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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Familien. Er sah mehrere Overstolzen, er sah einen Buntebart und einen Hirzelin, allesamt aus angesehenen Wandschneiderfamilien, den Tuchhändler Ludolf Grin, einen Kleingedank, einen Birklin und einen Hardevust.
    Und er sah Bruno Hermann, einen der beiden Bürgermeister, die aus der Mitte der Richerzeche gewählt worden waren. Spötter sagten ihm nach, ihm fehle es zwar nicht an politischem Gewicht, sehr wohl aber an menschlicher Größe – Hermann war rund wie ein Butterfass und auch kaum größer als ein solches. Als der Bürgermeister am Kopfende des Saales auf ein Podest stieg, überragte er die Anwesenden kaum. Hermann hob eine Hand.
    »Meine Herren, ich bitte um Euer Gehör, da ich nun das Ergebnis unserer Sammlung bekanntgeben möchte, mit dem wir die schändlichen Taten in unserer Stadt zwar nicht ungeschehen machen, sie jedoch aufzuklären helfen gedenken. Hinzugerechnet wurde das Geld, das die Familien der Opfer dieser widerwärtigen und gotteslästerlichen Morde bereitgestellt haben. Ich habe mir erlaubt, meinen eigenen Beitrag aufzustocken, damit wir eine runde Summe erreichen. Somit darf ich diesem Haus mitteilen, dass die Bürgerschaft der Stadt Köln vierhundert Silbermark auslobt für denjenigen, mit dessen Hilfe es den Gewaltrichtern gelingt, des Mörders der edlen Herren Gir, Quatermart und Mummersloch habhaft zu werden und ihn vor das Hohe Gericht unserer Stadt zu stellen. Ich wiederhole, vierhundert Silbermark.«
    Ein anerkennendes Murmeln ging durch die Menge der Reichen, und auch Konstantin war beeindruckt. Vierhundert Silbermark waren eine beträchtliche Summe. Vielleicht nicht für einen Mann der Richerzeche, der in einem Jahr sicher ein Vielfaches dieses Betrages einnahm, aber für die allergrößte Mehrheit der Kölner Bürger. Dieses Geld nähme einem Tagelöhner alle Sorgen bis zu seinem Lebensende und seinen Nachkommen noch dazu.
    Ein kluger Zug. Ein Mitwisser würde bei dieser Summe nicht nur in Versuchung geraten, sondern geradezu in Verzückung. Und in der ganzen Stadt würde das Jagdfieber ausbrechen. Schade nur, dass dem armen Werkmeister Burkhart nicht ebenso viel Willen zur Sühne widerfuhr. Es wäre ein Leichtes gewesen, auch auf den Kopf von Burkharts Mörder – so es denn ein Mord und kein Unfall war – eine stattliche Belohnung auszusetzen. In diesem Saal war genug Geld versammelt, um einen langjährigen Kriegszug zu bestreiten.
    Ein wenig fühlte sich Konstantin von der Macht, wie sie sich geballt vor ihm darstellte, regelrecht bedrängt. Aber er wollte sich davon nicht einschüchtern lassen. Noch während er sich fragte, in welches der Grüppchen er sich mischen konnte, um mit den Männern ins Gespräch zu kommen, schritt ein ihm wohl bekannter Mann mit Glubschaugen, krummer Nase und langem Hals auf ihn zu.
    »Konstantin!«, rief ihm Theoderich Gir entgegen. »Habt Ihr Neuigkeiten für uns?«
    Die Begrüßung durch den Schöffen bescherte Konstantin die nötige Aufmerksamkeit. »Leider nicht so viele, wie ich gerne hätte, Herr Gir.«
    Gir legte den Arm um ihn und zog ihn weiter in den Saal hinein. Schnell waren einige Männer hinzugetreten. Konstantin erkannte den Tuchhändler Heinrich Rape und den Kaufmann Werner Parfuse.
    »Habt Ihr schon von dem Mord auf der Dombaustelle gehört, Büttel?«, fragte Parfuse.
    Konstantin nickte. »Auch diesen Todesfall untersuche ich. Von einem Mord will ich noch nicht sprechen.«
    »Aber  ich  spreche von Mord«, beharrte Parfuse. Von seinem Vater Richolf, der Bürgermeister und Schöffe gewesen war, hatte er zwar das Geld, nicht aber das Köpfchen und auch nicht das gewandte Auftreten geerbt. Auch im bereits gesetzten Alter hatte Werner Parfuse noch ein jungenhaftes Milchgesicht. »So viel Gewalt in nur einer Nacht – das ist kein Zufall. Die einzige Verbindung, die es zwischen allen vier Fällen gibt, ist offensichtlich.«
    Nun war Konstantin gespannt. »Und? Welche wäre das Eurer geschätzten Meinung nach?«
    »Der neue Dom.«
    »Der Dom? Wie kommt Ihr denn darauf, Herr Parfuse?«
    »Fragt doch beim Domkapitel nach, wer bis zum gestrigen Tage zu den herausragenden Spendern des neuen Baus gehörte. Ich bin mir sicher, es werden auch die Namen Gir, Mummersloch und Quatermart fallen. In welcher Beziehung der Werkmeister zum Vorhaben des Dombaus steht, brauche ich Euch sicher nicht zu sagen. Und wenn Ihr nun auch noch von den Diebstählen gehört habt, die in den vergangenen Monaten auf der Dombaustelle geschehen sind, liegt für

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