Dom Casmurro
und mein Sohn verzückt war. Danach ging alles ganz schnell. Als die Katze unsere Anwesenheit spürte, wollte sie flüchten, und der Junge bedeutete uns erneut, still zu sein, ohne die Augen von ihr abzuwenden. Die Stille hätte nicht größer sein können. Ich wollte ursprünglich das Wort «religiös» verwenden, habe es jedoch wieder durchgestrichen. Nun nehme ich es doch, nicht nur, um die Absolutheit dieses Schweigens zu verdeutlichen, sondern auch, weil dieses Spiel von Katz und Maus fesselnd wie ein Ritual war. Das einzige Geräusch, das ganz schwach zu vernehmen war, war das letzte Fiepen der Maus. Ihre Beine zappelten kaum noch, nur ganz gelegentlich. Leicht verärgert klatschte ich in die Hände, um die Katze zu vertreiben, und die Katze flüchtete. Die anderen fanden nicht einmal die Zeit, mich zurückzuhalten. Ezequiel war betrübt.
«Aber Papa!»
«Was willst du denn? Inzwischen hat sie die Maus doch bestimmt gefressen.»
«Ja, natürlich, aber ich wollte doch zusehen.»
Die beiden anderen lachten, und ich selbst fand es auch lustig.
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Schnell erzählt
Damals fand ich es lustig, und auch heute sehe ich es trotz der vielen Jahre, der späteren Ereignisse und meiner leisen Sympathie für die Maus nicht anders. Es war lustig. Es fällt mir nicht schwer, das zu sagen. Wer die Natur liebt, wie sie geliebt werden will, ohne sich vor bestimmten Dingen zu ekeln oder diese ungerechterweise auszuschließen, wird nichts Minderwertiges an ihr finden. Ich mag die Maus, lehne aber deswegen die Katze nicht ab. Ich überlegte sogar einmal, die beiden zum Zusammenleben zu bewegen, musste dann aber doch einsehen, dass sie nicht zusammenpassen. Die eine knabbert mir die Bücher an, die andere den Käse. Aber das ist alles verzeihlich, zumal ich schon einmal einem Hund verzieh, der mir unter viel schwierigeren Umständen den Schlaf raubte. Ich werde die Sache schnell erzählen.
Sie ereignete sich nach Ezequiels Geburt. Die Mutter fieberte, Sancha umsorgte sie, und auf der Straße bellten drei Hunde die ganze Nacht lang. Ich suchte den Nachtwächter, doch ebenso gut hätte ich den Leser suchen können, der erst jetzt davon erfährt. Also beschloss ich, sie zu töten. Ich kaufte mir Gift, ließ drei Fleischbällchen zubereiten und mischte eigenhändig das Gift darunter. In der Nacht verließ ich das Haus. Es war ein Uhr, und weder die Kranke noch die Pflegerin konnten bei dem Gebell schlafen. Als die Hunde mich sahen, zogen sie sich zurück. Zwei liefen zum Strand von Flamengo hinunter, der dritte blieb unweit von mir stehen, als wartete er ab. Ich trat pfeifend und mit den Fingern schnalzend auf ihn zu. Der Teufelskerl bellte noch immer, vertraute dann jedoch auf die freundschaftlichen Zeichen und wurde ruhiger, bis er schließlich ganz verstummte. Da ich weiterhin schnalzte und pfiff, kam er auf mich zu, langsam und schwanzwedelnd, was bei Hunden so etwas wie ein Lachen ist. Ich hatte die vergifteten Bällchen bereits in der Hand und wollte ihm eines davon geben, als dieses besondere Hundelachen, das Zuneigung, Vertrauen oder was auch immer ausdrückt, mir jede Lust nahm. Da stand ich nun und wusste nicht, wie mir geschah; auf einmal hatte ich Mitleid und steckte die Fleischbällchen wieder ein. Der Leser mag einwenden, dass es der Geruch des Fleisches war, der den Hund veranlasst hatte, sein Gebell einzustellen. Ich behaupte nicht das Gegenteil, glaube aber, dass der Hund mir einfach keine Hinterlist unterstellen wollte und deshalb so zutraulich war. Das Ergebnis war, dass er davonkam.
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Ezequiels Nachahmungen
Ezequiel hätte anders gehandelt. Er hätte vermutlich keine vergifteten Fleischbällchen verwendet, diese aber auch nicht abgelehnt. Ganz sicher hätte er die Hunde mit Steinen in der Hand verfolgt, so weit, wie ihn seine Beine getragen hätten. Und hätte er einen Stock zur Hand gehabt, wäre der zum Einsatz gekommen.
Capitu starb vor Angst um diesen zukünftigen Kämpfer.
«Er kommt so gar nicht nach uns. Wir sind doch viel friedliebender», sagte sie einmal zu mir, «aber Papa war als Kind genauso, hat Mama mir erzählt.»
«Ja, ein Schwächling wird er bestimmt nicht», erwiderte ich. «Eigentlich kann ich nur einen kleinen Fehler an ihm entdecken: dass er nämlich Spaß daran findet, andere nachzumachen.»
«Wie meinst du das?»
«Er ahmt ihre Bewegungen nach, ihre Art, ihre Haltung. Er imitiert Base Justina, José Dias, und jetzt habe ich auch gesehen, dass er die Füße und die Augen
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