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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Auswurf internationaler Verbrecherbanden.«
    Erik fragte scheinheilig: »Auswurf, Euer Ehren? Meinen Sie nicht eher Rauswurf?«
    »Was?«, schrie der Richter. »Wenn ich Auswurf sage, dann meine ich Auswurf. Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, werfe ich Sie raus.«
    »Das hab ich gemeint, Euer Ehren. Aber Sie haben mit Auswurf angefangen, nicht ich. Wenn ich was auswerfen wollte, würde ich das bestimmt nicht in einem Gerichtssaal tun. «
    Judge Calipsee knirschte mit den Zähnen, wobei deutlich zu hören war, wie ein Backenzahn splitterte:
    »Wenn Sie hier das Geringste auswerfen, bringe ich Sie für sehr lange Jahre hinter Gitter!«
    »Können wir dann vielleicht davon ausgehen, dass hier gar nichts geworfen werden darf? Weder aus noch raus?«
    »Ich hasse Sie, Eriksen«, sagte Calipsee aus der Tiefe seiner Richterseele. »Sie stehen für alles, was nicht in dieses Land gehört. Sie werfen hier gar nichts. Oder«, verbesserte er sich hastig, »werfen Sie Ihren abstoßenden Körper hier raus.«
    »Abstoßend?«, fragte Erik beleidigt. »Mögen Sie keine Rothaarigen? Oder finden Sie nur diesen speziellen Körper abstoßend? Man sollte nicht meinen«, fügte er nachdenklich hinzu, »dass ein Verfassungsrichter so viel Erfahrung mit männlichen Körpern hat!«
    Calipsee fasste sich ans Herz und schnappte pfeifend nach Luft. Die anderen Richter verhüllten ihre Gesichter. Ihre Schultern zuckten.
    »Wollen Sie etwa andeuten«, kreischte Calipsee, »dass ich Erfahrung mit männlichen Körpern habe?«
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich, Euer Ehren«, sagte Erik. »Ich habe all diese Körper hier gar nicht reingebracht.«
    »Tun Sie sie raus. Ich will nichts mit männlichen Körpern zu schaffen haben. Ich finde sie widerwärtig. Ich will mit keinem Körper was zu schaffen haben. Schon gar nicht mit Ihrem. Es sei denn, er ist tot.«
    »Das finde ich aber bedenklich, Euer Ehren«, sagte Erik bedächtig. »Sie sollten nicht gerne mit toten Körpern verkehren. Das tut niemand in diesem Land. Es ist irgendwie krank.«
    Calipsees Atem ging rasend schnell. Alles an ihm zitterte vor grausamer Wut, als er schrie: »Ich verkehre überhaupt nicht mit Körpern. Sie stoßen mich ab. Ich will keine Körper! Ich will nur Sie vernichten.Ich habe noch nie jemanden erlebt, der mir in derart bösartiger Weise die Worte im Munde verdreht!«
    »Das möchte ich nicht, Euer Ehren. Ihren Körper in allen Ehren, aber ich möchte nicht in Ihren Mund fassen, um dort irgendwas zu verdrehen. Er sieht schon jetzt nicht sehr gut aus.«
    Calipsees Zähne splitterten in Reihen, als er versuchte, sich zusammenzureißen. Er zwang sich selbst den Mund auf und tat eine Menge verschiedenfarbiger Pillen hinein. Dann beruhigte er sich etwas und schäumte lediglich vor Wut. Immerhin war er jetzt fähig, sich auf den eigentlichen Gegenstand dieser Vorverhandlung zu besinnen, und zwang sich zur Ruhe. »Sie stellen also im Ernst den Antrag, dass dieses Gericht die Existenz der USA für rechtswidrig erklärt, weil sie aus einem verbrecherischen Akt der Gewalt entstanden ist?«
    „Ja, Sir Boss, Euer Ehren Judge Calipsee, Sir !«, antwortete Erik mit mehr Sicherheit, als er wirklich hatte.
    »Die Revolution 1776 war ein rechtswidriger Akt der Auflehnung von Untertanen gegen ihre rechtmäßige und anerkannte Herrschaft. Die Tatsache allein, dass diese abscheuliche Rebellion Erfolg gehabt hat, rechtfertigt nicht ihre prinzipielle Illegalität. Da die heutige USA Rechtsnachfolgerin der aufständischen Kolonien ist, muss sie sich nach den rechtsstaatlichen Grundsätzen, auf denen sie beruht, selbst für inexistent erklären und den vorhergehenden Zustand wiederherstellen.«
    »Und Sie glauben«, sagte Judge Calipsee mit einer Stimme, die einen seiner Kollegen vor Angst weinen ließ, »dass Sie damit durchkommen?«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Erik, »und dann klagen wir gegen Frankreich wegen 1789.«
    »Wen vertreten Sie eigentlich?«, fragte Judge Calipsee tückisch.
    »Einen Erben von Cristoforo Colon, besser bekannt als Christoph Kolumbus. Ihm stehen aufgrund eines Dokuments, das bei Ihren Akten liegt, der Titel und das Einkommen eines Vizekönigs von Amerika zu.«
    Judge Calipsee starrte ihn fassungslos an. Und dabei schlich sich eine vage Erinnerung in sein Gehirn. Er konnte sie nur noch nicht festmachen. Er sah sich selbst auf einem dunklen Dachboden, auf den ihn seine Eltern gesperrt hatten, weil er mehrere seiner Klassenkameraden zum Tod durch den Strang

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