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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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damals ein ziemlicher Schuft, und ich glaubte, ich könne ihn ausnutzen. Ich hielt den Nagual einfach für einen dummen alten Indianer, darum sagte ich ihm, ich würde dem Meister erzählen, er sei mein Großvater, denn sonst würde er ihn nicht einstellen; aber er müßte mir schon ein paar Prozent von seinem Lohn geben. Der Nagual hatte nichts dagegen. So gab er mir von den wenigen Pesos, die er Tag für Tag verdiente, noch einen Teil ab. Mein Meister war sehr beeindruckt von meinem Großpapa, weil er ein so tüchtiger Arbeiter war. Aber die anderen Burschen verspotteten ihn. Du weißt ja, er hatte diese Gewohnheit, ab und zu alle seine Gelenke knacken zu lassen. In der Werkstatt ließ er sie jedesmal knacken, wenn er ein schweres Stück schulterte. Die Leute glaubten natürlich, er sei so alt, daß seine Knochen, wenn er eine schwere Last trug, halb aus den Fugen gingen. Ich habe mich gegenüber dem Nagual, als meinem Opa, ziemlich schäbig benommen. Aber um diese Zeit hatte Genaro mich schon bei meiner habsüchtigen Seite gepackt. Er hatte mir nämlich erzählt, daß er den Nagual mit einem bestimmten Kräuterelixier versorge und daß dieses ihn stark wie einen Stier mache. Jeden Tag brachte er eine kleine Portion von einer Paste aus zerriebenen Blättern und gab sie ihm zu essen. Genaro sagte, sein Freund sei ohne dieses Gebräu ein Nichts, und um mir dies zu beweisen, gab er ihm zwei Tage lang nichts davon. Ohne das grüne Zeug schien der Nagual nur ein gewöhnlicher schwacher, alter Mann zu sein. Genaro sagte, ich solle auch mal diesen Trank versuchen, dann würden die Frauen mich lieben. Ich war ganz scharf darauf, und er meinte, wir könnten Partner werden, wenn ich ihm helfen wolle, das Elixier herzustellen und seinem Freund einzugeben. Eines Tages zeigte er mir ein paar amerikanische Dollarnoten und sagte, er habe zum erstenmal eine Dosis an einen Amerikaner verkauft. Mit diesem Trick fing er mich ein, und ich wurde sein Partner.
    Mein Partner Genaro und ich, wir hatten große Pläne. Er fand, ich sollte meine eigene Werkstatt haben, weil ich mir doch mit dem Geld, das wir durch seinen Kräutertrank verdienten, alles leisten könne. Ich kaufte also eine Werkstatt, und mein Partner bezahlte sie. Das überzeugte mich restlos. Ich merkte, daß mein Partner es ernst meinte, und so stürzte ich mich in die Arbeit und fing an, dieses grüne Zeug für ihn herzustellen.«
    An diesem Punkt war ich zu der festen Überzeugung gelangt, daß Don Genaro bei der Herstellung seiner Kräutermischung psychotrope Pflanzen verwendet hatte. Er mußte wohl, so überlegte ich, Pablito dazu überredet haben, sie einzunehmen, um ihn willfährig zu machen.
    »Hat er dir Kraftpflanzen gegeben, Pablito?« fragte ich. »Aber sicher«, erwiderte er. »Er gab mir das grüne Zeug. Ich fraß es zentnerweise.«
    Mit anschaulichen Gebärden schilderte er mir, wie Don Juan in tiefster Lethargie vor Don Genaros Haustür hockte und dann, kaum daß seine Lippen das Gebräu berührten, zu frischem Leben erwachte. Angesichts einer solchen Verwandlung, sagte Pablito, sei ihm nichts anderes übriggeblieben, als es selbst zu versuchen. »Was war in dem Elixier?« fragte ich.
    »Grüne Blätter«, antwortete er. »Alle möglichen grünen Blätter - was er nur kriegen konnte. Da sieht man, was für ein Teufel Genaro war. Er quatschte über sein Elixier und brachte mich zum Lachen, bis ich >high< ging wie ein Drachen. Mein Gott, diese Zeit werde ich nie vergessen.«
    Ich wurde nervös und mußte lachen. Pablito wiegte seinen Kopf und räusperte sich. Er schien gegen die Tränen anzukämpfen. »Ich sagte dir ja schon, Maestro, ich war von Habsucht getrieben. Insgeheim plante ich, meinen Partner auszubooten, sobald ich gelernt hätte, das grüne Zeug selbst herzustellen. Anscheinend durchschaute Genaro damals meine Absichten, denn kurz bevor er fortging, umarmte er mich und sagte, jetzt sei es Zeit, mir meinen Wunsch zu erfüllen; es sei Zeit, daß ich mich von meinem Partner trennte, denn ich hätte bereits gelernt, das grüne Zeug zu machen.«
    Pablito erhob sich. Tränen standen ihm in den Augen. »Dieser Blitzteufel Genaro«, sagte er leise, »dieser ausgekochte Teufel! Ich habe ihn wirklich geliebt. Und wenn ich nicht so ein Feigling wäre, würde ich heute sein grünes Zeug herstellen.« Mir war die Lust zum Mitschreiben vergangen. Um meine Traurigkeit zu verscheuchen, schlug ich Pablito vor, wir sollten Nestor suchen gehen.
    Ich verstaute meine

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