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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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er Paulus auf den Arm genommen, zuletzt wieder war er ausgelassen und albern gewesen. Und jetzt gab er sich still und gedankenversunken. Unberechenbar, genau das war er.
    Paulus führte Nox an den beiden Häusern der Kürschner vorbei, die an der gegenüberliegenden Seite des Platzes standen, und verließ mit ihm den Markt durch das Girsgässchen, einen schmalen Durchlass, der seinen Namen dem Umstand verdankte, dass er der Familie Gir einen direkten Zugang zum Heumarkt gewährte. Die wenigen Schritte bis Haus Schöneck mussten sie durch fast völlige Dunkelheit zurücklegen. Paulus hielt sich von der Mitte des Wegs fern, um nicht in die Gosse zu treten. Der Wohnhof mit Nebengebäuden und Baumgarten lag an der Straße vor Klein Sankt Martin, und das Girsgässchen trennte das Anwesen der Familie von einer öffentlichen Badstube, aus der Musik und Gelächter drangen. Paulus wies auf das Haus der Girs auf der Ecke. Hinter den Fenstern der steinernen Fassade leuchtete noch Licht. Der alte Gir, Barthels Vater, zählte wahrscheinlich noch seine Münzen.
    »Nummer eins. Haus Schöneck. Hier wohnt Kaufmann Gir.«
    Nox musterte den Bau eine kurze Weile und nickte dann. »Gut. Weiter.«
    »Ich dachte, Ihr hättet Botschaften zu übermitteln?«
    »Zu gegebener Zeit. Los, weiter.«
    Paulus war es nur recht. Er lenkte seine Schritte nach rechts und folgte dem Weg vor Sankt Martin, bis sie auf die Straße Oben Mauern kamen, die auch Martinstraße genannt wurde. Entlang dieses Wegs verlief ein Rest der Römermauer, hinter der sich die ältesten Teile Kölns befanden. Genau dorthin brachte Paulus Nox nun. Die nächste Gasse führte sie nach nicht einmal hundert Schritten geradewegs zur Sandkaule, dem Sitz der Familie Quatermart. Hier waren um diese Zeit nur noch sehr wenige Menschen unterwegs.
    »Nummer zwei. Die Quatermarts.«
    Auch dieses Haus war sauber aus Steinblöcken gemauert. Es war ein großer Prachtbau, der den Platz davor beherrschte und ihm bereits den Namen gegeben hatte – Quatermarkt.
    Nox betrachtete das Haus mit dem Treppengiebel und nickte erneut. »Gut. Weiter.«
    Das letzte Ziel konnten sie von hier fast schon sehen. Paulus bog von dem Platz nach rechts in eine Gasse ab, wo nur einen Steinwurf entfernt die Kirche Sankt Alban ihren Turm in die Nacht reckte. Doch bis dahin brauchten sie gar nicht zu gehen. Auf halber Strecke knickte ein kleiner Weg ab zwischen zwei Häuser aus Fachwerk, deren obere Geschosse einander so nahe kamen, dass sich die Bewohner aus den Fenstern heraus gegenseitig die Hände reichen konnten. Dahinter öffnete sich die Gasse auf einen großen Innenhof. Paulus deutete auf den Bau, der die gesamte gegenüberliegende Seite einnahm. Kein Steinbau zwar, aber ein Hof von imposanter Größe. Die Rückseite des Hauses stieß an die alte Römermauer. Dahinter befand sich die Martinstraße.
    »Und Nummer drei. Mummersloch.«
    Während Nox das Gebäude in Augenschein nahm, warf Paulus einen verstohlenen Blick auf das linker Hand gelegene Gesindehaus. Angelas Kammer befand sich im oberen Stockwerk. Kein Licht war zu sehen. Entweder schlief sie bereits, oder sie leistete noch Dienst in der Küche der Mummerslochs.
    Nox nickte. »So, so. Hier wohnt also der Mummersloch.«
    »Genau«, sagte Paulus. »Und damit ist mein Auftrag erfüllt. Wenn Ihr also so freundlich wärt, mir den noch ausstehenden Lohn zu zahlen?«
    »Nicht so hastig.«
    Paulus schaute Nox an. »Was soll das heißen?«
    »Wer sagt mir denn, dass du mich nicht einfach zu drei beliebigen Häusern geführt hast? Ich finde, sie lagen verdächtig nah beieinander.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon recht verstanden. Ich verlange einen Beweis für die Wahrhaftigkeit deines Wortes.«
    Nun wurde es Paulus allmählich zu bunt. »Dann geht hin und klopft an die Tür. Ihr werdet sehen, hier seid Ihr beim Mummersloch. Ihr habt doch Botschaften zu übermitteln – jetzt wäre ein günstiger Zeitpunkt.«
    »Genau das werde ich tun. Du rührst dich nicht vom Fleck.«
    Natürlich würde er warten, er wollte ja noch sein Geld, dachte Paulus, während Nox an die Tür des Herrenhauses trat und ihn mitten im Hof zurückließ. Auf das Klopfen hin öffnete eine Magd, und Paulus war enttäuscht, dass es nicht seine Angela war. Ein kurzer Wortwechsel, dann verschwand das Mädchen. Wenig später öffnete sich die Tür wieder, und ein Mann von kräftiger Statur trat heraus. In der Hand hielt er eine Lampe, sodass er leicht zu erkennen war. Hermann Mummersloch

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