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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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die Didnikinsel zu finden, um ihre geknechteten Bewohner zu befreien, bevor sie in Kriege mit Nord-, Süd-, Ost- und Westpol verwickelt wurden. Leider ahnte er nicht, wo sich seine selbständig gewordene Rüstung aufhielt. Er wußte ja nicht einmal, daß Junker Hohlkopf aus dem Meer aufgetaucht war, auf dem er selbst noch immer herumsegelte.
    Dieses Herumsegeln wurde ziemlich langweilig, denn der Seefalter, das alte Fischerboot, war klein, man konnte kein Wettrennen darauf veranstalten, kein Blindekuhspiel — oder was immer einem die Zeit so angenehm vertreibt. Nach spätestens fünf Tagen sehnt man sich wieder nach etwas Abwechslung. Der Anblick der unendlichen Wasserfläche, der immer gleichen Wellen, Wolken, der Sonne, des Mondes und der Sterne verliert jeden Reiz.
    Eine Weile unterhielten sich Donito und Don Blech damit, ihre Blechbüchsenrüstungen zu putzen. Donito polierte ebenso seine Trompete und Schmusers riesengroße Hörner mit Spezial-Stierhörner-Putzcreme. Dann wollte Donito auch noch Turas Schnabel blankwichsen, aber der Vogel kreischte empört: »Geh weg von meinen Nasenlöchern mit dieser stinkenden Schmiere!«
    Sie hatten wirklich nicht viel Abwechslung auf dem Boot. Nur gut, daß Donito wenigstens Trompete üben konnte. Er wurde dadurch zu einem unübertrefflichen Meister. Wie das beim Üben so ist, spielte er sehr oft dieselben Melodien, am meisten »O du lieber Augustin, alles ist hin...«. Er blies es stets hoch oben im Mastkorb. Und er steckte alle damit an. Don Blech trällerte »O du lieber Augustin...«, der Stier schnaufte es leise, Tura plärrte mit der Trompete um die Wette — und schließlich kreischten es sogar die Wasservögel. Ja, ein halbes Jahr später waren Tiefseeforscher sehr erstaunt, Walfischen zu begegnen, die »O du lieber Augustin...« pfiffen.
    Eines Morgens jedoch bat Schmuser Tura zu sich. »Ich werde krank«, sagte er. »Ein Stier, auch wenn es ein besonders sanfter Stier ist, braucht seine Weide, seinen Auslauf, seine Bewegung. Es mag ja sehr praktisch sein, ein Fischnetz an meine Hörner zu hängen, aber es ist nicht ihre Bestimmung... «
    »Ihre was?« fragte Tura.
    »Ihre Bestimmung!« brummte Schmuser. »Sie sind nicht dafür geschaffen, verstehst du? Außerdem ist das Netz so durchlöchert... «
    »Es ist eben ein Netz!«
    »Es hat mehr Löcher, als es haben dürfte, um ein brauchbares Netz zu sein. Die Fische schwimmen einfach so hindurch. Dieser Delphin hat es endgültig zerrissen. Ich meine damit nur: Was hat das alles für einen Sinn?«
    »Weiß nicht!« antwortete der Vogel.
    »Gar keinen! Und deshalb sollten wir Don Blech bitten umzukehren. Ich will nach Hause!«
    Schmuser und Tura konnten sich mühelos verstehen, obwohl sie leise sprachen, weil Donito ausnahmsweise nicht trompetete. Er war zu seinem Vater ins Heck des Seefalter gekrochen, und Vater und Sohn sprangen zur Übung in ihre frisch polierten Rüstungen, weil sie — wie Don Blech meinte — immer verteidigungsbereit sein müßten. Sie sahen also besonders kriegerisch aus. Wie friedlich sie eigentlich waren, konnte man ja nicht wissen, wenn man sie nicht kannte.
    Tura flatterte auf die Wagentonne. Er krächzte: »Schmuser will nicht länger seefahren!«
    »Meuterei?« meinte Donito.
    »Unsinn!« sagte Tura. »Wo hast du denn dieses Wort her? Schmuser bekommt das Seefahren nicht, es ist nicht seine Bestimmung, wenn du weißt, was das ist.«
    »Das weiß ich sehr wohl!« antwortete Donito. Er war ein wenig gekränkt.

    ‚

    Don Blech kratzte sich im Nacken, dort, wo er ganz wenig Haare hatte. »Auch ich überlegte es mir schon«, murmelte er. »Denn wir haben kaum noch Heu, sehr wenige Körner — und fast gar kein Suppenpulver mehr!«
    »Was?« Tura schlug mit den Flügeln. »Keine Körner? — Dreh sofort um!«
    »Nun — «, entgegnete Don Blech. Er kratzte sich noch heftiger. »Umkehren ist leicht gesagt — die Frage ist nämlich: Wohin ist umzukehren?«
    »Entgegengesetzt natürlich!«
    »Ich weiß nicht mehr, wo entgegengesetzt ist«, sagte Don Blech. »Schon lange segele ich hinter einem blauroten Schmetterling her — und er flattert so unruhig herum...« Schuldbewußt schlug er die Augen zu Boden.
    »Du mit deinen Schmetterlingen!« schimpfte Tura. »Womöglich war es nicht einmal ein lebendiger, sondern nur ein eingebildeter?«
    »Er war aber so niedlich!« seufzte Don Blech.
    »Ach, hättest du doch Suppenpulver aus ihm gemacht. Sicher kann Knofus Knofonius Schmetterlingssuppe kochen.

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