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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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mich eines auf der Hand – jemand versucht mit aller Macht, den Bau eines neuen Doms zu verhindern.«
    Konstantin staunte nicht schlecht. Parfuse war zumindest über einige Vorgänge bestens im Bilde. Seine Schlussfolgerung hatte einen gewissen Reiz, aber Konstantin empfand sie doch als eher zusammengereimt. Wer sollte denn ein so handfestes Interesse daran haben, den Bau eines Doms zu verhindern? Und wer würde für dieses Ziel so weit gehen, vier Menschen umzubringen? Und vor allem – warum?
    »Ich bitte Euch, Parfuse«, sagte Theoderich Gir, »Ihr bringt da Dinge miteinander in Verbindung, die nichts miteinander zu tun haben.«
    Nun mischte sich auch Kaufmann Rape ein. »Und ich sage Euch, da hat der Teufel seine Hände im Spiel.«
    Konstantin zuckte unweigerlich zusammen. Schon wieder der Teufel.
    »Schlimmer noch, viel schlimmer«, sagte Parfuse. »Der Herrgott selbst könnte dahinterstecken.«
    Gir verzog das Gesicht. »Unfug, Parfuse. Warum sollte der Herr so etwas veranlassen. Und warum sollte ein Einschreiten Gottes schlimmer sein als das des Teufels.«
    »Weil es dem Herrn nicht schmecken könnte, wenn wir ihm hier einen babylonischen Turm zu Füßen setzen. Der alte Dom erfüllt seinen Zweck und ist immer noch der prächtigste Bau weit und breit. Und dann – was könnte schlimmer sein, als dass sich der Herr selbst gegen uns wendet?«
    Konstantin erkannte in der Rede des Kaufmanns seine eigenen Gedanken wieder, und es gefiel ihm gar nicht. Wenn auch andere so dachten, war vielleicht doch etwas dran.
    »Es missfällt mir«, sagte Theoderich Gir nun kühl, »dass Ihr der Meinung seid, der Herrgott könnte sich den Tod meines Vaters gewünscht haben, nur weil er sich mit einer ansehnlichen Spende am Bau eines würdigen Gotteshauses beteiligt hat.«
    Der Einwand verfehlte seine Wirkung nicht. Rape und Parfuse senkten peinlich berührt die Köpfe.
    »Entschuldigt uns nun bitte, werte Herren.« Gir zog Konstantin beiseite. »Aber ich habe dringend etwas mit dem Büttel zu besprechen.«
    Als er mit Konstantin in eine abgelegene Ecke und außer Hörweite gegangen war, rieb sich Theoderich Gir die rot geränderten Augen. »Diese Narren. Sich das Maul zerreißen, das können sie. Glaubt mir, Konstantin, zu viel Geld ist dem Hirn hinderlich. Es befreit Euch aller Sorgen, und ohne Sorgen müsst Ihr Euch den Kopf nicht mehr zerbrechen. Dann endet Ihr so wie diese beiden Schandmäuler.«
    »Ihnen war offenbar schon nicht mehr bewusst, dass Ihr einen schweren Schicksalsschlag erlitten habt.«
    »Ihnen ist vor allem nicht bewusst, dass sie keinen Verstand haben. Aber lassen wir das. Vergesst, was Rape und Parfuse an wirren Gedanken von sich gegeben haben, und wendet Euch dem Naheliegenden zu, Konstantin.«
    »Und das wäre?«
    »Was hatten mein Vater und die beiden anderen Ermordeten gemein?«
    »Wahrscheinlich sehr viel. Sie waren wohlhabende Kölner. Kaufleute. Mitglieder der Richerzeche.«
    »Ihr seid schon nah dran, Büttel. Alle drei waren Tuchhändler.«
    »Ich weiß. Aber das allein gibt wohl kaum ausreichend Anlass, sie umzubringen, zumal nahezu jeder Kölner Patrizier am Tuchhandel teilnimmt.«
    »Vielleicht doch.« Girs Adamsapfel hüpfte auf und ab.
    »Erklärt Euch, Herr Gir.«
    »Seht Euch einmal in diesem Raum um, Konstantin. Die Patrizier sind die wahren Herrscher Kölns. Sie sind wie Schweine, die sich um die besten Plätze an den Geldtrögen keilen und sich daran satt fressen. Sie zeugen Ferkel, zehn mindestens, zwanzig, wenn es nur irgend möglich ist. Nicht weil die Natur es ihnen vorgibt, sondern weil sie es sich erlauben können. Sie fürchten, ein anderer könnte mehr Macht und Geld an sich reißen als sie selbst. Und daher haben sie in ihrer Gier die Stadt zerschlagen, handeln über Achtel- und Zehntelteile eines Hauses, einer Halle, verkaufen vier Fünftel eines Verkaufstischs und vererben sieben Achtel eines Grundstücks. Kommt ein fremder, reicher Kaufmann und lässt sich in der Stadt nieder, stürzen sich die Kölner auf seine Kinder und verheiraten sie mit den ihren, um so seinen Besitz aufzusaugen. Glaubt Ihr nicht auch, Konstantin, dass solche Männer in der Lage wären, ihr Revier mit allen Mitteln zu verteidigen?«
    Konstantin war erschrocken über die Worte des Schöffen. Er gab sich keine Mühe, das zu verhehlen. »Herr Gir, Ihr redet über Euresgleichen. Ihr redet über Männer, wie auch Euer Vater einer war. Und wie Ihr selbst einer seid.«
    »Das ändert jedoch nichts daran, dass es

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