Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Bitte. Alle zusammen. Setzt Euch.«
Eschfurt wartete und passte seine Bewegungen an die von Palliako an, so dass er zu keinem Zeitpunkt saß, während der Lordregent noch stand. Basrahip setzte sich gar nicht hin, sondern stellte sich stattdessen hinten an die Wand, den Kopf leicht gebeugt wie ein Junge in stillem Gebet. Dawson setzte sich, ein Stück weit besänftigt. Es gab keinen Grund, einen fremden Priester bei diesem Treffen willkommen zu heißen, aber wenigstens benahm er sich wie ein Diener. Die anderen Edlen von Antea gaben ihr Bestes, den Priester gar nicht zu beachten. Er hätte genauso gut nicht da sein können.
»Lord Eschfurt?«, fragte Geder und beugte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch. »Ihr habt um diese Audienz gebeten, und ich denke, wir wissen alle, weshalb. Möchtet Ihr etwas sagen?«
»Danke, Lordregent«, antwortete Eschfurt. Er nahm sich einen Moment, um sich zu sammeln, während er jedem Mann am Tisch der Reihe nach in die Augen blickte. »Wir alle kennen die Verbrechen des Feldin Maas. König Lechan hat darum gebeten, dass ich herkomme, um Euch zu versichern, dass er kein Wissen über diese Verschwörung besaß und sich voll und ganz dagegen eingesetzt hätte, wenn er davon gewusst hätte. Die Pläne, Prinz Aster zu töten, waren und sind skrupellos, und im Namen von Asterilreich möchte ich um etwas Zeit bitten, um uns selbst um diese Verschwörung zu kümmern.«
Ternigan räusperte sich, und Geder nickte ihm zu. Die Unterredung war nun eröffnet, bis Geder sie wieder schloss. Dawson fragte sich, ob dem Jungen das klar war. Er hatte sicher einen Diener fürs Protokoll, aber wie viel davon der neue Regent im Gedächtnis behielt, war ungewiss.
»Die Vorwürfe müssen tatsächlich ausgeräumt werden«, sagte Ternigan. »Es gibt in Asterilreich eine Tradition, die eigenen Leute zu verhätscheln.«
»Natürlich gibt es die«, warf Bannien ein. »Was für ein König stellt sich gemeinsam mit Fremden gegen seinen eigenen Adel? Lechan hat sich nicht so lange auf diesem Thron gehalten, indem er dauernd Streit an seinem eigenen Hof heraufbeschworen hat.«
»Wenn ich das einwerfen darf«, unterbrach Eschfurt, »er hat sich auch nicht durch Invasion und Krieg gehalten. Asterilreich hat kein größeres Interesse als Antea daran, ins Feld zu ziehen. Das wäre nämlich kein kleiner Krieg unter Edelleuten auf irgendeinem verhandelbaren Stück Land. Ihr wollt die Verschwörer. Bleibt innerhalb Eurer Grenzen, und der König wird sie der Gerechtigkeit zuführen. Aber wenn Ihr das Hoheitsgebiet von Asterilreich verletzt, wird man alles mit anderen Augen sehen.«
»Wartet«, sagte Lord Skestinin. »Ihr sagtet, der Gerechtigkeit zuführen. Von wessen Gerechtigkeit sprechen wir hier?«
Eschfurt nickte und hob einen Finger. »Wir können den Adel von Asterilreich nicht an einen anderen Hof ausliefern, der über ihn richten würde«, antwortete er, und am Tisch brach Chaos aus: Viele Stimmen erhoben sich auf einmal, und eine jede versuchte, die andere zu übertönen. Die einzigen beiden im Raum, die still blieben, waren Dawson und Geder. Palliakos Augenbrauen waren zusammengekniffen, sein Mund ärgerlich verzogen. Er hörte den anderen nicht zu, was auch gut war, denn die Audienz verwandelte sich rasant in ein Tollhaus.
Befehlt ihnen, still zu sein , schickte Dawson gedanklich an den Jungen. Zeigt ihnen, was Ordnung ist .
Aber stattdessen stützte der junge Mann die Hände auf den Tisch und legte das Kinn darauf.
In Dawsons Kehle stieg Abscheu auf, und er rief: »Sind wir Schuljungen ? Sind wir so weit gekommen? Quasseln, bellen und schimpfen? Mein König ist noch nicht einmal in seiner Krypta erkaltet, und wir sind schon so tief gesunken, dass wir uns prügeln?« Seine Stimme klang wie ein Sturm, dessen Macht in seiner Kehle dröhnte. »Eschfurt, versucht nicht, uns etwas zu verkaufen. Sagt, welche Bedingungen Lechan wünscht.«
»Lasst es«, sagte Geder. Er hatte das Kinn nicht vom Tisch gehoben, deswegen hüpfte sein Kopf leicht, als er sprach, wie ein Spielzeugboot auf einem Teich. »Es interessiert mich eigentlich nicht, welche Bedingungen es gibt. Noch nicht.«
»Lordregent?«, fragte Eschfurt.
Geder richtete sich auf.
»Wir müssen die Bedingungen kennen …«, setzte Ternigan an, aber Palliako brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
»Lord Eschfurt. War die Verschwörung gegen Aster Euch bekannt?«
»Nein«, erwiderte Eschfurt.
Geders Blick huschte weg und wieder zurück. Während
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