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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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gegangen.«
    Gir zeigte mit einer wegwerfenden Handbewegung, wie wenig er von Konstantins Vorwurf hielt. »Ich erzähle Euch das nicht, um über die Verwerflichkeit ihres Tuns zu disputieren. Ich will Euch lediglich helfen, den Mörder meines Vaters zu finden. Einzig deshalb bin ich so aufrichtig zu Euch.«
    »Ist der Verstoß gegen den Bann der Grund, weshalb niemand hier von dem Bündnis weiß?«
    »So ist es.«
    Konstantin zuckte mit den Schultern. »Fahrt fort.«
    »Der Pakt hielt jedenfalls nicht lange, ein paar Wochen vielleicht, allenfalls ein paar Monate. Es muss einen heftigen Streit Dietrichs mit den anderen gegeben haben. Worüber sie sich zerwarfen, entzieht sich meiner Kenntnis. Mein Vater war sich des Umstands bewusst, dass er durch seinen Umgang mit einem Geächteten Unrecht beging, zumal ich ein Schöffe am Hochgericht bin. Er wollte mich nicht in Verlegenheit bringen. Lediglich das Nötigste hat er mir unterbreitet, weil ich sein Sohn bin. Aber weil ich Schöffe bin, hat er mir die Einzelheiten verschwiegen.«
    »Wann haben sie sich zerstritten? Und wo? In Köln können sie sich ja nicht getroffen haben.«
    Gir nickte. »Noch im vorigen Herbst sind die vier zu einer gemeinsamen Reise aufgebrochen. Die Overstolzen und die meisten anderen Kölner Kaufleute haben sich dem Englandhandel oder den französischen Messen in der Champagne verschrieben. Deshalb wollten mein Vater und seine Freunde sich neue Märkte und Handelswege erschließen. Sie nahmen die Route rheinaufwärts und überquerten die Alpen.«
    »Italien?«
    Gir nickte. »Der Norden Italiens, um genau zu sein. Dietrich Weise kennt sich dort wegen seiner mehrmaligen Reisen zum Papst aus, er kennt Land, Leute und vor allem die Sprache. Das Interesse meines Vaters galt vornehmlich Venedig, weil es dort bereits gute Verbindungen in die deutschen Lande gibt und er nicht auf ewig auf Dietrichs Hilfe angewiesen sein wollte. Venedig stellt zudem mit seinem Hafen ein Tor in ganz andere Welten dar.«
    »Das klingt alles nach einer sehr nüchternen, aber doch für alle Seiten zweckvollen Übereinkunft. Hat einer von den vieren sie gebrochen?«
    Gir hob abwehrend die Hände. »Ich sagte Euch doch bereits, das entzieht sich meiner Kenntnis. Nur eines kann ich Euch berichten. Im Spätherbst kehrten Mummersloch, Quatermart und mein Vater von dieser Reise zurück. Allein, ohne den Weisen.«
    »Er hätte wegen der Ächtung ohnehin nicht nach Köln kommen dürfen.«
    »Gewiss. Aber sie haben sich schon getrennt, bevor sie die Alpen überquert haben. Sie müssen sich furchtbar zerstritten haben. Nur geflucht hat mein Vater über den Weisen, mit Worten, die ich aus Anstand vor Euch nicht wiederholen will.«
    »Hat Euer Vater nach seiner Rückkehr denn wenigstens etwas angedeutet?«
    »Nein, nichts.«
    Im großen Saal nebenan kam plötzlich Unruhe auf. Gir erhob sich, ging zur Tür und sah in den Saal. Über Girs Schulter konnte Konstantin erkennen, dass die Männer das Bürgerhaus verließen.
    »Sie gehen schon in den Hafen«, sagte Gir.
    »In den Hafen?«
    Gir sah ihn überrascht an. »Habt Ihr nicht von dem Schiff gehört, das gestern Abend noch sehr spät angelegt hat?«
    Nein, hatte er nicht. Und wenn er ehrlich war, genügten ihm vier Morde, zwei Gesuchte und ein gezogener Zahn als Neuigkeiten der vergangenen Stunden vollauf. Konstantin hob die Hand und bedeutete Gir weiterzureden.
    »Eine riesige Kogge mit seltsamen Aufbauten. Niemand hat eine Ahnung, woher das Schiff kommt. Weiß der Teufel, wie die Treidler das Ding bis hierher bekommen haben. Hohe Herren sollen an Bord sein. Sie wünschen den Erzbischof und die Bürgermeister zu sprechen. Das will sich die Richerzeche natürlich nicht entgehen lassen. Ihr wisst schon, es könnte ja ein Geschäft zu machen sein.« Gir grinste.
    Konstantin entschied, den Patriziern in den Hafen zu folgen. Wenn er Dietrich von der Mühlengasse befragen wollte, sollte er ihn besser nicht aus den Augen verlieren.
    Paulus saß im Schatten einer Linde und wartete auf Jenne. Er hatte sich auf einem Sockel aus römischer Zeit niedergelassen, gleich vor Sankt Maria im Kapitol. Die Kirche, deren Chor sich vor ihm erhob, war auf den Fundamenten des Tempels für Jupiter, Juno und Minerva errichtet. Die heidnischen Steine hatte man in der neuen Kirche verbaut – es galt als gutes christliches Werk, eine heidnische Kultstätte zu zerstören, und das Baumaterial war zu schade, um es wegzuwerfen. Der Marmor war gefragt. Zermahlen und mit

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