Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
kniff den Mund fest zusammen, und zwei leuchtende Flecken erschienen auf ihren Wangen.
Clara hob die Augenbrauen und beugte sich nach vorn, forderte sie zu einer Bemerkung oder einer Weigerung auf. Es war die gleiche Pose, die sie vor Elisia eingenommen hatte, seit ihre Tochter ein Wickelkind gewesen war, und langer Gewohnheit wohnte eine gewisse Macht inne.
»Entschuldige mich einen Augenblick«, bat Elisia. »Ich glaube, Corl hat nach mir gerufen.«
»Sicher, Liebes«, sagte Clara. »Ich warte hier.«
Clara griff nach ihrer Tasse. Der Tee war kalt geworden, aber sie trank ihn trotzdem. Kinder waren schwierig, weil sie eigene Leute wurden. Es hatte eine Zeit gegeben, da war Elisia mit jeder Schramme und jedem verletzten Gefühl zu Clara gelaufen, aber das Mädchen war fort, und diese junge Frau hatte ihren Platz eingenommen, und Clara würde niemals laut aussprechen, dass sie über diesen Tausch vielleicht nicht ganz glücklich war.
Clara sah, wie ein Diener aus dem Haus trottete. Es war ein neuer Junge. Messin oder Mertin oder etwas in der Art. Sie würde es auf diskrete Weise herausfinden müssen. Die Uniform stand ihm gut, und seine Stimme war sanft.
»Meine Dame, ein Herr ist hier, um Euch zu sehen. Sir Curtin Issandrian.«
»Wirklich?«, fragte Clara. »Wie mutig von ihm.«
»Soll ich ihn hinausbringen?«
»Hinaus in den Garten oder hinaus auf die Straße, meinst du?«, fragte Clara und winkte dann ab. »Bring ihn in die Bibliothek meines Gemahls. Ich werde dort mit ihm sprechen. Gott weiß, was er hören würde, wenn ich ihn hier heraus unter diese Frauen lasse.«
»Ja, meine Dame«, erwiderte der Junge – Meanan, das war es. Clara blieb noch eine Minute sitzen, um den Dienern die Zeit zu geben, Issandrian an den richtigen Ort zu bringen, dann stand sie auf, strich ihr Kleid glatt und begab sich ins Haus. Elisia würde nicht mehr mit ihr reden, bis sie sich beruhigt hatte, und Sabiha weinte vermutlich irgendwo im Stillen. Clara ging davon aus, dass eine Audienz von einer halben Stunde nicht viel Gelegenheit für weitere Unannehmlichkeiten schuf.
Mit kurzem Haar wirkte Curtin Issandrian älter. Oder vielleicht hatte das letzte Jahr schwerer auf ihm gelastet. Um seinen Mund und seine Augen fanden sich Linien, die beim letzten Mal, als er in ihr Haus gekommen war, nicht da gewesen waren. Das war in einer anderen Welt gewesen.
»Lord Issandrian«, sagte sie und betrat das Zimmer.
»Baronin Osterling«, erwiderte er und verbeugte sich förmlich.
»Ich hoffe, Ihr seid nicht gekommen, um meinen Gemahl zu treffen«, sagte Clara. »Er ist im Augenblick unterwegs, um die Armee zu führen.«
»Ich glaube, jeder weiß über die Erfolge Eures Gemahls im Feld Bescheid«, erklärte Issandrian. »Nein, ich bin gekommen, um mit Euch zu sprechen. Um Euch darum zu bitten, vermittelnd einzuschreiten.«
Clara ließ sich auf ihrem Diwan nieder, und Issandrian setzte sich ihr gegenüber, die Hände vor sich verschränkt. Er sah schrecklich müde aus.
»Ich weiß, dass Euer Gemahl und ich uns einige Male in den Haaren lagen«, begann er. »Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass er ein ehrbarer Mann ist und der Krone und dem Königreich treu ergeben.«
»Sehr sogar«, erwiderte Clara.
»Und Eure Söhne gehören zu den vielversprechendsten jungen Männern am Hof. Vicarian ist ein Vorzeigestudent und wird überall gelobt. Barriath und Jorey sind nun beide mit Lord Skestinin verbündet. Und natürlich wird Jorey von vielen als der engste Freund des Regenten angesehen.«
Issandrian schluckte. Clara faltete die Hände.
»Geht es darum, was mit Feldin Maas geschehen ist?«, fragte sie. »Niemand hat Euch des Verrats angeklagt, mein Lord. Ihr werdet nicht beschuldigt wie er, und wirklich, der Hof ist doch nicht so groß. Wir sind alle irgendwie miteinander verbunden. Die arme Phelia war meine Base, und es glaubt ganz sicher niemand, dass wir in den Verrat von Maas verwickelt waren.«
»Bei allem Respekt«, sagte Issandrian. »Ihr und Phelia Maas wart doch das Werkzeug, um Maas aufzuhalten. Und der Lordregent Palliako. Ich hatte nicht das Glück, an diesen Ereignissen beteiligt zu sein.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es ein Glück ist, wenn man zusieht, wie die eigene Base von ihrem Gemahl niedergestreckt wird«, entgegnete Clara kühl.
»Es tut mir leid. Das war unbedacht formuliert. Ich habe nur gemeint, dass Eure treue Ergebenheit zur Krone sich deutlich gezeigt hat. Ich habe erst erfahren, wie tief
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