Dolly - 08 - Eine aufregende Mitternachtsparty
gießt du dir den Leim hinein?” fragte Michaela, die beobachtet hatte, wie sich Anita beim allzu heftigen Umrühren die klebrige Flüssigkeit über die Füße schwappte.
„Ich bin eben ein Genießer”, gab Anita zurück. „Das solltest du auch mal probieren. Ein Gefühl wie Weihnachten.“
Will und Clarissa hatten sich die erste Bahn zurechtgeschnitten und auf den Tapeziertisch gelegt. Jetzt tauchten sie die breiten Pinsel in die hellgraue Pampe und begannen, den Leim auf dem Papier zu verstreichen.
„So, das müßte reichen. Faß du am oberen Ende an, ich unten.” Clarissa ergriff die feuchte Papierbahn und marschierte damit zum Schlafzimmer hinüber. „Wo ist der Stuhl? Wie soll ich denn ohne Stuhl bis an die obere Kante kommen?” schimpfte sie und sah sich um. „Will! Will? Wo bist du denn?”
Will stand mit dem abgerissenen Stück Tapete noch neben dem Tisch. „Ich glaube, das Papier ist zu naß geworden, es ist ganz durchgeweicht”, rief sie kläglich.
Clarissa stöhnte auf.
„Hoffentlich haben sie reichlich Tapete besorgt, damit wir uns solche Fehler leisten können. Also, noch mal das Ganze.
Und jetzt sparsamer.”
Wieder schnitten sie sich eine Bahn zurecht und breiteten sie auf dem Tisch aus, wo sie mit einem dünnen Film des Leims bestrichen wurde.
„Warte, ich muß mir erst den Stuhl hinstellen.” Clarissa verschwand im Nebenraum und kam gleich darauf wieder. „So – ganz vorsichtig!”
Diesmal trugen sie die Papierbahn so sorgsam wie die sieben Zwerge Schneewittchens gläsernen Sarg. Clarissa stieg auf den Stuhl und legte die obere Kante an.
„Ist es so gerade?”
„Warte, dazu muß ich von weitem schauen.” Will ließ das untere Ende der Tapete los und trat ein paar Schritte zurück. Sofort legte sich das klebrige Papier auf die Wand – schief und mit ein paar ansehnlichen Falten.
„So geht’s nicht.” Will zog die Tapete vorsichtig wieder von der Wand ab. „Ach was, wenn du die Kante oben ganz glatt anlegst, muß es ja gerade werden.”
Clarissa drückte die obere Kante an und strich mit den flachen Händen nach unten. Will hielt die untere Kante etwas von der Wand ab und gab nur soviel nach, wie Clarissa die Tapete andrücken konnte. Als sie unten angekommen war, sahen sie sich stolz an.
„Na bitte! Ganz gerade und glatt! Wer sagt’s denn…”
Von oben her kam ein Rauschen wie von Vogelschwingen. Erschrocken schauten die beiden Mädchen hinauf. Da kam ihnen auch schon die Tapete entgegengerollt.
„Jetzt war’s wohl doch zuwenig”, stellte Clarissa überflüssigerweise fest.
„Was macht ihr denn da?” Dolly kam ins Zimmer, um ihre Schüssel mit Leim nachzufüllen. „Ich würde euch empfehlen, die Wand vorher ebenfalls einzustreichen, dann hält die Tapete noch besser.”
„Hast du das gehört? Noch besser, ich hätte nicht gedacht, daß das überhaupt möglich ist”, flachste Will. „Na schön, du hast uns überzeugt. Versuchen wir’s noch mal.”
Allmählich bekamen sie Übung und waren schließlich sogar schneller fertig als die anderen in Küche und Kinderzimmer.
„Machen wir Feierabend?” fragte Clarissa Dolly, die gerade das Kinderzimmer mit einer lustig bunten Kante versah, die alle Unebenheiten gnädig verdeckte.
„Eigentlich wollten wir heute wenigstens noch den Flur schaffen. Dann bleibt für morgen nur noch das Wohnzimmer – und Marjas Zimmer.”
„Ja, laß uns den Flur heute noch fertigmachen”, rief Susanne aus der Küche. „Wenn wir alle zusammenarbeiten, geht es schnell.”
Susanne hatte recht, die Wände im Flur waren schnell tapeziert – Susanne, Dolly und Marianne arbeiteten auf der einen Seite, Will, Clarissa, Anita und Michaela auf der anderen.
Dolly richtete sich stöhnend auf und rieb sich den Rücken, als die letzte Bahn festsaß.
„Was soll denn das?” Ungläubig starrte sie auf Anita und Michaela, die mit einer mehrere Meter langen Bahn um die Ecke bogen.
„Die ist für oben. Hast du nicht gelesen? Die Decke soll doch mittapeziert werden.”
„Ach du grüne Neune – wenn ich das geahnt hätte! Ihr seid vielleicht ein paar Herzchen! Wie konntet ihr auf die Idee kommen, die ganze Länge des Flurs auf einmal zu tapezieren!
Wie sollen wir das je da hoch bekommen?”
„Ja – mehrere kurze Bahnen quer zu kleben wäre wirklich praktischer gewesen”, meinte auch Susanne kopfschüttelnd.
„Nun habt euch nicht so, das schaffen wir schon.” Anita stieg vorsichtig auf einen Stuhl und legte die vordere Kante direkt über der Tür an.
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