Dolly - 18 - Sag ja, Dolly!
Abschied beteuerten die geprellten Liebhaber leidenschaftlich, wie froh sie über den Ausgang ihres unrühmlichen Abenteuers seien, bedankten sich für die Gastfreundschaft und luden das Ehepaar zu einem Essen ins Strandhotel ein.
Die vier Französinnen hingegen hatten nichts zu lachen, als sie am nächsten Nachmittag, zu einer Aussprache ins Strohdachhaus des Lehrer-Ehepaares geladen, zitternd und mit bösen Ahnungen die Schwelle überschritten.
Weder Dolly und Klaus noch irgendeines der anderen Mädchen erfuhren, was an diesem Nachmittag im Wohnzimmer der Monniers geschah. Keiner verlor später ein Wort darüber. Doch ein zufällig Vorübergehender hätte sich vermutlich über die ungeahnte Kraft der Stimme Madame Monniers gewundert, und auch über den Schwall heftiger Worte, die nahe daran waren, die Grenzen des Damenhaften zu überschreiten.
Nur, daß die französischen Gastschülerinnen an diesem Abend sehr blaß waren und das Essen kaum anrührten, fiel auf.
Nach dem Abendessen erschien zur Überraschung der Vierten Madame Monnier in ihrem Gemeinschaftsraum, im Schlepptau die vier Sünderinnen.
„Würdet ihr so freundlich sein, chers enfants, eure Kameradinnen aus der Dritten für einen Augenblick zu uns zu bitten?” sagte die Französischlehrerin und wies den Französinnen einen Platz an der Fensterseite des Raumes an, wo sie wie die Hühner im Gewitter eng beieinander stehenblieben.
Die Mädchen aus der Vierten sahen sich betreten an. So ganz rein war ihr Gewissen nicht, und sie hatten keine Ahnung, was hinter der förmlichen Aufforderung Madame Monniers stecken mochte. Gleich zwei – Martina und Iris – rannten los, um die aus der Dritten zu holen. Das Zimmer füllte sich schnell.
Jetzt betraten auch Dolly und Klaus den Raum. Es handelte sich also tatsächlich um etwas Ernstes. Eilig rückte man zusammen und organisierte weitere Sitzgelegenheiten. Wer keinen Platz fand, hockte sich auf den Boden. Die Gespräche erstarben.
„Können wir anfangen?”
Dolly sah in die Runde. Es wurde mucksmäuschenstill, knisternde Spannung lag in der Luft. Dolly sah Madame Monnier auffordernd an. Die kleine, rundliche Französin, die sonst soviel Gutmütigkeit und Warmherzigkeit ausstrahlte, wirkte heute ungewöhnlich streng und abweisend.
„Eure Mitschülerin Jacqueline hat euch etwas zu sagen.” Jacqueline trat zögernd vor. Es war ihr anzusehen, daß ihr hundeelend zumute war und sie lieber davongelaufen wäre, als hier vor der Versammlung der Burgmöwen, ihrer Hausmutter und den Lehrern ein Schuldbekenntnis abzulegen. Aber sie hatte es den Monniers in die Hand versprechen müssen.
„Wir – meine Freundinnen und ich – haben uns nicht an die Hausordnung gehalten und die Regeln von Burg Möwenfels verletzt. Wir haben unsere Lehrer hintergangen und sie mit einem dummen Streich sehr erschreckt. Wir…” Es war offensichtlich, daß Jacqueline ihre Rede auswendig gelernt hatte und nun hilflos steckenblieb. Sie zog einen Zettel aus der Tasche und warf schnell einen Blick darauf. „Wir… wir haben uns gegen unsere Mitschülerinnen unfreundlich verhalten und sie durch unsere Ablehnung gekränkt. Darum möchten wir uns bei allen entschuldigen und bitten Sie, Hausmutter, uns eine gerechte Strafe aufzuerlegen.”
Erleichtert ließ Jacqueline den Zettel sinken. Irgendeinen der im Raum Anwesenden anzusehen, traute sie sich allerdings nicht, sonst hätte sie bemerkt, wie unbehaglich sich ihre Mitschülerinnen bei diesem Bekenntnis fühlten und wie wenig einverstanden die Hausmutter mit dieser Art der Beichte war. Sicher, Madame Monnier hatte es gut gemeint, und daß ausgerechnet die Französinnen sich zu solchem Ungehorsam hatten hinreißen lassen, hatte ihren Stolz tief verletzt. Aber deshalb ein derartiges Tribunal abzuhalten und die Mädchen vor ihren Klassenkameradinnen so bloßzustellen, daß war eine Maßnahme, die Dolly selbst nicht in den Sinn gekommen wäre. Klaus empfand ebenso, wie sein Blick ihr sagte, deshalb sprang sie auf und ging zu den vier Französinnen hinüber.
„Jetzt steht nicht da wie die Verbrecher vor der Verurteilung”, sagte sie herzlich und legte Jacqueline und Helene die Arme um die Schultern. „Kommt, setzt euch her, und wir werden gemeinsam besprechen, wie ihr euer falsches Verhalten wiedergutmachen könnt. Denn Strafe muß natürlich sein.”
Dann wandte sie sich an die Mädchen aus der Dritten und Vierten. Sie nahm sich die Zeit, sie einzeln sehr eindringlich anzusehen. Verstanden sie,
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