Dolly - 18 - Sag ja, Dolly!
erstmal technisch geklärt werden, oder? Wir treffen uns nach dem Mittagessen unten am Schwimmbad. Da ist um diese Jahreszeit niemand, und wir können ungestört reden.”
Jacqueline nickte eifrig. Auf ihrem Gesicht malte sich deutliche Erleichterung, als sie zu ihren Freundinnen zurückkehrte.
„Tja”, murmelte Juanita weise, „einen Anbeter aufzureißen ist keine Kunst. Aber was so ein richtiges Möwenfest ist, das schaffen nur Profis!”
Nach dem Unterricht führte ihr erster Weg zum Schlafsaal der Fünften. Die meisten der Mädchen drängten sich an den Waschbecken, wuschen sich die Hände oder kämmten sich. Alles lachte und schwatzte durcheinander.
„Nanu, hast du dich in der Tür geirrt?” fragte Olly.
„Oder was verschafft uns die Ehre deines Besuchs?”
Juanita überhörte geflissentlich die Spur von Herablassung, die sie in Ollys Stimme zu vernehmen glaubte. Für die aus der Fünften gehörte sie nun mal zu den Kleinen.
„Ich brauche eure Hilfe. Vor allem die von Valentine und Dominique.”
In kurzen Worten schilderte sie, was am vergangenen Abend im Gemeinschaftsraum der Vierten beschlossen worden war, und vergaß nicht zu betonen, wie unglücklich und hilflos Jacqueline und ihre Freundinnen in dieser Situation waren. Sie, Juanita, habe in der Diskussion das französische Fest vorgeschlagen, weil sie geglaubt habe, den Gastschülerinnen damit zu helfen. Jetzt sähe es so aus, als ob das Gegenteil der Fall wäre.
Juanita hatte sich nicht getäuscht. Ihre leidenschaftliche Erzählung fiel auf fruchtbaren Boden. Mona, Susu, Vivi, Olivia und Olly überboten sich in Hilfsbereitschaft und erklärten nun ihrerseits ihren französischen Zimmergenossinnen, was hier zu tun sei.
Nur Andrea musterte die kleine Südamerikanerin mit gutmütigem Spott.
„Mann, du kannst reden! Wetten, du gehst später mal in die Politik?”
„Logisch!” erklärte Juanita selbstbewußt. „Genau wie mein Vater!”
La fete francaise
So kam es, daß das geheime Treffen im Schwimmbad zu einer mittleren Volksversammlung wurde. Man beschloß, gemeinsam an den Strand hinunterzugehen, um Lehrer und Mitschüler in der Burg nicht auf die Zusammenkunft aufmerksam zu machen. In einer geschützten Bucht zwischen den Felsen, die von der Herbstsonne so weit erwärmt wurde, daß man es eine Weile dort aushalten konnte, scharten sie sich im Kreis.
Juanita hatte Mona gebeten, die Leitung der Versammlung zu übernehmen, da sie bei allen die größte Autorität besaß. Solange es nur um die eigenen Zimmergenossinnen ging, übernahm Juanita gern die Führung – eine Rolle, die ihr von niemandem streitig gemacht wurde, da sie die zündendsten Ideen und verrücktesten Einfalle hatte. Aber hier hatten sich inzwischen die gesamte Dritte, Vierte und Fünfte zusammengefunden, da überließ sie die Organisation des Unternehmens lieber der Älteren.
„Können wir beginnen?” fragte Mona und wartete, bis Ruhe eingekehrt war. „Gut, dann möchte ich unsere Französinnen zuerst fragen, was sie sich bisher ausgedacht haben.”
Jacqueline und Helene sahen sich an und hoben verlegen die Schultern. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, wie man ein solches Fest gestalten könnte.
„Dann rollen wir die Sache mal andersrum auf”, meinte Mona. „Wer von euch kann kochen oder backen?” Valentine und Monique hoben zögernd die Hand.
„Okay, das ist doch schon ein Anfang. Und wer kann singen oder ein Instrument spielen? Du, Dominique, das weiß ich. Wer noch?”
„Ja, aber…”, Dominique war rot geworden, „ich traue mich nicht, vor einem Publikum etwas zu singen, eher sterbe ich.”
„Wir werden sehn. Jacqueline, du wolltest etwas sagen?”
„Ich kann ein bißchen singen und Gitarre spielen. Aber nicht besonders gut.”
„Und wer kann Texte verfassen?” Die Französinnen schüttelten heftig die Köpfe.
„Na na!” sagte Mona, „das glaube ich euch nicht. Ich meine ja nicht, daß ihr dichten sollt, es muß kein Theaterstück werden. Ganz normale Texte über das Leben in Frankreich, über eure Schule in Paris, eure Familien und alles, was ihr für erzählenswert haltet. Das ist doch nicht schwerer, als wenn ihr einen Aufsatz schreiben müßtet. Hat sonst noch jemand besondere Künste anzubieten? Nichts? Das ist wenig.” Mona seufzte. „Na schön. Jetzt werden wir uns die Vorschläge der anderen anhören, und ihr sagt, was euch gefällt und was nicht – denn schließlich soll es ja euer Fest werden. Vivi, fang du an.”
„Also, eines scheint
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