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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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nicht, was Ihr meint.«
    Basrahip erhob sich. Die Erde des falschen Schlachtfelds beschmutzte seine Knie, und er wischte mit einer breiten Hand darüber. Seine Stimme war ruhig. »Lasst mich drei meiner Priester dorthin schicken und gebt mir zwanzig Tage. Dann bringt Eure Armeen, und wir werden diesen Weg öffnen und Euren Krieg beenden. Lasst mich das für Euch tun, ja?«
    »Ja«, sagte Geder. »Wenn Ihr das tun könnt, dann ja.«
    Das erste Mal – das einzige Mal bisher –, dass Geder über irgendetwas den Befehl gehabt hatte, war Vanai gewesen, und das hatte sich als grausamer Scherz erwiesen. Er wusste immer noch nicht, welche Machenschaften dahintersteckten, dass eine Fraktion des Hofes darauf gebaut hatte, die Herrschaft über Vanai zu verlieren, indem man den dummen, unvorbereiteten Geder Palliako dafür verantwortlich machte. Nun, da er über das Königreich verfügte, waren ihm die Treue und die Unterstützung aller sicher. Die intrigante Hofpolitik würde niemals aufhören, aber die großen Geister standen nun ihm Rede und Antwort, und sein Ziel war der Sieg des Königreichs über seine Feinde. Niemand konnte sich wünschen, dass er scheiterte, ohne zum Verräter zu werden.
    Das änderte alles. Selbst die Männer, die ihn ausgelacht hatten, die ihn als traurigen Witz betrachtet hatten, fürchteten ihn nun. Selbst sie halfen ihm jetzt, wenn er es verlangte.
    Er saß an jenem Abend bei einem Festmahl, das Sir Gospey Allintot ausrichtete. Es war nicht lange her, dass Allintot, wenn auch nicht sein Feind, so zumindest gewiss kein Freund gewesen war. Und nun buckelte sein ganzer Haushalt, um Geder die Ehre zu erweisen.
    Basrahip saß an seiner Seite, während sich die Halle mit Allintots Gästen füllte: Lady Oesteroth, die den Dolch ihres Gemahls trug, um zu zeigen, dass er für die Krone im Feld war. Jorey Kalliam und seine neue Braut. Sir Emund Serri nian, der Graf von Weißfurt. Und zu spät und als Letzter kam der Graf von Bruchhalm an den hohen Tisch, Lerer Palliako. Geders Vater.
    Geder ging zu ihm und zerrte ihn nach vorn. Sein Vater blickte blinzelnd auf die Menge.
    »Ich glaube nicht, dass ich jemals am hohen Tisch gewesen bin«, sagte sein Vater. »Ich bewege mich dieser Tage über meinen Kreisen, mein Junge. Weit darüber.«
    »Ich denke, wenn dein Sohn der Regent ist, dann bist du Teil dieser hohen Kreise«, erwiderte Geder, der ein wenig nervös lachte.
    Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und nickte, aber er sagte nichts mehr. Das Festmahl war üppig – kandiertes Schwein mit Zwiebeln, Fasan aus der Winterzucht in seinem eigenen Fett, Lerchenzungen und Johannisbeeren –, und alles wurde auf Tellern aus Silber und Gold serviert. Ein Kundiger trat zur Unterhaltung vor, der die Namen von Engeln und Geistern rief, bis ein gespenstisches Licht seine Augen füllte und seine Hände hell wie Kerzen leuchteten. Geder sah zu, aber seine Freude daran war wegen des reglosen Blicks und des halb geleerten Tellers seines Vaters etwas abgekühlt. Als die Vorführung des Kundigen vorüber war und seine verbrauchte und ausgestreckt daliegende Gestalt unter Gelächter und Heiterkeit von den Dienern weggetragen wurde, beugte sich Geder dicht zu seinem Vater.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Lerer. »Nein, mein Junge. Alles ist gut.«
    Er brauchte Basrahips Gabe nicht, um zu wissen, dass es nicht der Wahrheit entsprach.
    »Komm, geh ein Stück mit mir«, sagte Geder.
    Sie waren allein, aber natürlich stimmte das nicht. Die Garde des Regenten und die Leibdiener folgten ihnen mit etwas Abstand, während Geder und sein Vater den langen, schwarz gepflasterten Weg zu Allintots Hof abschritten. Die Kutschen und Sänften warteten im verblassenden Sonnenlicht, bereit, all jene Hochgeborenen verschwinden zu lassen, die woandershin wollten. Keiner von ihnen würde sich auch nur einen Fingerbreit entfernen, solange Geder auf dem Fest blieb. Wenn er bis zum Sonnenaufgang blieb, würden auch sie es tun. Der Gedanke war merkwürdig und komisch, und Geder ertappte sich dabei, es versuchen zu wollen, nur um zu sehen, wie die hohen Herren und Damen des Hofes sich darum bemühten wachzubleiben und vorgaben, sich zu vergnügen, während die Nacht hinter ihnen immer länger wurde.
    Sein Vater fand eine Bank und setzte sich. Geder ließ sich neben ihm nieder.
    »Es ist ganz schön viel in gar nicht viel Zeit, nicht wahr?«, fragte sein Vater. »Mein Sohn. Der Lordregent. Wer hätte das gedacht? Es ist

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