Dolly - 05 - Dollys großer Tag
genau, was sie schreiben mußte,
um sie am meisten zu verletzen.
Sie erzählte Dolly davon und lachte, als sie ihr den Zettel zeigte.
„Ziemlich kurz diesmal, aber nicht gerade nett”, sagte sie.
„Oh, das ist scheußlich!” rief Dolly. „Wir müssen herausfinden, wer
das ist. Ärgere dich nicht. Es ist ja alles gar nicht wahr!”
„Das brauchst du nicht zu sagen”, sagte Martina und versuchte zu
lächeln. „Es ist nämlich wahr, eigentlich. Mehr als eine von euch hat
mich diktatorisch genannt, weißt du, und anmaßend und
unbeherrscht.”
Dolly starrte sie erschrocken an. „Martina… du denkst doch nicht
etwa, daß ich es war, oder? Oder Susanne? Oder Alice… oder…” Martina zuckte die Schultern und wendete sich ab. Dolly starrte ihr
bekümmert nach und wandte sich an Susanne.
„Wir müssen herausfinden, wer das ist. Wir können es nicht
zulassen, daß Martina uns alle verdächtigt!”
Der vierte Brief gelangte nicht an Martina. Er war in ein Buch auf
ihrem Pult gesteckt worden, aber das Buch war zufällig eines, das
Fräulein Pott ihr geliehen hatte. Und Martina gab es an Fräulein Pott
zurück, ohne den anonymen Brief zu entdecken.
Auf diese Weise entdeckte ihn Fräulein Pott. Er fiel aus dem Buch
auf den Boden. Sie hob das Papier vom Boden auf und las die Zeilen
durch.
„Verursachen Dir diese Briefe langsam Unbehagen? Du wirst noch
eine ganze Menge davon bekommen! Ich weiß noch einen Haufen
Schimpfnamen für Dich. Manchmal siehst Du wie ein Dämon aus, und
zwar ein unbeherrschter, anmaßender, finsterer. So wenigstens
erscheinst Du MIR.”
Fräulein Pott wunderte sich sehr über diesen Zettel. Sie las ihn ein
zweites Mal. Für wen war das bestimmt? Sie drehte ihn um und
bemerkten den Namen auf der Rückseite. Martina!
„Martina!” sagte sie. „Jemand hat das in das Buch gelegt, das ich
ihr geliehen habe. Einen anonymen Brief. Wer ist gemein genug, sich
so etwas auszudenken?”
Sie untersuchte die Handschrift, erkannte sie aber nicht. Sie ließ
Martina rufen, die ihr von den anderen Briefen erzählte. „Hast du
einen Verdacht, wer das geschrieben haben könnte?” fragte sie. Martina zögerte. „Ja. Aber ich bin nicht sicher, deshalb kann ich es
nicht sagen.”
„Geh und hole auch Susanne und Dolly”, sagte Fräulein Pott. „Das
muß sofort aufhören. Wenn jemand einmal mit so etwas anfängt, weiß
man nicht, was noch alles kommen kann.”
Dolly und Susanne kamen und lasen den Zettel.
„Wer hat das geschrieben?” fragte Fräulein Pott.
Alle drei blickten zu Boden. „Na?” wiederholte die Lehrerin. „Seid
ihr nicht auch der Meinung, daß das aufhören muß?”
„O ja, doch!” sagte Dolly.
„Na also. Wenn ihr eine Idee habt, wer es gewesen sein könnte, sagt
es mir”, sagte Fräulein Pott.
„Es könnten verschiedene Personen sein”, erwiderte Dolly. „Verschiedene?” fragte Fräulein Pott ungläubig. „Wollt ihr mir
vielleicht erzählen, daß mehrere Mädchen Martina hassen?” Eine Stille trat ein. Fräulein Pott stöhnte vor Verzweiflung. „Hat sie
denn so viele Feinde? Und weshalb? Was hat sie denn getan?” Die Fragen waren sehr unangenehm. Dolly und Susanne wußten
keine Antwort. Schließlich kam Martina ihnen zu Hilfe. Sie war blaß.
„Ich will Ihnen sagen, wer es sein könnte, Fräulein Pott!” sagte sie.
„Es könnte Evelyn sein. Oder Margret. Es könnte sogar Alice sein.” „Nein!” riefen Susanne und Dolly gleichzeitig.
Martina fuhr fort. „Es könnte Katja sein. Oder… oder Birgit.” „Birgit? Meinst du deine eigene Schwester aus der Vierten?” fragte
Fräulein Pott erstaunt.
Martina nickte traurig und vermied es, Dolly und Susanne
anzusehen. Fräulein Pott wandte sich den beiden zu. „Was haltet ihr
davon?” fragte sie.
„Ja… jede von denen könnte es sein, außer Alice”, meinte Dolly. „Alice ist zwar nicht gut auf Martina zu sprechen. Aber sie ist nicht hinterlistig. Wenn sie all das hätte sagen wollen, so hätte sie es laut
gesagt.”
„Ich bin ganz eurer Meinung”, sagte Fräulein Pott. „Alice können
wir mit Bestimmtheit weglassen. Dann bleiben immer noch vier
Personen, denen Martina zutraut, ihr die Briefe geschrieben zu haben.
Martina, was hast du nur getan, um sie so herauszufordern?” Martina antwortete nicht.
In der folgenden Woche geschah alles mögliche. Bei der nächsten Probe gerieten Alice und Martina wieder aneinander, und zwar ziemlich scharf. Es endete damit, daß Alice ihre Rolle niederlegte. Natürlich zog sich auch
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