Dolly - 05 - Dollys großer Tag
teilen.”
Das gefiel Evelyn alles sehr gut. Sie mußte ja einen großen
Eindruck auf die Neue gemacht haben, obwohl sie gerade erst
angekommen war!
„Die anderen haben mir so viel von dir erzählt”, flüsterte Margret.
„Du mußt sehr beliebt sein!”
Das klang allerdings verdächtig. Evelyn war sich durchaus im klaren darüber, daß es mit ihrer Beliebtheit nicht weit her war. Margret plauderte lustig drauflos. Evelyn hörte zu, nicht so sehr, weil
es sie interessierte, sondern weil sie mit Essen vollauf beschäftigt war. „Es wird dich freuen zu hören, daß wir in den nächsten Wochen
nicht viel arbeiten müssen, Evelyn”, erzählte Alice mit zuckersüßer
Miene. „Wir haben dafür mehr Zeit für Sport und Gymnastik. Das
wird dir gefallen.”
Evelyn warf Alice einen ihrer berühmten Eisblicke zu. Aber leider
ließ sich Alice nie davon beeindrucken.
„Unsere Ausschußversammlung ist um halb sechs”, kündigte
Martina an. „Das ist die beste Zeit. Du kommst doch auch, Evelyn?
Hast du denn noch nichts von unserem Weihnachtsausschuß gehört?” Evelyn wußte nichts, war aber sofort begeistert. Sie sah sich schon
in einer Hauptrolle bei der Aufführung. Sie würde ihre Haare offen
tragen und einfach hinreißend sein!
Ähnliche Gedanken hatte Margret. Auch sie würde gern eine
Hauptrolle übernehmen, und auch sie wollte dann mit langen offenen
Haaren spielen.
„Als ich in Haus Müseling war…”, begann sie. Britta unterbrach sie
augenblicklich.
„O ja, hast du Evelyn schon vom Miesling-Haus erzählt?” Margret zog die Stirn in Falten. „Du weißt, daß es Haus Müseling
heißt”, sagte sie mit Würde. „Mademoiselle wußte bloß nicht, wie
man es ausspricht, als sie das sagte.”
Mademoiselle fing ihren Namen auf. Sie drehte sich um und
lächelte Margret zu. „Ah, du willst uns wieder vom Miesling-Haus
erzählen, von deiner schönen, alten Schule, n’est-ce pas? Hast du
Evelyn das Miesling-Haus noch nicht geschildert?”
Margret sah das Grinsen der anderen Mädchen und gab es auf. Sie
redete weiter auf Evelyn ein, die das ganze Zwischenspiel nicht
verstanden hatte und sich erstaunt umsah.
„In meiner alten Schule haben wir einmal Theater gespielt. Ich war
das Dornröschen. Ich mußte natürlich mein Haar offen tragen. Man
muß einfach jemand mit goldenem Haar für solche Rollen haben,
findest du nicht?”
Evelyn stimmte aus vollem Herzen zu. Sie war sehr stolz auf ihr
goldenes Haar, und es war immer ihr größter Wunsch, es auch in der
Schule offen zu tragen, wie sie es zu Hause tat.
„Der Prinz war fabelhaft”, fuhr Margret fort. „Ich muß dir wirklich
mal über dies Theaterstück erzählen. Du interessierst dich doch sehr
dafür, nicht wahr? Da war nämlich…”
Margret redete und redete und fand kein Ende. Evelyn wäre sie gern
losgeworden. Doch Margret verstand keine Andeutungen, dickfellig
und langsam wie sie war – genau wie Evelyn selber.
„Evelyn hat endlich ihren Meister gefunden”, sagte Dolly zu
Susanne.
„Komm mit”, sagte Susanne. „Wir trommeln die anderen
zusammen. Ich bin schon so gespannt, was bei dieser Versammlung
herauskommt.”
Bald war die ganze fünfte Klasse in ihrem Aufenthaltsraum
versammelt. Die Mädchen saßen auf Stühlen, räkelten sich auf den
Sofas oder lagen bäuchlings auf dem Teppich. Sie unterhielten sich
und lachten. Martina trat ein und ging geradewegs auf den Tisch zu,
hinter dem ein großer Stuhl stand. Sie schlug mit einem Buch auf den
Tisch.
„Ruhe!” rief sie. „Die Versammlung kann beginnen. Ihr wißt alle,
worum es geht. Wir sollen einen Ausschuß wählen, der die
Weihnachtsfeier der Schule in die Hand nimmt. Wir, die fünfte
Klasse, sollen diese Feier gestalten. Ich meine, die ganze Klasse sollte
sich jetzt darüber besprechen, was wir machen wollen.”
„Ein Kasperltheater!” rief jemand.
„Macht keine Witze! Zuallererst werden wir den Ausschuß wählen.
Ich habe Katja gebeten, Zettel zurechtzuschneiden. Wo sind sie,
Katja?”
Sie drehte sich zu Katja um, die neben ihr saß. Die reichte ihr einen
kleinen Stoß Zettel.
„Hier, ich habe es sofort erledigt, als du mich darum batest. Und
hier ist eine Schachtel. Ich hab sie aus dem Klassenschrank
genommen. Und ich habe hier genug Bleistifte für alle. Und dann…” „Genug, genug”, sagte Martina. „Das ist alles, was wir brauchen.
Wer verteilt die Zettel? Du, Marlies?”
Marlies hatte es sich auf einem kleinen Regal bequem gemacht und
baumelte mit den Beinen. Sie machte Anstalten,
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