Don Blech und der Goldene Junker
ging in den Didnikkrug. Dort fand er den Hadnik ganz allein in der Küche, ein Buch mit dem Titel: »Eintausend Rezepte für Honigbonbons« studierend.
»Alarm! Alarm!« rief der Tednik.
»O wie schrecklich!« stöhnte der Hadnik. Als er aufsprang, fiel ihm das Buch ins Herdfeuer. Auf Nimmerwiedersehen, ihr Honigbonbons!
Der Hadnik warf gleich einen Armvoll Schwarzkräutergestrüpp hinterher, und als sie schwarz qualmten, sprühte er dreimal hintereinander Wasser darauf. Da färbte sich der Rauch im Schornstein weiß, und der Adnik und der Bednik sahen es und eilten herbei wie die Feuerwehr. »Was ist los?«
Der Tednik sprudelte heraus: »Ein neuer König ist angekommen — oder es ist der alte mit einem Segelboot. Jedenfalls ist er genau so eine dicke, goldene Tonne. Und da ist noch jemand Zweites, Kleineres dabei, auch eine goldene Tonne oder ein Eimer.«
»Ein Honigeimer?« fragte der Hadnik.
»Na ja, aber bestimmt ohne Honig! Und ein Tier...«
»Ein goldenes Pferd?« Der Adnik dachte angestrengt nach. Wenn der König jetzt ein Boot hatte, wie war er aufs Meer gekommen? — Was war mit Nassi? — Rätsel über Rätsel.
»Nein, kein Pferd. Oder ein dickes Pferd mit sehr großen, glänzenden Hörnern. Aber ein goldenes Rohr liegt noch auf dem Boot...«
»Eine Kanone?« fragte der Hadnik. Es wurde ihm himmelangst. »Vielleicht eine ganz große Kanone für sehr große Kanonenkugeln!«
»O weh, o weh!« stöhnte der Adnik.
»Feigling!« sagte der Hadnik unsicher.
»Wenn wir nur wüßten, ob es unser Blechkönig ist oder ob er zu seiner Familie gehört oder zu seinem Stamm — oder ob es vielmehr ein mächtiger Feind von ihm ist...«
»Der Nord-Süd-West-Ostpolkönig?« fragte der Adnik. Er sah einen Hoffnungsschimmer.
»Ich glaube, er gehört zum Blechkönig, weil er die gleiche Rüstung trägt.«
»Jaja — gleiche Uniformen gehören immer zusammen«, seufzte der Adnik.
»Aber der Blechkönig scheint nichts von ihm zu wissen, denn er hat uns den Besuch nicht angekündigt«, meinte der Hadnik. »Und das ist ein ganz kleines bißchen günstig für uns!«
»Wie günstig?« fragte der Bednik.
»So — «, erklärte der Hadnik. »Wir müssen versuchen, den Ankömmling mit unserer ganzen Armee gefangenzunehmen und festzuhalten, bis wir von Nassi wissen, daß sie den Blechkönig vernichtet hat. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er gehört zum Blechkönig, dann muß ihn Nassi auch noch auffressen...«
»Für noch mehr Honigbonbons?« fragte der Adnik besorgt.
»Ich weiß nicht, für was«, stöhnte der Hadnik. »Ist er aber ein Feind des Königs, nun, dann um so besser.«
»Dann muß ihn Nassi auch ratzekahl verschlingen, denn wir wollen überhaupt keinen König mehr!«
»Ja, ja!« jammerte der Adnik. »Immer mehr Honigbonbons! Was ist aber, wenn Nassi den Blechkönig gar nicht vernichtet hat?«
»Dann können wir immer behaupten, daß wir den Ankömmling für einen Feind gehalten und nur unsere Pflicht getan hätten!«
»Ich will keine Pflicht mehr tun!« sagte der Tednik. Doch die anderen überhörten seinen Einwand.
»Wir dürfen nur kein Wort mit ihm sprechen, bevor wir ihn gefangengenommen haben«, meinte der Bednik. »Weil wir ihn nicht mehr gefangennehmen können, wenn wir erst wissen, daß er der Freund des Blechkönigs ist — oder etwa gar der Blechkönig selber.«
»Sehr richtig!«
Es gab also sehr viel zu bedenken. Und der Adnik meinte schließlich: »Es kommt einfach alles darauf an, was diejenigen, die angekommen sind, wirklich sind!«
Ja, und es kam natürlich auch darauf an, sie zu überwältigen. Aber in dieser Hinsicht waren die Didniks von unerwartetem Glück gesegnet.
Don Blech, Donito und Schmuser hatten nämlich inzwischen mit Mühe den Tonnenwagen aus dem Seefalter ans Ufer geschafft. Obwohl sie ihn über die Planken herabrollen ließen, mußten sie ihn danach noch durch den Sand ziehen und fest in die Speichen greifen. Dabei gerieten sie mächtig ins Schwitzen.
Tura überflog zur gleichen Zeit die Insel, zum Auskundschaften. Er sah die verfallene Ruine, er sah Nassi im Schloßhof schlafen und hielt sie für einen Geröllhaufen. Er sah auch die Lehmhütten von oben, aus deren einer sehr viel Rauch aufstieg, und er sah hier und dort ein paar Didniks auf der Straße oder in ihren Gärten. Niemand schien ihre Ankunft bemerkt zu haben. Und er zweifelte, ob sie überhaupt hier am rechten Ort seien, denn von Junker Hohlkopf habe er keine Spur gesehen, berichtete er,
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