Dolly - 18 - Sag ja, Dolly!
euch, es ist längst Zeit, schlafen zu gehn.”
Alles erhob sich, und die Mädchen drängten nach draußen. Auch die Monniers verabschiedeten sich, zufrieden mit dem Gang der Dinge und in Gedanken damit beschäftigt, wie man den Verurteilten vielleicht trotz des Verbots ein wenig helfen könne – und sei es mit guten Ratschlägen.
Juanita verließ mit Dolly als letzte den Gemeinschaftsraum der Vierten.
„Hoffentlich kapieren sie’s”, murmelte sie.
„Kapieren was?” erkundigte sich Dolly amüsiert.
„Daß sie es nur schaffen, wenn sie uns um Hilfe bitten!”
„Glaubst du das?” Dolly musterte Juanita erstaunt.
„Klar! Deshalb habe ich den Vorschlag doch gemacht! Ich habe mir gedacht, man muß sie zwingen, mit uns zusammenzuarbeiten – bei irgendwas, was allen Spaß macht. Dann werden sie aufhören, sich hier so fremd zu fühlen.”
„Donnerwetter!” Dolly sah die kleine Südamerikanerin anerkennend an. „Ich wußte schon immer, daß du ein helles Köpfchen bist, Juanita, aber heute hast du dich selbst übertroffen!”
„Reiner Egoismus”, antwortete Juanita verschmitzt. „So ein richtiges Fest war einfach mal wieder überfällig. Und wie ich die Sache sehe”, fügte sie mitleidig hinzu, „haben unsere Französinnen keine Ahnung davon, was das heißt.” Damit hatte Juanita nur allzu recht. Bedrückt und schweigend waren Jacqueline und ihre Freundinnen zu Bett gegangen. Am nächsten Tag sah man sie ständig in einer Ecke zusammenstehen, blaß, ratlos und gar nicht mehr von ihrer Überlegenheit überzeugt. Hin und wieder hörte man sie heftig streiten. Offensichtlich waren Viviane und Monique wütend auf die beiden Älteren, die ihnen dieses Problem mit ihrem Streich eingebrockt hatten. Juanita und ihre Freundinnen beobachteten die Gruppe von weitem.
„Ich bin gespannt, wann sie Valentine und Dominique um Hilfe bitten”, sagte Cornelia.
„Sie trauen sich nicht, ist doch logisch”, behauptete Babsi. „Wir gehen doch auch nicht zu denen aus der Vierten oder Fünften, wenn wir Probleme haben. Das sind doch alles Besserwisser…”
„Außerdem sind sie sauer auf die beiden, weil es denen hier so gut gefällt”, stellte Juanita fest. „Und Valentine hat Helene und Jacqueline schon manchmal gewaltig zusammengestaucht!”
„Das hat sie auch nötig.” Regine sah zu dem rotblonden Mädchen mit den Katzenaugen hinüber, die sie insgeheim glühend beneidete. Nicht nur, weil sie hübsch, temperamentvoll, gut gewachsen und sportlich war, sondern vor allem, weil sie den Mut hatte, aus der Reihe zu tanzen und ihren eigenen Weg zu gehen, ohne sich vor den Folgen zu fürchten. Eine Eigenschaft, die sich Regine sehnsüchtig wünschte, denn sie fühlte sich nur in der Gruppe sicher und bekam schon Angst, wenn sie allein ins Möwennest hinübergehen sollte, auch wenn sie sich dies vor den anderen nicht anmerken ließ.
Nun, im Augenblick wirkte Jacqueline alles andere als selbstsicher. Sie hockte, umgeben von den drei anderen, auf den Treppenstufen zum Haupteingang der Burg in der Sonne, das Kinn auf die Fäuste gestützt, und brütete vor sich hin.
„Das kann man ja nicht mehr mit ansehen”, sagte Juanita gönnerhaft und schnürte zu der Gruppe hinüber. „Kann man euch irgendwie helfen?” erkundigte sie sich teilnahmsvoll.
„Ta gueule!” zischte Helene wenig damenhaft und drehte ihr den Rücken zu. „Laß uns in Ruhe!” Juanita ließ sich nicht beeindrucken.
„Ich mein’ ja nur. Falls ihr es euch anders überlegt – wir stehen zu eurer Verfügung.”
Mit einem liebenswürdigen Lächeln zog sie sich zurück. Sie hörte gerade noch, wie sich die drei anderen auf Helene stürzten und ihr heftige Vorwürfe machten.
„Kommt, laßt uns gehn”, raunte Juanita ihren Freundinnen zu, „es dauert nicht mehr lange. Sie sind schon überreif.”
Es war ohnehin Zeit, in die Klasse zurückzukehren, und so betraten sie die große Halle und stiegen in den ersten Stock hinauf. Noch auf der Treppe holte Jacqueline sie ein.
„Wie hast du das gemeint eben?” fragte sie hastig.
Juanita ließ sich ihren Triumph nicht anmerken.
„Nun, könnte doch sein, daß ihr mit dem Feste organisieren nicht soviel Erfahrung habt. Während wir hier schon die heißesten Feten auf die Beine gestellt haben.”
„Können wir heute nachmittag einmal darüber sprechen?” bat Jacqueline. „Ich meine… wir wissen hier nicht so gut Bescheid und…”
Juanita unterbrach sie lächelnd. „Siehst du, genau das meine ich. Das muß ja alles
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