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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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rosa Puderschichten reinigte.
    Danach setzte er sich unter einen großen Baum in die Sonne. Teils, um zu trocknen, teils, um nachzudenken. Und zwar einerseits über seine vergangene Torheit — er war voller Reue — andererseits über eine Erfindung: Wie er die Wattels vor dem Regen schützen könnte. Don Blech dachte auch nach, er aber überlegte, auf welche Weise die Hochzeit Junker Hohlkopfs mit der unglücklichen Watteia in letzter Minute zu verhindern sei. Und vielleicht hätte er gehandelt, wenn nicht Tura von einem längeren Ausflug zurückgekehrt wäre. Er setzte sich auf Don Blechs Fußspitze und krähte: »Ich war weit, weit im Westen. Dort ziehen dichte, dunkle Wolken herauf, die viel Regen mit sich führen!«
    »Sie zieht wirklich näher, diese Wolkenfront?«
    »Ja, morgen oder übermorgen muss es Regen geben.«
    »Dann kann ich warten. Das ändert alles«, sagte Don Blech. »Dann wird Junker Hohlkopf als Lügner dastehen und Wattemutter wird froh sein, wenn es keine Hochzeit gibt und ich den Betrüger vertreibe!«
    Und damit gab er sich zufrieden.
    In Wattelstadt ahnte man noch nichts von Regen und Wolkenfronten. Gleich nachdem Don Blech der Treppe und dem Wattepalast den Rücken zugedreht hatte, pflanzte sich Junker Hohlkopf vor Wattemutter auf und ratterte: »Ein für alle Mal sollen diese Belästigungen nun unmöglich werden! Das seid Ihr mir schuldig. Ich verlange, dass Ihr Euer Versprechen jetzt einlöst. Ich wünsche sofort zu heiraten!«
    Und Wattemutter seufzte matt: »Morgen, morgen, mein lieber Junker! Dann bist du der Herrscher. Dann habe ich mein Versprechen gehalten und kann vielleicht wieder ruhig schlafen.«
    Junker Hohlkopf nickte. »Also morgen!«, sagte er.
    Da fragte Wattemutter: »Könnt Ihr denn tanzen?«
    »Tanzen? Nein, wozu?«
    »Ihr müsst den Hochzeitstanz mit Watteia tanzen. Das ist Sitte. Der Obereinpuderer wird Euch unterrichten.«
    Der Obereinpuderer zog eine Grimasse. Er hatte nicht gern mit dem unwirschen Junker zu tun. Undenkbar war es doch, den Arm um ihn zu legen...
    Watteia aber errötete bei dem Wort Hochzeit und fühlte, wie ein seliges Gefühl sie durchzog, es war, als hätten diese acht Buchstaben Zauberkräfte. Sie schwebte selig in ihr Oberstübchen.
    Der Obereinpuderer mochte wollen oder nicht, er musste Junker Hohlkopf das Tanzen beibringen. Der Junker stellte sich so stelzbeinig an, dass es zum Verzweifeln war, und der Obereinpuderer, an die weichsten, wattigsten Wiegebewegungen gewöhnt, geriet in helle Verzweiflung. »Rechtes Bein, linkes Bein, eine Drehung rechts herum, eine Drehung links herum, drei Schritte zurück, eine Verbeugung, einen Schritt vor, wieder eine Verbeugung, nein, Ihr müsst das Knie biegen, wie wenn Ihr der Dame huldigen wolltet...«
    »Ach, huldige doch, wer mag!«, klapperte der Junker ungehalten. Er verließ den Empfangssalon, ohne den Tanz gelernt zu haben. Mochte mit Watteia tanzen, wer wollte. Er wollte nicht. Diese Sitte würde er auch abschaffen.
    Er ging in sein Zelt, davor ließ Scheppertonne trübsinnig das Haupt hängen. So vieles missfiel ihr. Kein Wunder: In ihrer Bauchhöhle saß Klein-Wattoneon und war längst wieder aufgewacht. Von Zeit zu Zeit blickte er durch die Ritzen der Gelenke des Pferdes oder auch hinten heraus, unter dem Schweif. Und er dachte sich, ich sitze an einem sehr guten Platz, und er dachte weiter, ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich habe das Gefühl, dass ich noch einmal etwas Heldenhaftes vollbringen kann, falls ich jemals wieder herauskomme.
    Scheppertonne drehte ihren Kopf Junker Hohlkopf zu: »Hättest du nicht Don Blechs Angebot annehmen sollen, friedlich in seinem Garten zu leben?«, fragte sie. Er antwortete ruppig: »Vielleicht deinetwegen? Morgen bin ich verheiratet und richtiger, echter, gekrönter König. Dann muss Don Blech sich vor mir verneigen! Sei also still und ruhe dich aus, du verstehst nichts von Politik.«
    Scheppertonne nickte. Und als es dunkel wurde, verbrachten sie alle die Nacht mit sehr verschiedenen Gedanken. Klein-Wattoneon im Pferdeleib wartete auf seine Stunde, Scheppertonne hatte Sehnsucht nach Ruhe und Frieden und Junker Hohlkopf malte sich aus, wie glänzend sich das Dasein ab morgen für ihn gestalten würde.
    Nun, der nächste Tag kam. Die städtischen Arbeiter waren schon beim ersten Sonnenstrahl auf den weichen Beinen, um das Hochzeitszelt auf dem runden Mittelplatz im Herzen der Stadt mit goldenen und purpurnen Bändern zu schmücken, mit Rosen, Orchideen und

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