Don Blech und der silberne Regen
Junker Hohlkopf. »In Wirklichkeit habe ich das Volk der Gurkonier aus schwerer Bedrängnis befreit. Aber ich bin zu bescheiden, mich damit zu brüsten. Es ist ja auch nicht wichtig. Reden wir also nicht darüber. Vielmehr gelüstet es mich zu erfahren, auf welche Weise dieser obstähnliche Geselle und Gurkenkönigberater nach Wattelland gelangte.« Er erhob seine Stimme und brüllte Paprikel an: »Sprich, Schurke, du bist doch nicht alleine hier? Sag die Wahrheit oder deine letzte Stunde ist gekommen!«
»Oh, redet doch nicht so schrecklich laut, Junker«, wagte Wattemutter zu äußern. Sie war fast so erschrocken über Junker Hohlkopfs Ausbruch, wie Paprikel selbst.
Paprikel fasste das als günstiges Zeichen auf. Wenn irgendwoher, dann konnte ihm nur von der wattigen Dame Hilfe kommen. Er drehte sein verschmiertes Gesicht Wattemutter zu und flüsterte: »Hohe Frau...« — noch niemals war Wattemutter so feierlich angesprochen worden — »Majestät oder Wattestät oder wie immer man hier sagt: Ich bitte Euch, hört mich an. Was ich sage, ist die reine Wahrheit. Und wenn es mich auch das Leben kosten sollte, ich muss doch heraus damit. Dieser Junker ist gar kein Junker, denn ich habe in seinen hohlen Helm geschaut...«
»Schweig, du Lebensmüder«, schrie Junker Hohlkopf.
»Eben wünschtet Ihr aber noch, dass er rede«, versuchte ihn Wattemutter zurechtzuweisen.
Paprikel fuhr mutig fort: »Ja, er ist kein Junker, denn er ist innen hohl. Und wenn doch etwas in ihm sein sollte, so ist es nur Bosheit. Und daher bin ich auch mit meinem Freunde Don Blech hierher gekommen, um Euch vor ihm zu erretten. Er behauptet, er habe den Regen besiegt und will Eure reizende Tochter Watteia heiraten. Doch das stimmt nicht. Der Regen hat sich von alleine verzogen, wie er jedes Mal wieder vergeht und irgendwann wiederkommt, ganz so, als ob der so genannte Junker Hohlkopf niemals sein Schwert gegen ihn gerichtet hätte.«
Nun klapperte Junker Hohlkopf sehr erregt mit dem Kinnreff — wie wir mit den Zähnen. Mit so viel Unverschämtheit hatte er nicht gerechnet. Und Wattemutter schaute verlegen zur Seite. Noch verlegener aber war Watteia. Zu gerne hätte sie ihrem Bräutigam unter das Visier geschaut.
Eine Erpressung
Paprikel nutzte die Sprachlosigkeit des goldenen Junkers geschickt aus. Zunächst versuchte er, sich zu erheben, schlidderte aber wieder hin. Doch gelang es ihm wenigstens, auf einem Knie Halt zu finden. Früher erwiesen die Knappen so den Damen ihre Verehrung. Und in dieser anmutigen Stellung fuhr er eifrig zu reden fort: »Immer lügt er, dieser Mensch: Ach nein, er ist ja kein Mensch, er ist nicht einmal ein Wesen, das ist das Sonderbare an ihm. Vielleicht kann einer, der gar nicht ist, auch gar nicht lügen, aber das soll uns heute nicht kümmern, ich werde später darüber nachdenken. — Hat er nicht behauptet, er hätte unser Volk vor dem grimmigen, glutroten Vogel gerettet? Doch nein, nicht er war es, er wollte sogar noch grausamer über uns herrschen. Das hat er uns selber gesagt. Und so will er es auch mit Euch machen. Jetzt verstellt er sich nur. — Nicht er also hat uns befreit, mein Freund Don Blech war es. Und ohne mich liefe dieser Unhold heute sogar noch mit einem Pferdekopf herum, ja, so ist das!«
Nun hatte Junker Hohlkopf endlich genug, er fand die Sprache wieder und donnerte Paprikel an: »Schweig oder du bist gleich kein Schwätzer mehr, sondern ein aufgespießter Pappapp...«
»Paprikel, wenn ich bitten darf«, sagte der Berater seiner Gurkestät mit Würde.
Und Wattemutter hob erregt die Hände und sagte bebend: »Ich wünsche, dass er weiterspricht. Auch wenn es nicht wahr ist, finde ich es doch interessant. Wir haben so wenig Unterhaltung in Wattelland.«
Junker Hohlkopf schwieg. Allerdings weniger aus Rücksicht, als aus kühler Berechnung. Er brauchte Paprikel ja noch — Paprikel war ungefährlich: Don Blech wollte er haben. Freilich, Watteia sah ihn mit so verzweifelten Augen an, dass er in seiner Rüstung hätte erschauern müssen, wenn er es nur gekonnt hätte — ihre Blicke schienen seine Rüstung durchbohren zu wollen.
Paprikel sprach weiter. Und seine Stimme klang wieder etwas zuversichtlicher, nicht mehr so piepsig.
»Wie ich eben schon sagte, ist dieser leere Topf dort ein Lügner, ich bin es nicht. Ist er vielleicht nicht hohl? Hat schon eine der Damen in sein Inneres geblickt? Nein, bestimmt nicht! Das ist nämlich nichts, ich weiß es aus eigener Anschauung. Zum
Weitere Kostenlose Bücher