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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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eine Menschenmenge. Enen, die Kurtadam, die Marcus als Wächterin angeheuert hatte, als Cithrin ihn damals ausgeschickt hatte, um die Zweigstelle aufzubauen, kam mit einer aufwendigen Marionette heraus, die sie in den Armen wiegte wie ein schlafendes Kind. Sie legte sie sanft auf dem wachsenden Berg von Gegenständen ab.
    »Wie könnt Ihr das tun?«, schrie der Kurtadam sie an. »Wie könnt Ihr das jemandem von Eurer eigenen Art antun?«
    Enen beachtete ihn nicht und ging wieder zurück ins Haus. Ein Jasuru – Hart hieß er – kam mit einer doppelten Armladung Kleidung heraus. Manches davon war aus Seide und Brokat. Es war nicht schwer zu erkennen, wohin das Geld der Bank geflossen war, aber das Pfand für das Darlehen bestand nicht aus Hemden und Hosen. Es waren nicht einmal die fein gearbeiteten Marionetten. Es waren die Rechte am Haus selbst, und daher war es nun, da die vertraglichen Bedingungen nach einem Ausfall zum Zuge kamen, das Haus, das Marcus und seine Wachen an sich nahmen. Yardem duckte sich unter dem niedrigen Eingang hindurch, eine gesteppte Matratze unter dem Arm. Der Kurtadam brach in hoffnungslose Tränen aus.
    In der Menge lachte ein Mann auf und ahmte ein übertriebenes Weinen nach.
    »Das ist alles, Hauptmann«, sagte Yardem. »Wir haben angefangen, es zu vernageln. Es wird gesichert.«
    »Danke«, erwiderte Marcus.
    »Ja, Hauptmann.«
    Der Kurtadam saß auf seiner Matratze, den Kopf in den Händen geborgen. Er wurde von Schluchzern geschüttelt. Marcus ging neben ihm in die Hocke.
    »Nun gut«, sagte Marcus. »Es geht folgendermaßen weiter: Ihr werdet zornig sein, und Ihr werdet es uns heimzahlen wollen. Mir, der Bank, wem auch immer. Es wird eine Woche dauern, vielleicht mehr, um über das Gröbste hinwegzukommen, aber bis dahin werdet Ihr nicht klar denken können. Ihr werdet Euch sagen, dass es das Richtige ist, das Haus niederzubrennen. Wenn Ihr es nicht haben könnt, soll es keiner haben. Hört Ihr mir zu?«
    »Dreck sollt Ihr fressen«, stieß der Mann zwischen zwei Schluchzern hervor.
    »Das werte ich als Ja. Also werde ich ein paar meiner Leute hierlassen. Sie werden im Haus und auf der Straße sein, einfach um sich darum zu kümmern, dass nichts Unvorteilhaftes geschieht. Wenn jemand das Haus betritt, werden sie ihn töten. Wenn jemand versucht, das Haus von außen zu beschädigen, werden sie ihm ziemlich wehtun. Diesen Tanz müssen wir nicht unbedingt aufs Parkett legen, einverstanden?«
    Vielleicht lag es daran, wie sanft die Drohung klang, aber der Kurtadam hielt lange genug inne, um zu nicken. Das war zumindest ein gutes Zeichen.
    »Ich werde Euch jetzt ein Angebot machen«, fuhr Marcus fort. »Ich will Euch damit nicht beleidigen. Das Angebot kommt nicht von der Bank, sondern von mir. Ihr habt all diese Sachen und keinen Ort dafür. Eure Sachen werden auf der Straße verrotten. Das wird Euch nicht viel helfen. Ich werde Euch dreißig Eichgewicht Silber für alles zusammen geben, und Ihr könnt gehen. Wieder neu anfangen.«
    Tränen quollen dem Mann aus den Augen, perlten über seinen öligen, feinen Otterpelz wie Tautropfen. »Ist mehr wert«, keuchte er erstickt.
    »Nicht, wenn es auf der Straße liegt«, sagte Marcus.
    »Ich brauche meine Marionetten. Davon lebe ich.«
    »Dann könnt Ihr drei von den Marionetten behalten. Gleicher Preis.«
    Verzweiflung trat auf das Gesicht des Mannes, als er seine Truhen und Kleider betrachtete, eine große Gipsvase, in der Schnittblumen welkten. Die Menge schaute belustigt oder mit geheucheltem Mitleid zu.
    »Ich hätte bezahlt«, sagte der Mann leise.
    »Hättet Ihr nicht«, erwiderte Marcus. »Und das ist jetzt alles vorbei. Nehmt Eure Puppen und Euer Silber und versucht es noch einmal, ja?«
    Der Mann nickte. Es kamen noch mehr Tränen. Marcus drückte dem Mann einen Beutel mit dem Silber in die Hand.
    »Nun gut, laden wir das alles auf, außer den drei Marionetten, die er haben will, und bringen es zurück zum Lagerhaus.«
    »Ja, Hauptmann«, sagte Yardem. »Und anschließend?«
    »Ins Badehaus. Ich fühle mich ein wenig beschmutzt.«
    Der Sommer von Porte Oliva war ein Halunke. Er verbarg sich hinter der sanften Brise, die vom Meer hereinwehte, und den langen, angenehmen Abenden. Er sprach mit den freundlichen und Sicherheit verheißenden Stimmen der Brandung und des Vogelgezwitschers. Wenn sich mittags die Sonne wie eine Hand anfühlte, die ihm schwer auf der Schulter lag, konnte Marcus es immer noch kameradschaftlich nennen. Doch der

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