Dolly - 13 - Ueberraschung auf der Burg
natürlich nie einen Mann!”
„Pssst! Achtung!”
„Nun, mes enfants? Immer vergnügt, wie?” Madame Monnier, die rundliche kleine Französischlehrerin ging an der Gruppe vorbei und nickte den kichernden Mädchen freundlich zu.
„Man soll die Hoffnung nie aufgeben”, flüsterte Renate. „Schließlich hat Madame Monnier auch noch einen Mann bekommen
– nachdem sie schon über fünfzig Jahre als Fräulein durch die Welt gewandert war.”
„Madame Monnier ist ein herzensguter Mensch”, erklärte Ulla. „Sie hat es verdient.”
„Und Fräulein Innig?”
„Das wird sich herausstellen.”
Beim Mittagessen verkündete Dolly den geplanten Spaziergang mit anschließendem Imbiß im Möwennest. Die Begeisterung war auf allen Seiten groß, und es dauerte nicht lange, da stapfte die Schar durch den dicken Schnee über die in der Sonne glitzernden Felder und Wiesen, jagte sich, warf mit Schneebällen und kugelte sich in dicken Schneewehen wie in frisch aufgeschüttelten Federbetten.
Fräulein Innig stolperte ein wenig unsicher, aber strahlend neben Dolly her und hatte kleine purpurrote Apfelbäckchen. Dolly führte die Gruppe in einem großen Bogen über die Felder am Waldrand vorbei zum Klippenweg und dann ein ganzes Stück oberhalb des Strandes am Meer entlang.
Hier oben blies ein kräftiger Wind, die Luft schmeckte nach Salz, und die Kälte prickelte auf der Haut. Die Mützen wurden tiefer über die Ohren gezogen und die Schals über Mund und Nase gelegt. Nur die lachenden Augen verrieten noch etwas von der Freude an dieser Wanderung. Zum Sprechen war es zu kalt.
Susu und Petra hatten Kim in die Mitte genommen und sich bei ihr eingehängt. In ihrem kuschligen Fellmantel mit der weißen pelzgefütterten Kappe sah sie aus wie ein kleiner Eskimo, und die Kälte schien ihr nicht das Geringste auszumachen.
Anders Fräulein Innig. Sie schaute immer öfter hilfeflehend zu Dolly hinüber und rieb sich die erstarrten Fingerspitzen.
„Da vorn nehmen wir den Weg, der links landeinwärts zum Möwennest hinüberführt!” rief Dolly, und das Kommando wurde von einem zum anderen weitergegeben.
Der Weg senkte sich ein wenig, und bald gingen sie im Windschatten. Sofort wurde es wärmer, obgleich die Sonne begann, dem Horizont zuzuwandern und bereits ihr abendliches Orange anlegte. Wie Scherenschnitte ragten die kahlen Äste der Bäume gegen den aprikosenfarbenen Himmel.
Dolly führte die Gruppe auf dem Klippenweg am Meer entlang
„Es ist nicht mehr weit!” tröstete Dolly das arme Fräulein Innig. „Da vorne ist schon das Möwennest. Vor wenigen Jahren war es noch ein Bauernhof, bis man begann, die ehemaligen Ställe und Wirtschaftsgebäude zu Wohnräumen für Schüler und Lehrer umzubauen. Wenn Sie heute von Schafen, Kälbern und Hühnern reden hören, so sind damit die Schülerinnen gemeint, die im Schafstall, Kuhstall oder Hühnerstall wohnen. Was Sie dort rechts sehen, das wird die neue Sporthalle. Links gegenüber befindet sich die Reithalle und dahinter der Gemüsegarten mit dem Bienenhaus.”
Doch Fräulein Innig schien nicht allzu interessiert an Dollys Informationen. Mit zitternden Händen zog sie ein Fläschchen aus der Tasche und setzte es an den Mund.
„Mein Kreislauf, wissen Sie”, sagte sie entschuldigend. „Ich muß meine Tropfen alle paar Stunden nehmen, um etwas gegen meinen schlechten Blutdruck zu tun.”
„Ich verstehe.”
Vor ihnen setzte Charlie zu einem kräftigen Spurt an und tauchte neben Olivia und Mona auf, die die Spitze der Gruppe bildeten.
„Wann wird eigentlich die Sporthalle eröffnet?” erkundigte sie sich.
„Keine Ahnung. Es ist wohl noch eine ganze Menge daran zu tun”, meinte Mona achselzuckend.
„Könnten wir dort nicht wenigstens schon Hallentennis spielen?” „Glaube ich nicht.”
„Schade.” Charlie sah bedauernd zu den tiefverschneiten Tennisplätzen hinüber. „Dann wird es ja Monate dauern, bis wir wieder trainieren können. Ich werde alles verlernen. Wenn wir hier wenigstens Skifahren könnten!”
„Dazu müßten wir erst Berge aufschütten. Es sei denn, du willst Langlauf machen”, meinte Olivia.
„Langlauf, das ist doch etwas für ältere Semester. Ich muß mich austoben können. Ich brauche das einfach. Wenn wenigstens das Meer zufrieren würde, so daß man Schlittschuhlaufen könnte.”
„Da mußt du lange warten, das friert selten zu. Und wenn, dann kannst du nicht Schlittschuh laufen. Dann ist der Strand voller Packeis und das Wasser wie gefrorene Wellen
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