Don Juan de la Mancha
Kopf und –
Mutter!
Und jetzt sitzt du da bei deinem Vater und saufst dir das Hirn weg und weißt nicht einmal mehr dein Geburtsdatum.
Mutter! Ich weiß mein Geburtsdatum! Was ich wissen will, ist die Geburtsstunde!
Die Stunde?
Ja, ganz nüchtern: die Stunde! Weißt du noch die Stunde?
Natürlich weiß ich die Stunde. Die Wehen hatten in der Nacht eingesetzt, und dein Vater ist völlig kopflos aus dem Haus gelaufen, um ein Taxi auf der Straße zu finden. Mitten in der Nacht. So ein Idiot, wir hatten doch ein Telefon. Also habe ich telefonisch ein Taxi gerufen und bin in die Klinik gefahren. Er ist dann eine Dreiviertelstunde später nachgekommen, wurde aber nach Hause geschickt. Das war ja damals nicht so wie heute, dass Väter bei der Geburt dabei sind. Er hat gesagt, dass er zu seinen Eltern fahre, man solle ihn dort anrufen, wenn das Kind da ist. Natürlich ist er nicht gleich zu seinen Eltern, nach Mitternacht, nein, er hat noch schnell ein Flittchen getroffen und ist mit ihr in ein Hotel, das Schwein, in der Nacht deiner Geburt!
Um wie viel Uhr in der Nacht bin ich gekommen?
In der Nacht? Du bist nicht in der Nacht gekommen. Ich rede von den Wehen. Dein Vater ist also erst in der Früh zu den Eltern, er kam gerade zurecht zum Frühstück. Und als du da warst, habe ich eine Schwester gebeten, ihn anzurufen, und habe ihr die Nummer seiner Eltern gegeben. Sie ruft also an, aber weil es das Telefon der Eltern war, hebt natürlich dein Großvater ab. Die Schwester sagt: Sie haben einen Sohn! Und dein Großvater sagt mit Blick auf deinen Vater, ungeduldig, weil er beim Essen gestört worden ist: Ich weiß! Er ist hier! Dein Vater hat natürlich verstanden, was der Anruf bedeutet, und da ist ihm, das hat er gern erzählt, das Ei runtergefallen.
Das Ei runtergefallen?
Das Frühstücksei. Der Löffel. Also, das ist doch klar: Die Großeltern haben jeden Tag um punkt sieben gefrühstückt. Wenn dein Vater gerade das Ei gelöffelt hat, muss es fünf nach sieben gewesen sein. Du bist um sechs Uhr dreißig geboren.
Willst du Liebäh?, sagte Madame Piroska, junge Mähnschen wollän immer wissen Liebäh. Wenn ählter, wollän sie wissen Bähruf und Ährfolg, und dann die Alten wollän nur wissen Gähsundheit. Ich währd dir also machen Liebäh, sagte sie, und begann in einem dicken Buch zu blättern, Dreiecke und Kreise und Symbole auf ein Blatt zu zeichnen.
Ich holte eine Wurstsemmel für Prohaska, streunte durch die Redaktion, ließ mich da und dort fortschicken, war so selbstvergessen, dass ich die angebissene Wurstsemmel aufaß, die Prohaska mir gereizt und angewidert zuschob, ging zurück zu Piroska.
Bist du sichähr mit Stundäh von Gähburt?, fragte Piroska, als ich zurück in die Milchstraße kam. Sie saß kopfschüttelnd über der Zeichnung, die sie angefertigt hatte, sagte: Is Gähmähtzl. Is gar nix mit Radix!
Ich fragte sie, was sie meinte. Ihr Busen wogte.
Bist du Grähnzfall. Nicht da nicht dort. Wänn ich anschauäh deine Sonnäh, ist nicht mähr Zwilling, ist noch nicht Kräbs. Ist deine Mond nicht mähr Wassährmann, noch nicht Fisch. Zeichnäh ich Liniäh hier auf Radix, dann nächste Liniäh ist sählbä Liniäh, ist alles Grähnzä, ist alles eins. Ist wie Blaubährä, die rot ist, wenn sie is grün. Ist deine Gähburt nicht mähglich. Fünf Minutähn frühär, is ein Mänsch. Fünf Minuten spähtär, is andärär Mensch. Aber so is alläs nur so und is zugleich nicht so. Ist Gefiehlä da, ist Filähn dort. Ist fest wie Zuckärwürfäl, ist flüssig wie Zuckärwassär. Ist in einä Haus, ist in andärä Haus. Is wie Flichtling, die aufwacht zu Haus. Is wie Haushärr, die aufwacht nicht zu Haus. Vähnus im Löwähn, könnt mich intärresierän, ist aber Grähnzä, ist Steinbock-Mars.
Habe ich richtig verstanden, fragte ich, ich bin also ein Grenzfall.
Nix Fall. Is nix was is der Fall. Is so und so. Is Grähnzä heißt: nix da nix dort. Is Gähmätzl. Mit Mars hintärrücks.
Wie bitte?
Hast du Mars, der kämpft hintärrücks. Will erobärn, will kämpfän. Ist abär deinär hintärrücks.
Hinterrücks? Ich verstehe nicht. Ich verstehe rein grammatikalisch nicht.
Brauchst du Hórroskop odär brauchst du Grammatik?
65.
Ich entschied mich für eine Crystal-Plus-Wanne. Sie war, dem Prospekt zufolge, wie geschaffen für meine Bedürfnisse. Die Wanne ist ergonometrisch geformt, so perfekt, dass die Badenden den Eindruck einer elastischen Anpassung an ihre Lage haben. Die Badenden werden mit
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