Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
Vom Netzwerk:
Beschreibung seines Liebchens. Wie sollte sie zu dieser Angela vordringen, wenn diese, was durchaus anzunehmen war, im Herrenhaus zu arbeiten hatte? Aber ihre Sorgen waren unbegründet. Auf einem Schemel mitten in der ansonsten völlig leeren Kammer saß eine junge Frau, die auch in ihrer schlichten Kleidung wunderschön war und sie anschaute. Jenne staunte. Vielleicht hatte Paulus doch nicht ganz unrecht mit seiner Behauptung, dass Angela die hübscheste unter Mummerslochs Mägden war.
    »Angela?«
    »Ja.« Angela machte große Augen. »Wer bist du?«
    Pah, den Teufel würde sie tun und Angela ihren Namen nennen. »Ich habe eine Botschaft von Paulus«, flüsterte Jenne.
    Angela sprang auf und trat schnell auf sie zu. »Paulus?«, antwortete sie und flüsterte nun ebenfalls. »Wo ist er? Ich mache mir solche Sorgen.«
    »In Sicherheit. Er hat mich gebeten, dir etwas auszurichten. Er sagt, er hat nichts mit den Morden zu tun, und bittet dich inständig, ihn nicht zu verraten. Alles will er daransetzen, den Mörder deines Herrn und auch der beiden anderen Kaufleute zu stellen, um seine Unschuld zu beweisen. Aber das vermag er nur, wenn du stillhältst.«
    »Nun sag mir doch endlich, wo er ist.«
    »Das kann ich nicht. Je weniger du über ihn weißt, desto besser für dich und für ihn.«
    Hastig sah Angela über Jennes Schulter hinweg durch die offene Tür in den Hof. »Was hast du mit ihm zu tun?«, wandte sie sich wieder Jenne zu. »Ich kenne dich nicht, und er hat nie ein Mädchen wie dich erwähnt.«
    Herrgott, sie war ebenso schön wie neugierig. »Sagen wir so, ich bin eine unfreiwillige Freundin und kenne ihn erst seit gestern Nacht. Doch das tut jetzt auch nichts zur Sache.«
    »Ich muss ihn sehen. Wie kann ich ihm glauben, wenn er mir nicht einmal in die Augen schauen mag?«
    »Hör zu, ich kenne ihn zwar erst ein paar Stunden, aber eines glaube ich mit großer Gewissheit sagen zu können: Er ist kein Mörder, und er ist willens, seine Unschuld zu beweisen. Mehr kann ich dir jetzt nicht sagen. Verstehst du das?«
    »Gehst du jetzt wieder zu ihm?«
    Himmel, gleich fragte dieses Weibsbild ihr noch Löcher in den Bauch. Sie musste zusehen, dass sie endlich verschwand. Sie hatte ihre Pflicht getan. Doch bevor Jenne sich umwandte, kamen ihr plötzlich Zweifel. Die beiden Männer vor der Tür, die Holz hackten, obwohl das Haus in Trauer war. Angela, die allein und völlig untätig in dieser Kammer gesessen hatte, als wartete sie auf jemanden. Und dann all die beharrlichen Fragen nach Paulus’ Aufenthaltsort.
    »Was geht hier vor?«, fragte Jenne leise.
    Angela schaute wieder über ihre Schulter und legte den schlanken Zeigefinger auf die vollen Lippen. »Leise, sie könnten uns hören.«
    »Die beiden Kerle draußen?«
    Angela nickte. »Er traut mir nicht.«
    »Wer?«
    »Der Büttel. Ich habe ihm nichts verraten. Aber er muss etwas in meinen Augen gelesen haben. Er hat mich unter Beobachtung gestellt.«
    Der Büttel traut dir nicht und ich auch nicht, dachte Jenne. Aber wie kam sie hier wieder raus, ohne dass diese Angela sich an ihre Rockzipfel hängte oder sie womöglich an die beiden Wächter verpfiff?
    Von irgendwoher vernahm Jenne ein dunkles Bellen. Als im nächsten Augenblick noch mehr Hunde anschlugen, fuhr ihr der Schreck wie ein Blitz ins Herz. Die Hunde! Sie hatte die Hunde vergessen! Hatten die Tiere etwa das Blut an ihr gewittert? Nach so vielen Stunden noch?
    »Mir ist auf einmal so flau«, sagte Jenne und fasste sich an die Stirn. »Hast du einen Schluck zu trinken für mich?«
    Da die Kammer leer war, musste Angela sie verlassen, wenn sie einen Becher Wasser holen wollte.
    »Gewiss«, sagte Angela. »Warte einen Augenblick.«
    Schön, neugierig – und dumm wie ein Eifelhuhn. Kaum war Angela in einen Nebenraum verschwunden, gab Jenne Fersengeld und trat vor die Tür. Mit den beiden Aufpassern wurde sie schon fertig. Wollte man Männer auf andere Gedanken bringen, gab es nur ein einziges Mittel. Aber es erfüllte immer seinen Zweck.
    »Seht bloß zu, dass euch beide die Arbeit nicht zu sehr ermüdet«, sagte sie, als sie an den Holzhackern vorbeikam. Sie setzte ihr anzüglichstes Lächeln auf. »Sonst habt ihr für wichtigere Dinge keine Kraft mehr.«
    »Und welche Dinge sind das?«, fragte der mit der Axt und grinste.
    »Ihr wisst schon, schlaffe Glieder und so.«
    Bevor einer der beiden ihr noch einen zotigen Satz hinterherwerfen oder sich gar über das Bellen der Hunde Gedanken machen konnte, war

Weitere Kostenlose Bücher