Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
Vom Netzwerk:
Paulus hinab. » Mein  Bruder wäre mir jedenfalls mehr wert gewesen.«
    Jenne drückte Paulus’ Hand noch fester. Er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. »Und dann bringt Ihr Matthias um, der Euch doch zu Diensten war?«
    »Für seinen Dienst ist er entlohnt worden. Für seine Unwilligkeit, mir gewisse Dinge zügig mitzuteilen, hat er seine gerechte Strafe erhalten.«
    Paulus’ Muskeln spannten sich an, doch Jenne hielt ihn zurück. Mit ihrem Kopf deutete sie hinab auf das Deck. Dort bestrichen die Mohren das untere Ende des Segels mit Pech. Jenseits des Bugs erkannte Paulus das Werthchen. Sie waren bereits kurz vor der Insel. Köln war nahe.
    Konstantin stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. In der Dämmerung war es gar nicht so leicht, sich auf einer Esche zwischen den vielen Schiffsmühlen zurechtzufinden. Nun aber hatte er sein Ziel erreicht. Er sprang auf die Summus und stieß die Tür zum Mühlhaus auf. Er hielt sich nicht lange mit einer Begrüßung oder Erklärungen auf, sondern stürmte auf den Mann zu, der auf seinem Lager lag. Die Ähnlichkeit mit dem alten Gir war unverkennbar. Das musste Theoderich Girs Halbbruder sein. Eine hochschwangere Frau, die gerade ein Brot geschnitten hatte, fasste sich erschrocken an die Brust. Sie musste des Müllers Frau sein.
    »Seid Ihr Barthel, der Müller?«, fragte Konstantin.
    Der Mann mit der Hakennase setzte sich auf. »Der bin ich. Aber wer seid Ihr, und was wollt Ihr auf meiner Mühle?«
    »Ich bin Büttel Konstantin, und wenn mich nicht alles täuscht, müsstet Ihr darüber in Kenntnis sein, dass Euer Bruder Paulus in Schwierigkeiten steckt.«
    Barthel schwieg, aber sein Schweigen sagte mehr als genug. Er blickte zu Boden.
    Konstantin nickte. »Ich weiß, dass er unschuldig ist, doch das Hochgericht wird Beweise wollen. Und wir können Paulus die Gelegenheit geben, seine Unschuld zu beweisen, indem wir die Mächte aufhalten, die unsere Stadt ins Unglück stürzen wollen. Die Mailänder kommen mit ihrem Kriegsschiff zurück, um Köln in Flammen aufgehen zu lassen.«
    Barthel setzte die Beine aus seinem Lager. »Wie kann ich Paulus helfen?«
    »Es wird Euch die Mühle kosten.«
    An Bord kam Geschäftigkeit auf. Die Mohren fachten die Glut in den Kohlebecken an, spannten die Bliden und legten die Hohlkugeln ein. Auch die Bordwände erhielten noch einen Anstrich mit dem restlichen Pech. Otto und Guido machten sich daran, ein Beiboot, das sich im Schlepptau befand, längsseits zu holen. Sie bereiteten ihren Ausstieg vor. Das Boot war gerade groß genug, die Mailänder und Nox aufzunehmen. Und keinen Mann mehr.
    »Was habt Ihr mit uns vor?«, fragte Paulus.
    Bruno winkte ab. »Ihr beiden habt doch schon zur Genüge bewiesen, dass ihr des Schwimmens mächtig seid.«
    »Ihr lasst uns wirklich laufen?«
    »Ja. Die Kölner sollen wissen, wer ihnen ihren Dom und ihre Stadt geraubt hat. Und sie sollen wissen, warum.«
    Nox trat humpelnd an die Brüstung des Achterkastells und sah auf die sich nähernde Stadt. Er nickte den Mohren zu. »Macht euch bereit.«
    »Wir müssen irgendwie runter vom Schiff«, flüsterte Paulus Jenne zu.
    »Aber wie?«
    »Ich hätte da eine Idee.«
    Paulus folgte Nox ein paar Schritte und schaute auf die Mühlenschiffe hinaus. Das Schiff würde sie bald passieren.
    »Wir könnten dort abspringen und hinüber zur Summus …« Er verstummte mitten im Satz.
    »Was ist?«, zischte Jenne. Ihr Blick folgte dem seinen. Dann nickte sie. Obwohl die Sonne schon hinter dem Horizont verschwand und nur ein Dämmerlicht warf, waren auf der Summus immerhin noch schemenhaft drei Gestalten zu erkennen. Sie waren mit irgendetwas beschäftigt, und sie wirkten gehetzt.
    »Was machen die da?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer. Aber ich hoffe, sie ahnen, was auf sie zukommt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kerle hier sie nicht bemerken.«
    Jenne sah ihn verzweifelt an. »Wie?«
    »Indem Bruno und Nox uns ihre Aufmerksamkeit schenken.«
    Auch Bruno trat nun an die Seitenbrüstung. Mit Nox sah er auf Köln hinaus, das sich an Backbord vor dem Bug über den Rhein erhob.
    Paulus räusperte sich und sprach mit lauter Stimme. »So, unser Köln wollt Ihr also zerstören. Wie will Euch das gelingen, wenn niemand aus Euren wirren Gedanken schlau wird?«
    Sein Auftritt hatte die gewünschte Wirkung. Bruno und Nox wandten sich ihm zu und vom Rhein weg. Der alte Mann lächelte milde.
    »Was verstehst du denn nicht, mein Junge?«
    »Schon bei meiner ersten

Weitere Kostenlose Bücher