Don Blech und der silberne Regen
Paprikasalat!«
Ein Botschafter
Dieser Entschlossenheit vermoche Wattemutter nichts entgegenzusetzen. Sie war so unsicher. Wer hatte hier Recht? Vielleicht war die Bedingung des Junkers sogar annehmbar, weil durch ihre Erfüllung das Leben des Gastes auf der Salatschüssel gerettet wurde. Wenn die Fremden das Pferd des goldenen Junkers festhielten, dann sollten sie es ruhig herausgeben, das war wohl nur recht und billig. Sie nickte also, sie nickte auch noch, als Junker Hohlkopf sagte: »So lange, bis Scheppertonne wohlbehalten bei mir eintrifft, so lange bleibst du mein Gefangener.«
»Ich bleibe lieber der Gefangene dieser freundlichen Damen«, antwortete Paprikel. Er war froh, die erste Gefahr überstanden zu haben, er fing an sich das Öl aus dem Gesicht zu wischen, freilich mit wenig Erfolg, denn seine Hände waren ja auch voller Tunke.
»Ich lasse dich trocken pudern«, schlug Wattemutter vor. Sie klingelte dem Obereinpuderer.
Watteia war von allem, was sie angehört hatte, recht durcheinander. Was war das nun für ein Mann, der ihr Mann werden sollte? Sie liebte ihn immer weniger. Aber nun bekam er ein Pferd. Das war fein, das machte ihr Eindruck, das fand sie ritterlich, das war aufregend. Niemand sonst hatte hier eines. Sie freute sich darauf. »Wie können wir aber den Freund des gemüseartigen Menschen erreichen, um ihm zu sagen, dass er das Pferd bringen muss?«, überlegte sie.
Der Obereinpuderer kam. Wattemutter ordnete an, Paprikel trocken zu pudern.
»Ich würde mich lieber waschen, mit Wasser...«, sagte dieser.
»Waschen? Und mit Wasser«, riefen Wattemutter und Watteia gemeinsam und entsetzt.
»Wir machen das so«, entschuldigte sich Paprikel. »Aber wenn es hier so Sitte ist, dann lassen Sie mich eben pudern. Hauptsache, ich schmiere nicht mehr. — Und wegen des Boten zu Don Blech — da kann ich Ihnen wohl helfen. Es gibt hier einen Straßenkehrer, einen ganz kleinen Kerl, der kennt den Weg...«
»Einen Straßenkehrer?«
»Er meint wohl den städtischen Fusselaufklauber und Fädcheneinsammler, Klein-Wattoneon«, half der Obereinpuderer. »Soll ich den Gast gleich hier auf der Platte überstäuben?«
»Im Puderzimmer natürlich«, sagte Wattemutter.
»Und in meiner Gegenwart«, rief Junker Hohlkopf und fuchtelte drohend mit dem Schwert.
»Dann muss der Herr Junker den Gefangenen begleiten«, sagte Wattemutter.
»Ach, bleibt mir denn gar nichts erspart«, jammerte Paprikel.
»Ab mit dir«, rief Junker Hohlkopf barsch.
Paprikel kletterte vom Schild. Er ließ sich von der Tischplatte rutschen. Dabei machte er die Tischdecke ganz hübsch fleckig. Aber da es nicht sein Schmutz war, sondern welcher, den man über ihn gegossen und gestreut hatte, schämte er sich nicht so sehr. Auch diese Fettspritzer und Flecken überpruderte der Obereinpu-derer übrigens sorgfältig mit weißem Puder. Das machte er so gut, dass kaum noch etwas zu sehen war. Dann führte der Obereinpuderer Paprikel ins Puderzimmer. Junker Hohlkopf begleitete die beiden mit gezücktem Schwert.
Wattemutter schickte einen Boten, der Klein-Wattoneon in der Stadt suchen sollte. Klein-Wattoneon klaubte eben die Fusseln von der Wattepalasttreppe auf, weil er Watteia so nah wie möglich sein wollte, und nicht nur Watteia, sondern dem Wattepalast überhaupt — der ja der Mittelpunkt allen Geschehens war. Kaum hörte er, dass er zu Wattemutter kommen sollte, klopfte sein Herz stürmisch unter all der Watte und er warf die Wattefusselaufklaubezange und die Fädcheneinsammelgabel einfach in die Müllfusselkarre und stürmte die Stufen hinauf.
Dann stand er atemlos vor Wattemutter und — o Glück! — vor Watteia selbst. Seine Wattespitzen erröteten, und wenn er nicht so aufgeregt gewesen wäre und überhaupt so verwirrte Zeiten geherrscht hätten, wäre er sicher glücklich emporgeschwebt. Und wenn er dazu noch gewusst hätte, was in Wattelas Köpfchen vorging, hätte er es aller Aufregung zum Trotz vielleicht doch getan, aber er wusste es ja nicht. Watteia nämlich war sehr erstaunt, ihn wieder zu sehen, und sie dachte: Er sieht ja viel netter und männlicher aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht liegt es daran, dass er letztes Mal völlig zusammengeklatscht war, und jetzt ist er knochentrocken. Richtig hübsch wirkt er auf mich, wenn auch ein wenig klein. Aber wenigstens wie ein Wattel und nicht wie der fremde Junker, dem man nicht unter den Helm sehen kann.
Sie hatte ihre Ansichten also schon sehr geändert,
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