Dolly - 12 - Die juegste Burgmoewe
eine Weile zu vertuschen?“
„Das hat keinen Sinn, Vivi. Wo immer sie hingegangen sind, man wird sie finden. Und bist du so sicher, daß sie nicht vielleicht in Gefahr sind? Wenn sie nun übers Meer geflohen sind – in einem Fischerboot? Nein, wir müssen sofort die Hausmutter benachrichtigen, komm!“
Susu und Vivi liefen, den Brief in der Hand, zu Dolly. Atemlos standen sie in der Tür und streckten ihr das eng beschriebene Stück Papier entgegen, auf dem Dolly schon von weitem das leuchtendrote Niemals! erkennen konnte.
„Charlie und Isa…“ stammelte Susu, „sie… wir haben sie heute morgen noch nicht gesehen, und…“
Dolly riß Susu den Brief aus der Hand und überflog ihn atemlos.
„Dieser Trottel!“ entfuhr es ihr. „Entschuldigt“, sagte sie, als sie die belustigten Gesichter der Mädchen sah, „manchmal geht eben der Gaul mit mir durch. Sie sind natürlich weg, was hätten sie in ihrer Lage auch anders tun sollen. Wißt ihr, wie lange sie schon unterwegs sind?“
„Sie müssen sich nachts rausgeschlichen haben“, meinte Vivi. „Wir haben natürlich erst heute morgen gemerkt, daß sie nicht mehr da sind.“
„Also schätzungsweise gegen Mitternacht. Dann können sie schon ein ganzes Stück weit gekommen sein. Haben sie mal über eine mögliche Flucht gesprochen? Haben sie etwas erwähnt, in welche Richtung sie gehen würden?“
„Nein, nie.“
„Gut, dann geht ihr jetzt in eure Klasse. Ich werde sehen, was ich tun kann. Und bittet meinen Mann, für einen Augenblick zu mir zu kommen.“
In der Tür drehte sich Vivi noch einmal um. Dolly, die beste Freundin ihrer Schwester Susanne, war auch für sie so etwas wie eine große Schwester.
„Du läßt sie doch nicht im Stich, Dolly?“ fragte sie beschwörend.
„Nein, mein Kleines. Ich werde kämpfen wie eine Löwin, darauf kannst du dich verlassen!“
Eine aufregende Nacht
Dolly ging zu Frau Direktor Greiling und berichtete ihr, was geschehen war.
„Wie konnte ich ahnen, daß Herr Morell Isabella sein Kommen mitgeteilt hatte! Hätte ich es gewußt, ich hätte die Mädchen keine Sekunde aus den Augen gelassen! Ich mache mir furchtbare Vorwürfe!“
„Sie trifft keine Schuld, Dolly. Wie Sie schon sagten, sie konnten nicht ahnen, daß die Mädchen wußten, daß sie wieder getrennt werden sollten. Wer weiß, vielleicht bringt diese Flucht Herrn und Frau Morell endlich zur Besinnung. Wir müssen natürlich die Polizei benachrichtigen und eine Suchaktion starten.“
„Mein Mann will sich sofort nach dem Unterricht auf den Weg machen. Herr Wollert besitzt, wie Sie wissen, ein Motorrad, eine leichte, geländegängige Maschine. Die wird Klaus sich ausleihen und den Weg der Mädchen verfolgen. Er glaubt zu wissen, daß sie abseits der Straßen durch den Wald und durch die Felder gehen. Vermutlich nur nachts, um nicht gesehen zu werden. Möglicherweise wandern sie an der Küste entlang bis zur Grenze.“
„Wie kommt Ihr Mann darauf, daß sie gerade diesen Weg wählen?“
„Es ist natürlich nur eine Vermutung. Aber Charlie hat sich während eines Ausflugs einmal genau erkundigt, wo man hinkommt, wenn man an der Küste entlang weiter nach Norden geht. Dann hat sie gefragt, wie die Grenze eigentlich aussähe, und ob es da eine Grenzstation gäbe. Mein Mann hat sich damals nichts dabei gedacht, da sie sich ganz harmlos erkundigt hatte, ob er ihr erklären könne, was ein Zollgrenzbezirk sei, und ob es noch Schmuggler gäbe, die über das Meer kämen und heimlich nachts am Strand landeten.“
„Das könnte ein Hinweis sein. Aber ist es nicht ebensogut möglich, daß die Mädchen noch heute nacht in einen Zug gestiegen oder heimlich auf einen Lastwagen geklettert sind?“
„Selbstverständlich. Die Polizei wird vermutlich zunächst dort nachforschen. Um so besser, wenn Klaus seine eigene Fährte verfolgt. Herr Wollert und Fräulein Wieland werden sich ebenfalls an der Suche beteiligen. Je mehr wir sind, desto besser ist es.“
„Da haben Sie recht. Uns bleibt die nicht sehr angenehme Aufgabe, Herrn Morell das Verschwinden seiner Töchter beizubringen. Ich lasse Sie sofort rufen, Dolly, wenn Herr Morell eintrifft.“
„Gut, ich halte mich zur Verfügung. Ich wollte Sie ohnehin bitten, mich mit Herrn Morell einmal allein sprechen zu lassen.“
„Darum wollte ich Sie bitten“, gab die Direktorin lächelnd zurück. „Ich verspreche mir einiges davon.“
„Ich werde mit Engelszungen reden“, versprach Dolly. Als Herr Morell pünktlich um drei Uhr
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