Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
eine Ehre. Es … ja.«
    »Ich wünschte, Mutter würde es noch erleben.«
    »Oh, oh ja. Ja, dazu hätte sie wohl etwas zu sagen gehabt, nicht wahr? Sie war ein Heißsporn, deine Mutter. Was für eine Frau.«
    Eine Grille zirpte. Die erste, die Geder in diesem Jahr zu hören glaubte. Plötzlich stieg eine große Traurigkeit in seiner Brust auf und mit ihr das Gefühl, sich beschweren zu müssen. Er hatte alles getan, was er konnte. Er war so nahe an das Königtum herangekommen, wie es ein Mann nur schaffen konnte, der nicht durch Blutsbande dazu ausersehen war. Er hatte Aster gerettet und Camnipol beschützt. Er hatte gewonnen, und trotzdem schien sein Vater distanziert. Enttäuscht.
    »Was ist los?«, fragte Geder, heftiger, als er vorgehabt hatte.
    »Nichts. Nichts, es ist nur der Krieg. Du weißt schon. All die Kämpfe letztes Jahr. All die Unruhe. Und nun das, und … ich weiß nicht. Ich war nie für das Leben bei Hofe bestimmt. All die Leute, die mich früher nicht beachtet haben und plötzlich vorgeben, dass es sie interessiert, was ich mir bei alldem denke.«
    Geder schnaubte. »Das kenne ich«, sagte er.
    »Wünschst du dir je, dass alles einfach wieder so sein könnte, wie es gewesen ist? Du und ich, zurück in Bruchhalm?«
    Geder beugte sich vor, die Hände ineinander verschränkt. »Manchmal, aber so wäre es nicht gekommen, oder? Wenn ich nicht in Vanai gewesen und genau zu diesem Zeitpunkt zurückgekommen wäre, hätten die Kämpfer von Maas und Issandrian die Stadt eingenommen. Aster wäre gestorben. Wir könnten nicht mehr die sein, die wir gewesen sind.« Geder zuckte mit den Schultern. »Das Wesen der Geschichte trotzt uns.«
    »Das ist wahr, nehme ich an. Und trotzdem blicke ich in die Zukunft, und ich fürchte sie. Wo endet all das letztlich?«
    »Ich denke nicht, dass der Krieg noch viel länger dauern wird«, sagte Geder. »Und wenn er vorbei ist, wird dieses Durcheinander ein Ende haben.«

D AWSON
    ES WAR ZWAR NICHT in Dawsons Sinne, aber nun war der Krieg im Süden. Seine Männer konnten den Fluss nicht überqueren, und wenn man einem neuerlichen Aufstand in Anninfeste den Riegel vorschob, konnte Asterilreich auch nirgends auf der Ostseite anlanden. Die Seeblockade im Norden brachte den Handel zum Erliegen und sorgte dafür, dass anteanische Schiffe nicht in Bedrängnis gerieten, aber solange die Grenze zu Nordstade offen blieb, konnten Nahrungsmittel und Versorgungsgüter von hinten nach Asterilreich strömen.
    Im späten Frühling wimmelte es von Mücken, auch wenn es kalt war. Die hohen Gräser reichten einem erwachsenen Mann bis zu den Ellbogen, verbargen Tümpel und schnitten den Pferden in die Flanken, bis sie bluteten. Die Straßen waren nicht gepflastert, es handelte sich lediglich um schmale Pfade sicheren Landes zwischen den Bächen. Das eisige Wasser war frisch gewesen, als es die hohen Gletscher auf den Bergen im Süden verlassen hatte, aber nun war es ungenießbar. Bäume waren ihnen im Weg, wo keine Tümpel waren. Langsam ließ der Schimmel die Kleidung der Männer zerfallen, und Dawson hatte mehr Soldaten ans Fieber verloren als an die Schwerter des Feindes. Sein einziger Trost war, dass es den Streitkräften von Asterilreich nicht anders erging. Es gab keine Garnisonen, in denen man Schutz suchen konnte, keine Festungen. Der Einzige, der etwas erlebt hatte, was einer richtigen Schlacht bisher am nächsten kam, war der arme Tor Alan Klin, bei dem Geder Palliako darauf bestanden hatte, dass er die Vorhut übernahm, und auch er hatte nur ein einziges echtes Scharmützel in einer hohen Wiese mitgemacht und war zurückgetrieben worden.
    Und dann waren die Befehle gekommen, in Palliakos eigener Handschrift und mit seinem Siegel. Er sollte seine Armee zur Serefbrücke zurückziehen, um dort auf eine Gruppe Priester zu treffen, die irgendwie die runde Festung überwinden und den schnellen Weg nach Kaltfel öffnen würden. Dawson hatte um eine Erläuterung gebeten. Nicht dass er es nicht verstanden hätte, aber wenn er den Befehl akzeptierte und mit seinen Männern nach Norden zog, hätte das nur bedeutet, sich wieder hierher zurückschleppen und den ganzen qualvollen Feld zug von vorn beginnen zu müssen, falls Palliakos Kultisten scheiterten. Die Erläuterung war gekommen, und Dawson war nichts übrig geblieben, als zu gehorchen.
    Als er sich bei Anbruch des Sommers nach Norden aufgemacht hatte, hatte er sich zumindest ausgemalt, dass er einen Trupp Kriegspriester antreffen würde,

Weitere Kostenlose Bücher