Don Blech und der silberne Regen
grünen Gewächsen, wie sie überall so üppig wucherten. Sie pflanzten große Wedel aus Baumwollfasern auf, fächerartige Gebilde, gleich Wattewolken. Auch die Straßen wurden geschmückt, der Fußweg mit Blüten bestreut und aus allen Oberstübchen flatterten die Faserfahnen. Alles sah sehr festlich aus. Und festlich fühlten sich auch die Wattels. Eine Hochzeit ist nun einmal zunächst ein wunderbares Ereignis. Wenn es hinterher ein böses Erwachen gibt, kann man das vorher ja nicht wissen.
Junker Hohlkopf sah all diese Vorbereitungen kaum. Er war nur froh, dass die Wartezeit vorüber war. Einigermaßen gnädig ging er in den Wattepalast, um dem letzten Frühstück als Junggeselle beizuwohnen.
Es gab aber keines, denn Wattemutter hatte keinen Appetit und ließ sich entschuldigen und Watteia war viel zu aufgeregt, um auch nur einen Bissen herunterzukriegen. Sie ließ sich im Puderzimmer zur Hochzeit herrichten und hatte für nichts anderes Sinn. Der Obereinpuderer puderte sie rot und er puderte sie blau und er legte auf den Scheitel noch einen Schimmer Gold und auf die Ohrläppchen noch etwas Silber. Und dann steckte er rote Edelsteine über und über in ihre Watte — da sah sie aus wie ein wandelndes Nadelkissen. Ins Haar flocht er ihr die kleinen Schmetterlingsorchideen, die so betäubend dufteten, und um den Hals legte er ihr den hauchdünnen, aus siebenundsiebzigtausend Wattefädchen gewebten Schleier.
Sie fand sich herrlich schön und klatschte in die Wattehändchen und jubelte.
Auch Junker Hohlkopf wurde festlich gekleidet. Der Obereinpuderer legte ihm einen langen, blau-rot gestreiften Mantel über die Schulter, der fiel gar königlich an ihm herab über den ganzen Rücken und wallte meterweit hinter ihm her. Er schleifte bei jedem Schritt und der Junker musste das Gehen mit ihm üben, damit er das Gleichgewicht nicht verlor. Aber da ihm die Kleidung königlich erschien und er sich erhoben fühlte, ließ er es klaglos geschehen und ertappte sich sogar bei dem Wunsch, Don Blech möge ihn so zu sehen kriegen.
So also kam die Hochzeitsstunde unaufhaltsam näher.
Ein böses Erwachen
Am Vormittag bewegte sich der Hochzeitszug vom Wattepalast auf das festlich geschmückte Heiratszelt zu. Es war ein kleiner Trupp, aber er war deshalb nicht weniger schön. Er bestand ja nur aus dem Brautpaar, aus Wattemutter und dem Obereinpuderer. Am Schluss schritt Scheppertonne — und das machte sich besonders prächtig. Bei wessen Hochzeit gehört schon ein goldenes Pferd zum Gefolge?
Das Brautpaar ging zuerst, wie es sich ziemte. Hinter ihm wackelte Wattemutter einher, zum letzten Mal trug sie die wattige Faserkrone. Ihr folgte Scheppertonne, mit roten Bändern behängt. Der Obereinpuderer schritt voraus und stäubte goldenen Blütenstaub vor das Brautpaar. Junker Hohlkopf knirschte gemessen einher, auch heute konnte er nicht anders als zu rattern und zu stampfen. Weit wallte der lange Mantel von seiner Schulter. Und der Federbusch auf dem Helm nickte. Watteia funkelte ebenso festlich, man hätte sagen können: Sie feuerte Strahlenblitze aus allen Rohren — genauer: aus allen Edelsteinen ab. Und der feine Schleier wehte.
Alles Volk war herbeigeströmt. Alle Zelte waren leer, alle Wattels drängten sich auf der Straße. Die Wattelkapelle spielte auf Flöten und Schalmeien und auf anderen, aus Obstschalen und Hülsen gebildeten Instrumenten, deren Namen uns unbekannt sind.
Und die Sonne knallte noch immer vom Himmel, gerade so, als ob sie Junker Hohlkopfs Sieg über den Regen just heute nachdrücklich bestätigen wollte.
In Folge der allgemeinen Fröhlichkeit, wie sie sich bei jedem Hochzeitsfest verbreitet, fingen einige Wattels zu schweben an — das war recht günstig, denn so erhoben sie sich mühelos über die Köpfe der anderen und konnten alles gut sehen. Außerdem wirkte es auch sonst sehr hübsch... lauter bunte, heitere Wölkchen...
Oft war es schon vorgekommen, dass auch die Braut bei einem Hochzeitszug schwebte, manchmal auch der würdige Bräutigam, vor allem, wenn er noch sehr jung war. Nun, von Junker Hohlkopf erwartete man es natürlich nicht. Aber dass Watteia sich nicht vom Erdboden löste, war doch ein wenig verwunderlich.
Nur Junker Hohlkopf war sehr zufrieden, dass Watteia sich nicht schwebend über ihn erhob. Das hätte ihn sehr erbost. Auch so musste er sich wütende Bemerkungen über die herumsegelnden Wattelwölkchen verbeißen — bis nach der Hochzeit.
Der Weg war nicht weit. Als die
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