Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
Angriff kam sicher – sengende Tage und schweißerfüllte Nächte. Die Kurtadam schoren sich dann, bis kaum mehr als Stoppel von ihrem Pelz übrig waren. Die Erstgeborenen und Cinnae verzichteten zugunsten der Bequemlichkeit auf die Sittsamkeit. Der Arbeitstag endete gleich nach Mittag, wenn die Stadt in fiebrige Träume verfiel, bis der Abend kam, an dem die Sommersonne einen Teil ihrer Heftigkeit einbüßte.
    Noch war der Angriff nicht erfolgt. Noch verleitete der Frühling sie alle dazu, nachlässig in ihrer Wachsamkeit zu sein. Aber er würde kommen.
    Cithrin war seit über zwei Wochen fort und befand sich wahrscheinlich auf dem Wasser zwischen Sara-sur-mar und Carse. Die Tage ohne sie waren aus demselben Stoff gewirkt wie die mit ihr – Zahlungen mussten erbracht, der Tresor bewacht, Gelder eingetrieben werden. Hier und da brauchte ein Kunde oder Geschäftspartner ein paar Schwertkämpfer, die mit jemandem einen Spaziergang machten oder Ähnliches. Nun, da Pyks Rolle nicht zur Debatte stand, schien sie sich ein wenig zu entspannen, sorgte aber dennoch für Dutzende kleine Aufgaben, die erledigt werden mussten, und beschwerte sich dann darüber, dass es Geld kostete, sich um sie zu kümmern. Also hatte sich gewissermaßen nichts geändert und andererseits trotzdem alles.
    »Ich werde ihr nachreisen«, sagte Marcus.
    Yardem beugte sich vor und nippte bedächtig an seinem Bier. Seine Stille war nachdenklich und missbilligend. Marcus lehnte sich über den Tisch aus groben Brettern. Es war ihre übliche Schenke. Drei junge Jasuru, deren Schuppen leuch teten wie bei Grasnattern, spielten im Hof Trommel, und die komplexen Rhythmen erfüllten die Luft. Marcus nahm seine Schüssel mit Rindfleisch und Zuckerschoten zur Hand, schaute hinein und stellte sie wieder ab.
    »Ich habe über die Zeit nachgedacht, als wir von Vanai hergekommen sind … als Cithrin sich als Junge ausgegeben hat«, sagte er.
    Yardem nickte. »Dann würdet Ihr also in einem Kleid losziehen, Hauptmann?«
    »Ich könnte mich wie ein Fuhrmann kleiden. Oder ein Händler. Es ist ja nicht so, als ob ich mich irgendwo ankündigen müsste. Nur hinreiten, mich still verhalten, und wenn sie bereit zur Rückkehr ist, kann ich dann mit ihr zusammen reisen.«
    »Warum?«
    »Weil es keinen Sinn hat, sich weiter zu verstecken, wenn ich aus Nordstade weggehe, oder?«
    »Ich meine, weshalb solltet Ihr ihr nachreisen, Hauptmann? Was bringt das?«
    »Ich möchte meinen, das ist offensichtlich. Um für ihre Sicherheit zu sorgen.«
    Yardem seufzte.
    »Was?«, fragte Marcus. »Sprich dich aus. Du weißt, dass du es loswerden willst. Erzähl mir, dass sie nicht in Gefahr ist und dass Corisen Mout und Barth so gut wie jeder andere für ihre Sicherheit sorgen können. Sie ist in einen Krieg unterwegs. Einen echten, keines der kleinen Hütchenspiele, wo es darum geht, wer in Maccia regiert oder dergleichen. Ihr ist nicht klar, wie sich diese Art von Gewalt ausbreiten kann. Und du weißt, dass das stimmt.«
    »Wenn Ihr glaubt, dass drei Schwerter sie verteidigen können, wo zwei es nicht schaffen, wieso schickt Ihr nicht jemand anders, Hauptmann? Enen ist schon in Carse gewesen.«
    Yardems dunkler Blick kreuzte seinen. Yardems ironische Unterwürfigkeit war im Lauf der Jahre so sehr zur Gewohnheit geworden, dass Marcus manchmal die Härte vergaß, die von den Zügen des Tralgu Besitz ergreifen konnte. In Augenblicken wie diesem war es leicht vorstellbar, dass die Tralgu für die Jagd und das Töten genauso gezüchtet worden waren wie für ihre tödliche Loyalität. Marcus suchte stumm nach einigen Argumenten, aber unter Yardems unerbittlichem Blick wirkten sie alle, als wolle man einen Baum mit einem stumpfen Messer fällen.
    »Ihr wünscht Euch, dass sie in Schwierigkeiten ist, Hauptmann, aber sie ist es nicht.«
    Marcus’ Ungeduld regte sich. Er spürte, wie sein Blick kalt wurde. »Und das soll heißen?«
    Yardem zuckte mit einem Ohr, so dass die Ringe klimperten, und wandte sich wieder seinem Becher zu. Als er ihn heben wollte, legte Marcus die Hand über die Öffnung und drückte ihn zurück auf den Tisch.
    »Ich habe etwas gefragt.«
    Yardem brummte. »Nach Ellis, Hauptmann, habt Ihr Vergeltung gesucht.«
    »Ich habe nach Gerechtigkeit gesucht.«
    »Wenn Ihr es sagt«, erwiderte Yardem unbeeindruckt. »Ich war mit Euch dort. Es war nicht wie jetzt, aber ich war da. Ich habe das Ganze miterlebt. Ihr habt Frühlingssee nicht einfach nur getötet. Ihr habt seinen Tod

Weitere Kostenlose Bücher