Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg
hinunter.
„Dort!“ Ulla zeigte auf einen Haufen Bauschutt, hinter dem ein
Stapel verschieden langer, dünner Rohre lag. „Los, einer von euch
geht ins Gewächshaus, wir schieben das Rohr durch die
Fensteröffnung und flüstern etwas. Und du sagst uns dann, wie es
klingt. Agnes – paß auf, daß keiner kommt. Und du, Regine, gehst
rein.“
Regine verschwand in dem kleinen Geräteraum des Gewächshauses
und machte den anderen ein Zeichen, daß es losgehen könne. Ulla und
Vivi hoben eines der Rohre ans Fenster heran und schoben es
vorsichtig durch die Lüftungsklappe.
„Ganz schön schwer das Ding“, hauchte Ulla in die Öffnung des
Rohres am anderen Ende. „Kannst du mich hören, Regine? Ich bin der
Geist von Möwenfels!“
„Phantastisch! Das müßt ihr euch anhören!“ jubelte Regine. „Es
klingt traumhaft hohl und schauerlich!“
Eine nach der anderen schlich sich ins Gewächshaus, um auch eine
Probe der Geisterstimme zu vernehmen.
„Wartet!“ rief Renate. „Ich habe etwas entdeckt. Hier sind ein paar
Rohre, deren eines Ende gebogen ist. Vielleicht geht’s mit denen noch
besser!“
„Klar, mit denen kommen wir doch viel leichter in die
Lüftungsklappe rein! Jetzt müssen wir bloß sehen, wie wir das Ding in
unseren Schlafsaal bringen.“
„Das machen wir heute nacht“, versprachen die Mädchen aus der
Dritten. „Hoffentlich geht das Ding um die Ecken!“
„Warum ziehen wir’s nicht einfach mit einer Wäscheleine hoch?“
schlug Susu vor. „Wir lassen euch heute um Mitternacht ein Seil oder
eine Leine hinunter, ihr bindet das Rohr daran, und wir ziehen es
vorsichtig hoch!“
„Tolle Idee, Susu – so machen wir’s“, lobte Ulla. „Geht ihr jetzt
zurück, damit niemand Verdacht schöpft. Ich kümmere mich um das
Seil. Wenn ich es habe, verstecke ich es unter deiner Bettdecke. Um
Punkt zwölf Uhr, wenn die Turmglocke schlägt, muß das Seil unten
sein – und wenn ihr einen Käuzchenruf hört, zieht ihr es wieder hoch,
klar?“
„Klar.“
Es klappte besser, als sie zu hoffen gewagt hatten. Zwar schlug das
Rohr beim Hochziehen ein paarmal heftig gegen die Mauer, aber die
Schläge der Turmuhr übertönten das Geräusch. Vorsichtig zogen die
Mädchen es ins Zimmer und verbargen es an der Kopfseite der Betten,
wo es durch Schränke und Nachttische vor neugierigen Blicken
geschützt war.
„Ich kann’s kaum erwarten“, flüsterte Olly. „Was die Sauergurke
wohl sagt, wenn der Geist morgen nacht zu ihr spricht und sie
beschimpft?“
„Ja, schade, daß man es nicht hören kann“, sagte Gloria. „Aber
vielleicht schreit sie um Hilfe?“
„Wer wird eigentlich den Geist spielen?“ erkundigte sich Gusti.
„Ich kann das nicht, ich würde mich dabei totlachen.“
„Das mache ich“, sagte Susu ruhig. „Ich habe sowieso noch mit der
Dame abzurechnen. Übrigens ist mir da was eingefallen. Der Efeu
wächst zwischen den beiden Fenstern so dicht, daß wir das Rohr leicht
darin verstecken können. Wir sollten morgen versuchen, es unter den
Ranken durchzuschieben und festzubinden.“
Es war nicht leicht, aber schließlich schafften sie es. Elke und
Gisela standen vor dem Schlafsaal Schmiere, Gloria und Gusti unten
an der Mauer. Vivi und Susu führten das Rohr seitlich am Fenster
durch die dichten Blätter nach unten, Gloria und Gusti gaben ihnen
Zeichen, als sie die Öffnung der Lüftungsklappe erreicht hatten. „Halt mich fest, ich schau mal runter.“ Vivi beugte sich weit aus
dem Fenster und leitete mit beiden Händen den gebogenen Teil des
Rohres durch die schmale Öffnung. „Sie wird es nicht sehen, sie hat
die Vorhänge ständig geschlossen.“
,Prima. In ein paar Stunden kann’s losgehen. Dann wird unserer
Sauergurke vor Angst das Gebiß im Wasserglas klappern, wetten?“ An diesem Abend konnte keine von ihnen schlafen. Ungeduldig
warteten sie darauf, daß das Licht bei Fräulein Sauer erlosch. „Wir müssen uns noch gedulden“, flüsterte Susu. „Sie muß erst
eingeschlafen sein.“
„Hoffentlich verschläft sie den ganzen Spuk nicht“, grunzte Olly.
„Dann müssen wir es doch mit Wasser versuchen. Steht ihr Bett
unterm Fenster?“
„Keine Ahnung, aber wahrscheinlich nicht. Wartet, ich mach mal
eine kurze Probe.“
Susu legte den Mund fest auf das Rohr und stöhnte herzzerreißend.
Vivi lehnte neben ihr am Fensterbrett und sah hinunter.
„Sie hat das Licht angeknipst!“ flüsterte sie atemlos.
„Psssst!“ hauchte Susu und hielt das Rohr zu. „Jetzt warten wir!“ Nach einer
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