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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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beschaffen. Lügen haben über uns keine Macht, und die Worte, die wir sprechen, sind wahr.«
    »Die Worte, die Ihr sprecht, werden keinen Schwertstreich fehlgehen lassen«, sagte Dawson.
    »Schwertstreiche gehen fehl, weil Hände fehlgehen. Hände gehen fehl, weil das Herz es sagt. Hört auf meine Stimme, Herr, und wisst, was die Männer, die uns gehört haben, bereits wissen. Was Ihr wollt, gehört Euch bereits. Die Klingen von Antea sind aus Stahl, und Eure Feinde sind wie Gras vor Euch.«
    »Ja, nun, Ihr habt das Gras nicht gesehen, dort, wo ich gerade herkomme«, erwiderte Dawson, aber seine Gedanken waren schon woanders.
    Der Raum war eng und heiß, die Luft war schwer. Es fühlte sich an wie dieser Krieg. Einengend, eingesperrt. Sie würden Jahre in diesen Sümpfen verbringen, sich Meile um Meile nach Norden kämpfen. Schon hatten sie zu viel von der Pflanzzeit verpasst. Im Herbst würde die Nahrung knapp werden, und nächstes Frühjahr würden Menschen verhungern. Und dort standen sie jetzt. Heute.
    Wenn das, was die Priester sagten, nur wahr wäre, dann würden Hunderte – vielleicht Tausende – leben, die jetzt zum Sterben verdammt waren. Viele davon waren die Männer, die er gerade befehligte. Die Toten warteten vor der Festung, warteten nur darauf, dass sie mit dem Sterben an der Reihe waren. Vielleicht spielte es keine Rolle, ob sie hier auf dieser Brücke oder in eineinhalb Jahren starben, im Schlamm von Asterilreich verhungerten.
    »Hört auf meine Stimme«, sagte der Priester erneut. Er schien von dem Satz ausgesprochen angetan. »Dieser Krieg gehört Euch, wenn Ihr das Geschenk von uns annehmt.«
    Dawson holte tief Luft. Er wusste, dass er dem Untergang geweiht war. Sein Gefühl und seine Erfahrung sagten ihm, dass er scheitern würde. Und doch, gegen all dieses Wissen stand eine neue Kraft, ein Teil seines Inneren, der gerade erwachte, den er weder mit offenen Armen empfangen noch leugnen konnte. Es war, als versuche man, aus einem Traum aufzuwachen, und wüsste nicht recht, was der Traum war und was die wache Welt. Dawsons Kopf fühlte sich an, als wäre er mit ungekämmter Wolle ausgestopft.
    »Das ist Wahnsinn«, sagte er.
    »Dann erfreut Euch am Wahnsinn«, erwiderte der Priester. »Und dann am Sieg.«
    Sie bewaffneten sich.
    Die Priester hatten mit allen Männern sprechen wollen, um ihnen zu versichern, dass all das, was nun geschehen würde, nicht bedeutete, dass Lordmarschall Kalliam dreihundert Männer auf eine Rampe zum Schlachthaus schickte. Dawson hatte es nicht gestattet. Es war schlimm genug, dass Palliako Befehle von ausländischen Priestern annahm. Dass er selbst sie von Palliako bekam.
    Sobald sie den engen, kleinen Raum verlassen hatten, waren Reue und Bedenken langsam wieder zu ihm zurückgekehrt. Aber da hatte er den Befehl bereits erteilt, und es gab immer noch die leise, beinahe stumme Stimme in seinem Verstand, die behauptete, dass vielleicht alles ein gutes Ende nehmen würde.
    Die ganze Nacht hatten die Priester auf der Brücke gestanden und in die Dunkelheit gerufen, bis sie heiser gewesen waren. Der Fluss schien mit ihnen zu rufen. Die Rhetorik war der sehr ähnlich, die Dawson bereits gehört hatte, aber es gab hin und wieder eine Ausschmückung. Die Geister der Toten marschierten neben den Soldaten von Antea und bewahrten sie vor Schaden. Der Pfeil, den man auf anteanische Soldaten abschoss, würde abgelenkt werden. Der Fluss selbst war mit dem Gespaltenen Thron im Bunde. Neckereien auf dem Schulhof waren von ähnlicher Feinsinnigkeit, aber im Verlauf der langen schwarzen Stunden erwuchs daraus eine Geschichte, in der es ein Unglück war, Asterilreich treu ergeben zu sein.
    Dawson versuchte zu schlafen, doch es gelang ihm nur für wenige Stunden. Und dann kam sein Knappe und sagte ihm, dass es an der Zeit war.
    Der Angriff würde im Morgengrauen erfolgen, wenn die Sonne dem Feind in die Augen stach. Sie hatten inzwischen eine bessere Ramme, einen breiteren Stamm, an dessen Ende ein Bronzekeil befestigt war. Ein schmales Dach aus Latten und Stroh würde Pfeile verlangsamen. Alles andere, was mög lich war, würde trotzdem darauf herabregnen. Heißes Öl oder kochendes Wasser. Offenes Feuer. Es könnte eine halbe Stunde dauern, die gegnerischen Tore zu zerschmettern. Wie viele Männer konnte er in einer halben Stunde verlieren? Alle vermutlich.
    Dunst stieg vom Boden auf, als das erste bleiche Dämmerlicht hervorkam, während sich blaue und rosarote Finger über den

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