspanne weit. Ein erschrocken wirkender Diener beugte sich herein.
    »Es ist Besuch da, meine Herren«, sagte er.
    »Ich werde ihn nicht empfangen«, erwiderte Dawson.
    »Es ist der Lordregent Palliako, mein Herr«, beharrte der Diener.
    Dawson versuchte, Luft zu bekommen. »Bringt … bringt ihn herein.«
    »Sollen wir gehen?«, fragte Barriath.
    »Nein«, antwortete Dawson, obwohl die richtige Antwort vermutlich ja gewesen wäre. Er wollte seine Familie um sich haben.
    Geder trat ein, immer noch in den roten Samt gekleidet, obwohl er den Reif abgelegt hatte. Er sah aus wie eh und je, ein kleiner Mann mit einem Hang zum Übergewicht. Ein unsicheres Lächeln, das sich bereits entschuldigte, ehe es etwas zu entschuldigen gab.
    »Lord Kalliam«, grüßte er. »Danke, dass Ihr mich empfangt. Jorey. Barriath. Schön, auch Euch beide zu sehen. Geht es Sabiha gut?«
    »Es geht ihr gut, Lordregent«, sagte Jorey, und Palliako machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Bitte. Geder. Du kannst mich immer Geder nennen. Wir sind Freunde.«
    »In Ordnung«, erwiderte Jorey.
    Palliako setzte sich, und Dawson fiel auf, dass seine Jungen nicht aufgestanden waren. Das hätten sie tun sollen.
    »Ich bin gekommen, um Euch um einen Gefallen zu bitten«, begann Palliako. »Seht Ihr, ich habe doch unter Ternigan gedient. Und natürlich haben auch Alan Klin und die anderen unter ihm gedient. Vanai war insgesamt ein elendes Unterfangen. Selbst meine Rolle dabei hätte, auch wenn ich das ungern sage, besser ausfallen können.«
    Ihr verratet die Krone und das Gedenken an meinen Freund , dachte Dawson.
    »Auf jeden Fall, um es kurz zu machen, ich vertraue ihm nicht. Ihr und Eure Familie seid immer freundlich zu mir gewesen. Ihr wart sozusagen mein Gönner, als ich mich bei Hof überhaupt nicht ausgekannt habe. Daher wäre es jetzt, da ich einen Lordmarschall brauche, einerseits sinnvoll, Lord Ternigan zu ernennen, allein schon, weil er erst vor Kurzem Erfahrung darin gesammelt hat. Aber mir wäre es lieber, wenn Ihr es werdet.«
    Dawson lehnte sich vor, und in seinem Kopf drehte sich alles.
    Palliako hatte seine Krone und sein Königreich verraten, hatte die Zügel einem Ziegenhirten übergeben, einen Krieg mit Asterilreich begonnen, der dazu verdammt war, Hunderte oder Tausende auf beiden Seiten der Grenze das Leben zu kosten, und nun kam er, um die Befehlsgewalt über das Heer in Dawsons Hände zu legen. Und er brachte es zur Sprache, als würde er um einen Gefallen bitten.
    Dawson brauchte fast eine Minute, um seine Stimme wiederzufinden. »Lordregent, es wäre mir eine Ehre.«

M ARCUS
    EINST, VOR JAHRHUNDERTEN, HATTE jemand eine niedrige Mauer entlang des Hügelgrats errichtet. Im Mondlicht erinnerten die verstreuten Steine Marcus an Handknöchel. Er kniete sich hin, eine Hand auf dem taufeuchten Gras. In der Bucht unter ihm lagen drei Schiffe vor Anker. Sie hatten nicht viel Tiefgang und Doppelmasten, waren schneller und wendiger als die rundbäuchigen Handelsschiffe, die sie jagten. Eines hatte eine Narbe an der Seite, wo es vor nicht allzu vielen Wochen einen Treffer abbekommen haben musste; das frische Holz, mit dem es repariert worden war, war hell und nicht verwittert.
    Auf dem Sand brannte noch ein Kochfeuer, und sein orangefarbenes Glühen war das einzig Warme in dieser Frühlingsnacht. Von dort aus, wo sie standen, zählte Marcus ein Dutzend Gebäude – nicht mehr ganz Zelte, aber noch keine Hütten –, die den Strand gleich oberhalb der Flutgrenze sprenkelten. Ein festeres Lager also. Das war gut. Ein halbes Dutzend Boote, mit Leder bespannt, lag nahe dem Ufer.
    Yardem Hane brummte leise und deutete mit

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