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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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verurteilt hatte und dabei erwischt wurde, wie er das Urteil vollstrecken wollte. Auf diesem Dachboden lagen alte juristische Blätter herum, die er vor Langeweile gelesen hatte. Und in einem dieser Blätter war ein Bild aus einer Gerichtsverhandlung im Jahr 1911, das den Anwalt zeigte. Und dieser Anwalt hatte eine verdammte Ähnlichkeit mit Eriksen. Irgendetwas war faul. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber er konnte es noch nicht fassen. Und es machte ihn wütend, wenn er etwas nicht fassen konnte. Er hatte die Dinge gern sicher hinter Gittern. Oder tot. Lieber tot.
    »Sie bekommen noch eine letzte Chance, Mr. Eriksen, Ihren lächerlichen Antrag zurückzuziehen«, sagte er.
    »Nein danke, Euer Ehren«, antwortete Erik unbefangen. »Mein Klient möchte doch lieber das Geld und den Titel.«
    Das war die falsche Antwort gewesen. Nachdem der Richter die Sitzung vertagt hatte, musste Erik dem abstoßenden Schauspiel beiwohnen, wie Judge Calipsee vor Wut heulend in die schwere eichene Tischplatte biss und die anderen Verfassungsrichter schreiend an ihm vorbei ins Freie rannten.
    Erik wartete, bis Calipsee sich wieder beruhigt hatte. Außer ihnen war nur noch der Schreiber im Saal. Calipsee richtete die Sonnenbrille auf Erik, hinter deren Gläsern ein rotes Leuchten flackerte.
    »Sie wissen«, sagte er gefährlich leise, »wenn dieser Antrag durchgehen sollte, dann befindet sich dieses Land in einem Zustand der Rechtlosigkeit.«
    Er machte eine Pause und starrte Erik an.
    »Und dann gibt es kein Gesetz mehr, das mich daran hindert, Sie zu töten. Das wäre der einzige Grund, diesen Antrag wohlwollend zu begutachten.«
    Erik sah ihn nachdenklich an.
    »Ich möchte nicht, dass Sie mir wohl wollen, Euer Ehren. Aus Ihrem Mund hört sich das wie ein Sittlichkeitsverbrechen an.«
    »Rauuuuuus!«, schrie Calipsee in den höchsten Tönen.
    Erik verließ nachdenklich den Sitzungssaal, trat auf die Stufen des High Court hinaus und sah auf die Straßen Washingtons, die im blauen Januarlicht glänzten. Er holte tief Luft. ›So!‹, dachte er, ›der Stein rollt.‹ Ab jetzt würde er sehr vorsichtig sein müssen. Er stieg in seinen gepanzerten Wagen und fuhr los. Und nicht nur er, dachte er weiter, er konnte bloß hoffen, dass Don Fernando und all die anderen sich gut versteckt hielten. Es war nicht nur Calipsees Wut zu fürchten. Er konnte kaum annehmen, dass ganz Amerika gelassen zusehen würde, wie es für illegal erklärt wurde.
    Und für bedeutend ärmer, fügte er schmunzelnd hinzu.
    Bill klopfte an die Tür. Als von innen ein »Ja« kam, trat er schnell ein. Dann stand er verlegen herum. Er fühlte sich immer noch fremd in diesem Raum. Aber er kam ja auch nicht oft hierher.
    »Was ist denn?«, kam es hinter dem Schreibtisch hervor. Bill scharrte mit den Füßen auf dem Teppich.
    »Äh, da ist ein Anruf, Schatz, von Judge Calipsee.«
    »Und?«, fragte die Stimme kühl. »Warum redest du nicht mit ihm?«
    »Er will mit dir sprechen, Schatz, er sagt, es sei wichtig.«
    Hillary stand seufzend auf und kam um den Schreibtisch herum.
    »Also gut«, sagte sie, »stell ihn durch. Und lass mich allein.«
    ›Nichts lieber als das‹, dachte Bill, als er das komisch ovale Zimmer wieder verließ, ›bei Gott!‹
    Das Telefonat war nicht sehr lang, aber informativ. Die darauffolgenden Telefonate mit den Chefs von CIA, FBI und mehreren geheimen Eliteeinheiten der Armee waren dafür umso länger, obwohl sie im Grunde nur einen kurzen, klar verständlichen Befehl umschrieben:
    »Tötet den Mann, der sich für Kolumbus’ Erben ausgibt, und alle seine Freunde. Tötet auch alles, was dabei herumsteht und euch beim Töten zusieht. Tötet zur Sicherheit noch ein paar Unschuldige. Und macht schnell!«
    Ein Befehl, der immer gern befolgt wird.
    Die Gattin des Präsidenten hatte die Hände aneinander gelegt und dachte nach. Dann schaltete sie die Gegensprechanlage ein.
    »Bill?«
    »Ja?«, kam die eilfertige Antwort. »Was ist?«
    »Ach nichts«, sagte Hillary, die es sich plötzlich anders überlegt hatte. »Denk daran, dass nächste Woche Get Lost im Weißen Haus spielt. Du musst die Kinder von der Uni abholen.«
    »Klar, Schatz«, sagte Bill, »ich freu mich schon!«
    Dann klickte es. Im ovalen Zimmer war es sehr still, als Hillary in Gedanken das amerikanische System verfluchte, das immer nur Männer zu Präsidenten wählte, die entweder zu früh erschossen wurden oder extrem dämlich waren. Letztlich lief es auf dasselbe hinaus: In beiden

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