Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Titel: Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
–, wir vertragen uns gut. Aber Jungen, die sind in den Augen meines Vaters etwas Besseres. Ein Mädchen sollte nur für den Haushalt da sein – und zum Kinderkriegen. Ehe er mir erlaubt, zu studieren, hat mein Vater gesagt…“ Susu schluchzte auf und verbarg ihren Kopf zwischen den Knien. „Ich… Ich müßte schon ein Genie sein, hat er gesagt, eine ganz besondere Begabung haben…“
„Hm, hm. Und nun hast du dir in den Kopf gesetzt, wirklich ein Genie zu werden, ja?“ Susu nickte.
„Aber ich kann es nicht! Das ist ja das Furchtbare! Dabei lerne ich so leicht, ich habe alles verstanden, habe alles im Kopf, aber wenn ich dann im Unterricht gefragt werde…“
„… dann ist alles blockiert – als hätte jemand das Licht abgeschaltet, stimmt’s?“
Susu sah erstaunt auf.
„Ja! Genau so! Totaler Stromausfall!“
„Und? Ist dir dabei noch nie etwas aufgefallen? Wenn du deine ,Maschinen’ – nennen wir’s mal so – alle zugleich auf Hochtouren laufen läßt, dann muß doch die Sicherung rausspringen, meinst du nicht? Auf deinen Fall übertragen – du bist vor lauter Willensanspannung so verkrampft – weil du um jeden Preis ein ,Genie’ sein willst – daß deine Sicherung da auch nicht mehr mitmacht, sie gibt dir das Signal, daß sie so viel Anspannung nicht aushält…“
Susu schluchzte und verbarg ihren Kopf zwischen den Knien
     
„Ja, aber was soll ich denn tun?“ fragte Susu kläglich. Dolly legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich.
    „Jetzt hör mir mal zu. Du willst Ärztin werden, das ist dein größter Wunsch. Und wenn du es so sehr wünschst, dann wirst du es auch werden. Aber bis dahin hast du noch viel Zeit. Jetzt liegen erst mal sechs Jahre Burg Möwenfels vor dir – und es liegt nur an dir, sie zu den sechs schönsten Jahren deines Lebens zu machen. Glaubst du nicht auch, daß sechs Jahre ausreichend Zeit sind, ein ,Genie’ zu werden, ohne sich schon in der ersten Woche total zu überanstrengen? Und wenn diese sechs Jahre dann vorüber sind, und dein Vater ist immer noch so uneinsichtig, dann wird es genug Möglichkeiten geben, dein Ziel trotzdem zu erreichen. Ich verspreche dir, daß ich dir nach Kräften dabei helfen werde – mein Vater ist nämlich Arzt, weißt du. Und am nächsten Elternbesuchstag werde ich mit deinen Eltern mal ein Wörtchen reden!“
    „Ich habe nur meinen Vater. Meine Eltern sind geschieden. Meine Mutter ist vor ein paar Jahren weggegangen – sie konnte nicht ohne ihren Beruf leben, deshalb haben sie dauernd gestritten…“
    „Ach so. Ja dann – sie war doch nicht Ärztin?“
„Doch.“
„Und deine Patentante? Die, von der du neulich gesprochen hast?“ „Sie konnte mich gut verstehen – sie ist eine Schwester meiner
    Mutter. Aber sie ist nun auch nicht mehr da. Sie hat ihre eigenen Probleme“, sagte Susu bitter.
„Das geht den meisten von uns so“, meinte Dolly lächelnd. „Mein Problem zum Beispiel ist es, aus einem verkrampften, von
Haß erfüllten Mädchen ein fröhliches, lebenslustiges Geschöpf zu
machen – das von dem Gedanken beseelt ist, anderen zu helfen. Denn
kannst du dir eine Ärztin vorstellen, die grimmig versucht, um jeden
Preis ein Genie zu sein?“
Susu mußte lächeln. Wie hübsch sie war, wenn die Starre von ihr
abfiel!
„Hast du gut zugehört, was Frau Greiling neulich zu euch gesagt
hat?“ fragte Dolly.
„Ja – und es hat mich furchtbar wütend gemacht!“ brauste Susu auf.
„Wie kann sie behaupten, das Examen wäre nicht so wichtig wie…
wie die Menschlichkeit?“
„Das beste Examen nützt dir nichts, wenn du nicht auch ein
liebenswerter Mensch bist, Susu. Du solltest versuchen, beides zu
erreichen – denn für deinen Traumberuf brauchst du beides! Und die
Kraft dazu hast du, das weiß ich. Versprich mir eines – wenn du
wieder nahe daran bist, zu verzweifeln, dann komm zuerst zu mir. Laß
uns Freunde sein, willst du? – Und nun sag mir, zum Teufel, wie ich
von diesem Felsen wieder herunterkomme!“
Dolly richtete sich seufzend auf. Heute habe ich meine Feuerprobe
bestanden, dachte sie. Noch mehr solche Sorgenkinder und ich kriege
meine ersten grauen Haare!
Susu stützte sie sorgsam und half ihr beim Abstieg. Sie schien jetzt
ruhig und ausgeglichen.
Als sie in die große Eingangshalle traten, lief ihnen Fräulein Sauer
entgegen.
„Was fällt dir ein, dort oben auf den Klippen herumzuklettern!“
keifte sie Susu an, als ob Dolly nicht anwesend wäre. „Du weißt
genau, daß es streng verboten

Weitere Kostenlose Bücher