Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg
eingehen.“
„Sie dürfte eben nicht dahinterkommen!“
„Und wie willst du das machen?“
„Weiß ich auch nicht“, seufzte Agnes.
„Aber ich weiß es!“ Renate sprang auf. „Wir müssen Helfer aus
einer anderen Klasse finden!“
„Die sollen den Kopf für uns hinhalten?“ Regine schüttelte
zweifelnd den Kopf. „Das ist doch unfair!“
„Ich kenne genug Mädchen aus den anderen Klassen, die von der
Sauer geärgert worden sind und eine Stinkwut auf sie haben! Und was
kann ihnen schon groß passieren? Ein Anpfiff, weiter nichts. Die
Bestrafung muß Fräulein Sauer sowieso der zuständigen
Klassenlehrerin überlassen.“
„Da käme eigentlich nur die Klasse von Fräulein Pott in Frage. Die
überläßt es dann Dolly Rieder, eine Strafe zu verhängen – und Dolly
Rieder ist mit der Sauer spinnefeind. Die würde eher eine Belohnung
aussetzen für einen gelungenen Streich!“ schlug Ulla vor.
„Und was für einen Streich? Hast du schon eine Idee?“ wandte sich
Renate an Agnes.
„Hm…“ Agnes legte ihre Stirn in Dackelfalten und dachte nach.
„Da wird’s schon schwieriger. Macht ihr doch mal ein paar
Vorschläge!“
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann zuckte Regine hilflos mit
den Achseln.
„Vielleicht sollten wir das der Ersten überlassen?“
„Kommt nicht in Frage! Also, die Idee sollte wirklich von uns
kommen, wenn wir den Streich schon nicht selber ausführen können!“
sagte Renate energisch. Den ganzen Ruhm der Ersten überlassen? Das
kam nicht in Frage.
„Moment mal…“ Ulla schaute von einem zum anderen. „Erinnert
ihr euch, was die Sauer beim Essen zu mir gesagt hat?“
„Du sollst die Ellbogen rannehmen…“
„… und nicht mit dem Messer in die Luft piksen.“
„Quatsch. Davor! Als wir über Bücher sprachen!“
„Sie hat sich verächtlich über deine Gespenstergeschichten
geäußert, nicht wahr?“ fragte Agnes. „Ich hab’s nur so am Rande
mitbekommen. Sag mal, sind das wirklich Sachen, die passiert sind?
Das Buch mußt du mir mal leihen.“
„Gern, aber davon wollte ich jetzt eigentlich nicht sprechen. Merkt
ihr denn nicht, worauf ich hinaus will?“
„He, bei mir klingelt’s!“ Regine grinste. „Fräulein Sauer wird
demnächst eine garantiert echte Spukerscheinung haben, stimmt’s?“ „Genau daran habe ich gedacht. Und wißt ihr, wie ich darauf
gekommen bin?“
„Spann uns nicht so auf die Folter!“
„Der Schlafsaal der Ersten im Nordturm ist genau über dem
Zimmer von Fräulein Sauer!“
„Ja und?“
„Na, da müßte man doch von oben was machen können! Eine
Gestalt vorm Fenster schweben lassen – oder etwas durchs offene
Fenster hineinlassen!“
„Mäuse, Ratten, Frösche und Kröten“, sagte Regine kichernd. „Ach nein, da tun mir die armen Tiere leid. Aber ich hab da so eine
Idee – ich muß nur mal ausprobieren, ob’s geht. Laßt uns zuerst mit
denen aus der Ersten sprechen, ob sie einverstanden sind. Und dann
werden wir uns die Einzelheiten überlegen. Kommt!“
Es bedurfte keiner großen Überredungskünste, die von der ersten
Klasse für den Plan zu begeistern. Ein Streich war schon lange fällig
gewesen, und daß er der verhaßten Sauergurke gespielt werden sollte,
machte die Sache erst richtig reizvoll.
„Paßt auf!“ sagte Ulla. „Wir müssen natürlich erst mal
ausprobieren, ob es auch geht. Ich habe hinter dem neugebauten
Gewächshaus ein paar lange, dünne Metallrohre liegen gesehen. Wenn
man nun eines davon in euren Schlafsaal schafft und unter den Betten
versteckt und nachts von eurem Fenster aus in das Fenster von
Fräulein Sauer leitet, genauer gesagt, in die Lüftungsklappe des
Fensters…“
„… und dann Wasser durchlaufen läßt?“ unterbrach Vivi sie
kichernd.
„Aber nein!“
„Jauche!“ meinte Olly.
„Nein, nein – ich meine, ihr könntet zu ihr sprechen – als der
Spukgeist von Möwenfels! Natürlich müßte die Stimme ganz fremd und hohl klingen, sie darf gar nicht auf die Idee kommen, daß es eine
von euch ist.“
„O nein, wirklich nicht“, meinte Gusti schaudernd, „von der
Sauergurke in flagranti ertappt zu werden ist das letzte, was ich mir
wünsche. Aber die Idee ist toll. Und wie soll der Spukgeist aussehen?“ „Vielleicht ist es ganz gut, wenn er unsichtbar ist. Ein paar
flatternde Laken vor dem Fenster machen sie nur mißtrauisch. Und
jetzt laßt uns ausprobieren, ob die Metallrohre für unseren Plan
taugen.“
Die Mädchen vergewisserten sich, daß ihnen niemand folgte und
bummelten zum Gewächshaus
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