Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
Gemeinsam mit den übrigen hundert Trägern nahm Dawson seine Stange und hob sich Simeon auf die Schultern.
    An der königlichen Krypta legten sie Dawsons alten Freund in der Dunkelheit ab und verschlossen hinter ihm die Steintüren. Die offiziellen Trauerleute nahmen ihren Platz am Eingang der Krypta ein. Einen Monat lang würden sie in aller Öffentlichkeit leben und das Feuer zur Erinnerung an Simeon und alle vergangenen Könige aufrechterhalten. Wenn das getan war, würde man das Feuer ausgehen lassen. Clara stand rechts von ihm, und neben ihr waren Barriath und Vicarian. Jorey stand zu seiner Linken, den Arm um Sabiha gelegt, die gerade erst aus dem Hochzeitskleid geschlüpft war. Als die letzte Silbe gesprochen und der letzte düstere Trommelschlag verklungen war, wandten sich die Edlen von Antea wieder ihren Kutschen zu.
    »Es mag nicht viel zu sagen haben, aber es tut mir leid«, ließ sich eine Stimme vernehmen. Lord Eschfurt trug die dunklen Trauergewänder, und seine Wange war mit Asche verschmiert wie bei den übrigen Leuten. »Ich habe gehört, dass er ein erstaunlicher Mann war.«
    »Er war ein Mann«, erwiderte Dawson. »Er hatte Schwächen und Tugenden. Er war mein König und mein Freund.«
    Eschfurt nickte. »Es tut mir leid.«
    »Nun, da Geder Palliako Regent ist, habt Ihr eine Audienz bei ihm«, sagte Dawson.
    »Ja.«
    »Er hat mich darum gebeten, daran teilzunehmen.«
    »Ich freue mich darauf«, erwiderte Eschfurt. »Das alles hängt schon zu lange über unseren Köpfen. Es ist besser, jetzt einen sauberen neuen Anfang zu machen.«
    Es gibt keine sauberen Anfänge , dachte Dawson. Genauso, wie es keine sauberen Enden gibt. Alles ist aufgebaut wie Camnipol: ein verdammtes Ding auf dem anderen und das wiederum auf dem nächsten, bis hinab zu den Gebeinen der Welt. Selbst das Vergessene ist dort irgendwo und macht uns zu dem, was und wer wir jetzt sind.
    »Ja«, sagte er stattdessen.
    An den Wänden befanden sich seidene Behänge, und die Luft wurde von Kohle und Räucherwerk erhitzt. Die Königsgarde stand an den Wänden aufgereiht, ihre Gesichter vor Geder so ausdruckslos, wie sie es auch vor Simeon gewesen waren. Sogar Geder Palliako schien fast der Richtige für seine neue Rolle zu sein. Die Schneider hatten ihn mit einer Brokatrobe aus rotem Samt und einem goldenen Reif ausgestattet, womit er beinahe würdevoll erschien. Er mochte sie tragen wie ein Kostüm, aber das waren eben seine ersten Tage. Mit Zeit und Erfahrung würde er bald ganz natürlich darin wirken.
    Lord Eschfurt stand da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, während er darauf wartete, dass der Regent von Antea Platz nahm, und Dawson fragte sich, ob Geder wusste, dass sich niemand hinsetzen durfte, bis nicht er es getan hatte.
    Dawsons Missvergnügen lag nicht einmal darin begründet, dass man anderen gestattet hatte, an etwas teilzunehmen, das eine Privataudienz hätte sein sollen. Es war Geders erste offizielle Handlung als Regent. Er hatte sich in Vanai als fähiges Werkzeug erwiesen, und welche Magie es auch gewesen war, die er gewirkt hatte, um Maas auszuliefern, er hatte damit mindestens Aster und wahrscheinlich das Königreich gerettet. Lord Ternigan und Lord Skestinin waren beide anwesend, und das zu Recht. Dann Lord Caot, der Baron von Dannick. Lord Bannien von Estinfurt. Diese beiden waren problematischer, aber sie standen vor allem für die erwartete Verschiebung der Machtverhältnisse am Hof. Nein, wer Dawson missfiel, war die andere Person, die Geder Palliako zur Teilnahme auser koren hatte.
    »Lord Kalliam«, sagte der Priester mit einer Verbeugung. Ein Jahr in Camnipol hatte kaum etwas dazu beigetragen, diesen Mann vom Wüstenstaub zu säubern. Er sah immer noch aus wie ein Ziegenhirte aus den Tiefen der Keshet, vermutlich, weil er einer war. Geders Schoßkultist wirkte in der Kammer genauso fehl am Platz wie Dawson, wäre er durch einen Schweinestall gestapft.
    »Hochwürden Basrahip«, sagte Dawson, der sich weder verbeugte noch Wärme in seine Stimme legte. »Ich bin über rascht, Euch hier zu sehen. Ich dachte, wir kümmern uns um Staatsangelegenheiten.«
    »Es ist in Ordnung«, sagte Geder. »Ich habe ihn gebeten, dabei zu sein.«
    Dawson hielt sich mit einer Antwort zurück. Es gab Dinge, die hätte er zu Gleichgestellten gesagt, konnte sie jedoch nicht mehr zu Geder Palliako sagen. Stattdessen nickte er.
    »Nun gut«, fuhr Geder fort und spielte an seinem Ärmel herum. »Bringen wir es hinter uns.

Weitere Kostenlose Bücher