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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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seiner breiten Hand nach Osten. Etwa hundert Fuß vom Wasser entfernt ragte ein Baum in den Himmel empor. Dort verriet ein Schimmern von Mondlicht auf Metall, wo der Wachposten saß. Marcus deutete zu den Schiffen hinaus. Hoch in der Takelage desjenigen, das der Küste am nächsten lag, erkannte man eine weitere dunkle Gestalt.
    Yardem hielt zwei Finger nach oben und hob fragend die großen Brauen. Zwei Wachen?
    Marcus schüttelte den Kopf, hielt einen dritten Finger hoch. Noch einer.
    Die beiden saßen reglos in den Schatten, und die verstreut liegenden umgestürzten Mauersteine ließen die Dunkelheit noch dichter wirken. Der Mond zog langsam seinen Bogen über den Himmel. Die Bewegung war kaum zu erkennen: ein einzelner Ast auf dem fernen Baum, der in der Brise langsamer als die anderen schwankte. Marcus deutete hin. Yardems Ohr zuckte lautlos; er trug keine Ohrringe, wenn sie kundschaften gingen. Marcus blickte ein letztes Mal über die Bucht und merkte sich alles, so gut er konnte. Sie verschmolzen wieder mit dem abwärtsführenden Hang und mit den Schatten. Erst bewegten sie sich nach Norden, dann nach Westen. Sie sprachen nicht, bis sie doppelt so weit gekommen waren, wie ihre Stimmen trugen.
    »Wie viele hast du gesehen?«, fragte Marcus.
    Yardem spuckte nachdenklich aus. »Nicht mehr als siebzig, Hauptmann«, sagte er.
    »So viele habe ich auch gezählt.«
    Der Weg war nicht viel mehr als ein Trampelpfad. Kaum Abstand zwischen den Bäumen. Es würde nicht mehr viele Wochen dauern, dann hätten die sommerlichen Blätter den Pfad erstickt, aber heute Nacht wurden ihre Schritte von gut durchgefaultem Laub und dem weichen Moos des Frühlings gedämpft. In der Dunkelheit unter den Blättern blieben vom Mondlicht lediglich ein paar verstreute Sprenkel.
    »Wir könnten zurück zur Stadt gehen«, sagte Yardem. »Hundert Mann aufstellen. Vielleicht auch noch ein Schiff.«
    »Denkst du, Pyk würde uns das bezahlen?«
    »Wir könnten es von jemandem leihen.«
    Im Unterholz huschte ein kleines Tier davon, das vor ihnen flüchtete, als wären sie ein Waldbrand.
    »Das Schiff, das am weitesten von der Küste entfernt war, lag tiefer im Wasser als die anderen«, bemerkte Marcus.
    »Ja.«
    »Wenn wir mit einem Schiff anrücken, werden sie uns sehen. Bis wir da sind, gibt hier es nur noch leeres Wasser.«
    Yardem war still bis auf ein leises Brummen, als er mit dem Kopf gegen einen tiefhängenden Ast stieß. Marcus heftete den Blick auf die Dunkelheit, ohne wirklich etwas zu sehen. Seine Beine machten das Auf und Ab mühelos mit. Sein Verstand kaute auf der Denkaufgabe herum.
    »Wenn sie uns an Land kommen sehen«, sagte er, »rudern sie die Boote hinaus und winken uns vom Meer aus zu. Wenn wir sie an Land in einem gerechten Kampf festsetzen, mit den Männern, die wir jetzt haben, sind sie uns an Zahl und wegen des Geländes überlegen. Wenn wir warten, bis wir mehr Schwert- und Bogenkämpfer haben, sind sie vielleicht schon weitergezogen.«
    »Schwierige Sache, Hauptmann.«
    »Vorschläge?«
    »Lasst Euch für einen ehrlichen Krieg anwerben.«
    Marcus lachte bitter auf.
    Sein Trupp hatte ein Lager im Dunkeln aufgeschlagen, aber der Klang ihrer Stimmen und die Gerüche ihres Essens zogen in die Finsternis hinaus. Er hatte fünfzig Mann verschiedenster Rassen dabei – Kurtadam mit Otterpelzen, Timzinae mit schwarzem Chitin, Erstgeborene. Sogar ein halbes Dutzend Jasuru mit bronzenen Schuppen hatte sich in letzter Minute anwerben lassen, als ihr Vertrag als Hausgarde ins Wasser gefallen war. Dadurch kam es zu größerer Anspannung im Lager, aber die üblichen Beleidigungen zwischen den Rassen blieben aus. Sie waren Kurtadam, Timzinae und Jasuru, nicht Klicker , Wanzen und Groschen . Und niemand sagte ein böses Wort über Erstgeborene, wenn es ein Erstgeborener war, der festsetzte, wer die Latrinen aushob.
    Und mit dieser Mischung konnte Marcus günstigerweise auch einiges anfangen.
    Ahariel Akkabrian hatte sich als einer der Ersten der Wache angeschlossen, als die Zweigstelle der Medean-Bank in Porte Oliva noch eine riskante Spekulation mit geringen Gewinnaussichten gewesen war. Sein Pelz wurde grau, besonders um den Mund herum und auf dem Rücken, aber die Perlen, die er hineingeflochten hatte, waren aus Silber statt aus Glas. Er saß auf seiner Bettrolle, als Marcus sich duckte, um sein Zelt zu betreten. Seine Augen waren trüb vom Schlaf, aber seine Stimme war klar und deutlich.
    »Hauptmann Wester. Yardem.«
    »Tut mir

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