Dom Casmurro
habe nämlich gehört, dass man dort verprügelt wir d … Stimmt das nicht? Ich selbst glaube das auch nicht.»
Die Erklärung sagte mir zu; es gab auch keine andere. Wenn Capitu, wie ich glaube, nicht die Wahrheit sagte, muss man ihr zugutehalten, dass sie die Wahrheit gar nicht hätte aussprechen können. Ihre Lüge war wie die jener Dienerinnen, die Besuchern eilfertig mitteilen: «Die Herrin ist ausgegangen», wenn diese mit niemandem reden will.
In einer solchen Komplizenschaft liegt ein ganz eigener Reiz, denn die gemeinsame Sünde stellt diese Menschen einen Augenblick lang auf eine Stufe, ganz zu schweigen von dem Vergnügen, das der Anblick der Gesichter und Rücken der getäuschten Besucher bereitet, wenn sie die Treppe wieder hinabsteige n … Die Wahrheit war nicht ausgegangen, sie war zu Hause geblieben, in Capitus Herzen, wo sie schlummernd Buße tat. Und ich ging weder traurig noch verärgert fort, fand ich doch das Dienstmädchen galanter und ansehnlicher als die Hausherrin.
Die Schwalben flogen nun in die Gegenrichtung, oder es waren bereits andere. Aber wir, die wir dort saßen, waren dieselben, mit all unseren Illusionen, Ängsten und auch schon mit all unseren Sehnsüchten.
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Der Schwur am Brunnen
«Nein!», rief ich auf einmal aus.
«Wieso nein?»
Wir hatten ein paar Minuten geschwiegen, und ich hatte nachgedacht und einen Einfall gehabt. Der Ausruf war jedoch so laut gewesen, dass er meine Nachbarin erschreckt hatte.
«So soll es nicht sein», fuhr ich fort. «Sie meinen alle, wir seien noch zu jung zum Heiraten, seien Kinder, kleine Kinder, ja, das habe ich sie sagen hören. Aber gut. Zwei, drei Jahre sind schnell vergangen. Schwörst du mir etwas? Schwörst du mir, dass du nur mich heiraten wirst?»
Capitu zögerte nicht, dies zu schwören, und ich sah sogar, wie ihre Wangen sich vor Freude röteten. Sie schwor gleich zweimal und sogar noch ein drittes Mal: «Selbst wenn du eine andere heiratest, werde ich meinen Schwur erfüllen und niemals heiraten.»
«Wenn ich eine andere heirate?»
«Alles ist möglich, Bentinho. Du kannst ein anderes Mädchen kennenlernen, das dich liebt, kannst dich in sie verlieben und sie heiraten. Wer bin ich schon, dass du dann noch an mich denkst?»
«Aber ich schwöre es doch auch! Ich schwöre, Capitu, ich schwöre bei Gott, unserem Herrn, dass ich nur dich heiraten werde. Genügt das?»
«Es sollte genügen», sagte sie. «Ich wage nicht, mehr zu verlangen. Also, du schwörst auc h … Aber lass uns doch auf andere Weise schwören; lass uns schwören, dass wir einander heiraten werden, komme, was wolle.»
Ihr versteht den Unterschied; das war mehr als die Wahl des Ehepartners, es war die Bekräftigung der Eheschließung. Der Kopf meiner Freundin war in der Lage, klar und schnell zu denken. In der Tat bedeutete die vorherige Formel weniger, da sie ja nur ausschließenden Charakter hatte. Wir konnten beide ledig bleiben, wie die Sonne und der Mond, ohne den Schwur vom Brunnen zu brechen. Die jetzige Formel war besser, und sie hatte den Vorteil, dass sie mein Herz gegen die geistliche Laufbahn stärkte. Wir schworen nach der zweiten Formel und waren so glücklich, dass wir keine Angst mehr hatten. Wir waren beide gläubig und hatten den Himmel als Zeugen. Ich fürchtete mich nicht einmal mehr vor dem Seminar.
«Wenn sie wirklich darauf bestehen, gehe ich hin; aber ich sehe es lediglich wie eine beliebige Schule an. Weihen lasse ich mich nicht.»
Capitu fürchtete sich vor unserer Trennung, ging aber auf meinen Vorschlag ein, weil er der beste war. So betrübten wir meine Mutter nicht, und die Zeit bis zum Tag unserer Eheschließung würde rasch vergehen. Jeder Widerstand gegen das Priesterseminar indes würde nur José Dias’ Eröffnung bestätigen. Diese Überlegung stammte nicht von mir, sondern von ihr.
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Samstags eine Kerze
So erreichten wir also nach vielen Stürmen den ruhigen Hafen, der uns längst hätte schützen sollen. Tadle uns nicht, du böser Steuermann, die Herzen befahren sich anders als die Meere dieser Welt. Wir waren glücklich und planten unsere Zukunft. Ich versprach meiner Frau ein ruhiges, schönes Leben auf dem Land oder außerhalb der Stadt. Einmal im Jahr würden wir hierherkommen. Läge unser Haus am Stadtrand, so müsste es weit draußen sein, wo uns niemand stören würde. Meiner Ansicht nach durfte das Haus weder groß noch klein, sondern irgendetwas dazwischen sein. Im Geiste pflanzte ich bereits Blumen für
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