Dolly - 11 - Hochzeit auf Burg Moewenfels
für die fleißigen Arbeiter gab es auch ein Stück Kuchen dazu.
Auf dem Weg zur Küche begegnete sie Madame Monnier. „Dolly, wie schön, daß ich Sie gerade treffe! Vous savez, wir ziehen an diesem Wochenende in unser neues Heim, une petite maison, très jolie, Sie werden entzückt sein! Und da wollten wir Sie einladen, mein Mann und ich, und natürlich den Herrn Verlobten! Mit ein paar Freunden, Sie verstehen, eine kleine Einweihungsfeier, Sonntag abend. Werden Sie kommen?“
Die Mädchen arbeiteten mit wahrem Feuereifer
„Oh, sehr, sehr gern, Madame Monnier, wir freuen uns! Vielen Dank! Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen beim Umzug oder bei der Vorbereitung des Abends?“
„Ah non, merci, Sie sollen sich nur wohl fühlen und amüsieren. Sie haben so viel gearbeitet in letzter Zeit. Sie sehen blaß aus, ma chère, ich möchte, daß Sie sich bei uns nur erholen!“
„Fein. Wann sollen wir kommen?“
„Gegen sieben Uhr vielleicht?“
„Sehr gern. Ich werde es meinem Verlobten sagen.“
Dolly ging in die Küche, um Tee und Kuchen für die Mädchen
abzuholen. Auf dem Weg zum Schwimmbad versuchte sie, sich die neue Wohnung der Monniers vorzustellen.
Bis jetzt hatte das Lehrerpaar in einer der fertig eingerichteten Lehrerwohnungen des Möwennests gewohnt, umgeben von Fotos und Erinnerungsstücken an ihr geliebtes Frankreich. Sie hatten die Hauptmahlzeiten im Speisesaal der Schule eingenommen, und sonntags waren sie in ein Restaurant zum Essen gegangen. Wie würden sich die beiden älteren Leute mit einem eigenen Haushalt zurechtfinden, da sie doch ein Leben lang gewohnt gewesen waren, sich um Haushaltsfragen keine Gedanken machen zu müssen?
Nun – eines stand fest. Monsieur Monnier war ein fabelhafter Koch. Zu essen würde es sicher etwas besonders Gutes geben.
Der Sonntagnachmittag kam heran. Klaus und Dolly machten einen weiten Spaziergang am Strand entlang, dann kehrte jeder in sein Zimmer zurück, um sich für den Abend umzuziehen. Als Dolly den Nordturm betrat, kam ihr die Hausmutter aufgeregt entgegengestürzt.
„Dolly – Gott sei Dank! Wo haben Sie nur gesteckt?“
„Warum? Ist was passiert? Ist einem der Mädchen etwas zugestoßen?“
„Nein, nein, aber Madame Monnier! Sie hat schon dreimal angerufen!“
Dolly stürzte zum Telefon.
„Haben Sie die Nummer, Hausmuter? Danke.“
Am anderen Ende meldete sich eine weinerliche Piepsstimme. Dolly erkannte sie kaum, so verzagt klang sie.
„Dolly? Ma chère, welch ein Segen, daß Sie zurück sind! Ich bin vollkommen verzweifelt. In zwei Stunden kommen die Gäste – und – und alles geht schief! Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll…“
„Bitte machen Sie sich keine Sorgen, Madame! Ich komme sofort! Das schaffen wir schon!“
„Sie sind ein Engel!“
„Warum grinst du so?“ fragte Vivi, die Dolly begegnete, als diese die Treppe hinaufstürmte.
„Weil ich mir gerade vorstelle, was mich erwartet, wenn ich zu Madame Monnier komme! Die Ärmste, sie hat von Haushalt keine Ahnung – und dann noch der Umzug! Halt, warte mal, vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn ich ein paar Helfer mitbrächte. Hast du Lust, Vivi? Vielleicht mögen Olivia, Susu und Mona auch mitkommen? Ich sage Fräulein Pott Bescheid.“
„Prima. Das gibt doch mal wieder eine Abwechslung an diesem langweiligen Sonntagnachmittag.“
Dolly lud die vergnügt schwatzenden Mädchen ins Innere des betagten Richard Löwenherz, der in allen Fugen ächzte und Dolly einmal mehr daran erinnerte, daß seine Tage gezählt waren. Zehn Minuten später hielten sie vor dem kleinen Fischerhaus oberhalb der Klippen, das sich Madame und Monsieur Monnier zum neuen Heim auserkoren hatten.
Madame Monnier kam mit hochrotem Kopf und verweinten Augen aus dem Haus gestürzt.
„Ma chère petite fille, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll! Ich werde alle Gäste wieder ausladen müssen! Es ist schrecklich, einfach schrecklich!“
„Nur Mut, Madame, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe mir ein paar Helfer mitgebracht, wir schaffen das schon.“
Dolly betrat das Haus, gefolgt von den Mädchen. Madame Monnier flatterte um sie herum wie ein aufgeregtes Huhn.
Der Anblick, der sich Dolly und den Mädchen bot, war wirklich nicht sehr ermutigend. Der Flur und sämtliche Räume standen voller Möbel, Kisten und Kartons. Die meisten der Behältnisse waren aufgerissen und auf den Fußboden entleert worden, wo sich nun Geschirr, Wäsche, Bücher, Schuhe, Bilder und Nippes, Konservendosen und
Weitere Kostenlose Bücher