Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg
essen.“
Der Sturm wehte ihre Worte weg, sie konnten sich kaum noch verständigen.
„Nur keine Panik! So leicht lassen wir uns nicht angst machen!“ schrie Olly und kroch ins Zelt. „Hier, gib mir die Schüssel! Und vergeßt eure Becher und die Flaschen nicht.“
Eine nach der anderen kroch Olly nach und versuchte, irgendwo Platz zu finden.
„Au, meine Hand!“
„Was hat deine Hand unter meinem Fuß zu suchen!“
„Rutscht doch mal ein bißchen, es wollen noch mehr einsteigen!“
„Können vor lachen.“
„Ich hab mal einen Film gesehen, wie sich in Tokio zur Stoßzeit die Leute in die U-Bahn quetschen. Da würden zwanzig in so ein Zelt gehen.“
„Igitt, was ist denn hier so naß?“
„Isas Limonade unter deinem Po!“
Schließlich brachen sie nur noch in hemmungsloses Gelächter aus.
„Nicht zu fassen!“ stellte Mona fest. „Wir sind alle drin! Nun gebt die Salatschüssel her, damit jeder essen kann. Limo wird aus der Flasche getrunken, der Reihe nach. Hat jeder noch Würstchen?“
„Ich weiß gar nicht, was ihr wollt!“ Charly langte kräftig mit der Gabel in die Schüssel. „Es ist doch saugemütlich bei uns!“
In diesem Augenblick griff der Sturm erst richtig an. Draußen segelten die Lampions davon übers Meer, das Feuer erlosch unter einer Woge aus nassem Sand. Das Zelt blähte sich und bog sich erst zur rechten, dann zur linken Seite wie ein Schiff auf hoher See. Und dann – mit einem scharfen Knall – lösten sich die Planen aus ihrer Verankerung und segelten schaukelnd senkrecht nach oben wie der fliegende Teppich aus dem Märchen. Die Mädchen waren fassungslos. Kaum hatten sie begriffen, was da geschehen war, senkte sich alles wieder herunter und hüllte sie ein, verpackte sie mitsamt Würstchen, Salat, Limonade, Ketchup und Senf.
Sie kreischten und lachten, versuchten sich zu befreien, wobei die eine die Plane nach rechts, die andere nach links, zwei vorn und zwei hinten zogen. Auf diese Weise wurde der Inhalt des Zeltes, Mädchen, Salat, Würstchen, Limonade, Senf und Ketchup noch einmal kräftig durcheinandergerührt.
Als sie sich endlich befreit hatten, kannten sie einander nicht mehr wieder. Sie lachten, daß ihnen die Tränen kamen.
„Bist du schwer verletzt?“ fragte Isa ihre Schwester Charly.
„Ach was, ich habe nur Ketchup im Auge. Und du?“
„Ich in den Haaren.“
„Will noch jemand Salat?“ rief Mona.
„Nein danke“, Andrea zupfte sich Eierscheiben und Gurke aus dem Kragen, „ich habe noch.“
„Es war ein reizender Abend.“ Maria hielt sich stöhnend den Bauch. „Aber jetzt muß ich leider gehen. Ein toller Einfall, Olly. Du hast doch wirklich immer die originellsten Ideen!“
„Ja, nur eines hat uns gefehlt!“ sagte Olivia lachend.
„Was denn?“
„Fräulein Wehmut! Sie hätte uns jetzt den Fliegenden Holländer singen können.“
„O ja!“ Charly fand noch einen Schnipsel Paprikaschote auf ihrem Ärmel. „Oder den Choral, den sie uns gestern beigebracht hat:… ‚stehe, mein Gemüt, steh feste, laß dich nicht des Unglücks Grimm, treiben von dem Felsenneste.’ Jetzt wissen wir doch wenigstens, wofür solche Lieder gut sind!“
Seltsame Vorfälle
„Es ist doch wie verhext!“
Dolly schob ihr Ausgabenbuch ärgerlich von sich. Dann zog sie es seufzend wieder heran und rechnete die Reihe von neuem durch.
„Was schimpfst du da vor dich hin?“ rief Klaus, der im Nebenzimmer Hefte korrigierte, herüber.
„Nie stimmt meine Abrechnung!“ stöhnte Dolly
„Ich weiß auch nicht. Früher ist mir das nie passiert. Keinen Tag stimmt meine Abrechnung! Einmal fehlen zwei Mark, einmal nur ein paar Pfennig, dann wieder fünf Mark. Dann sind Quittungen spurlos verschwunden. Wieviel unnötig verschwendete Zeit mich das kostet! Bald bin ich geneigt, an einen Kobold oder frechen Hausgeist zu glauben!“
„Nur weil täglich ein bißchen Geld fehlt? Da würde ich eher befürchten, daß sich jemand aus deinem Haushaltsportemonnaie das Taschengeld aufbessert!“
„Wüßtest du ein Mädchen, dem du das zutraust?“
„Ehrlich gesagt, nein. Und die Hausmädchen?“
„Sind alle seit Jahren in Möwenfels. Warum sollte plötzlich eine
von ihnen anfangen zu stehlen? Und so lächerliche Summen. Heute dreiunddreißig Pfennig. Und im Portemonnaie waren fast zweihundert Mark!“
„Das wäre unlogisch, stimmt. Vielleicht hast du sie verloren?“ „Daran habe ich auch schon gedacht. Aber jeden Tag?“ „Nein, das kann nicht sein.“
„Es ist nicht nur das“, sagte
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