Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
seinem eigenen Besten, seine Einwilligung, und der Pfarrer nahm ihn sehr gern mit sich, um Gelegenheit zu haben, sich umständlich nach Don Quixote und dessen Erlebnissen zu erkundigen. Der Bakkalaureus erbot sich, für Therese die Antworten auf die Briefe zu schreiben; sie wollte aber nicht, daß sich der Bakkalaureus in ihre Sachen menge, weil sie ihn für einen Spötter hielt, sie gab daher einem Chorknaben, welcher schreiben konnte, einen Kuchen und zwei Eier. Der schrieb ihr zwei Briefe, einen für ihren Mann und einen für die Herzogin, die sie ihm ganz diktierte und die nicht die schlimmsten sind, die in dieser großen Historie vorkommen, wie man weiter unten sehen wird.

51. Kapitel

    Fortgesetzte Regierung des Sancho Pansa und andere angenehme Begebenheiten.
    Der Tag brach an, welcher auf die Nacht folgte, in der der Statthalter die Runde gemacht hatte und welche der Speisemeister ohne Schlaf zubrachte, indem er seine Gedanken nur mit dem Angle sichte, den Reizen und der Schönheit des verkleideten Mädchens beschäftigte, während der Haushofmeister bemüht war, seinen Gebietern dasjenige, was Sancho sagte und tat, aufzuschreiben, gleich sehr über seine Taten wie über seine Reden verwundert, denn seine Worte wie seine Handlungen waren aus Anzeigen von Verstand und Dummheit gemischt. Endlich stand der Herr Statt halte auf, und auf Befehl des Doktors Pedro Recio setzte man ihm ein Frühstück vor, das aus wenig Eingemachtem und einem Glase frischem Wasser bestand, welches Sancho gern gegen ein Stück Brot und eine Weintraube ausgetauscht hätte. Da er aber sah, daß hier mehr Zwang als freier Wille stattfand, fügte er sich mit tiefen Schmerzen seiner Seele und großem Verdrusse seines Magens, indem ihn Pedro Recio glauben machte, daß weniges und feines Essen den Geist wecke, was solchen Personen nötig sei, die ansehnliche Ämter und wichtige Stellen bekleideten, in denen sie nicht sowohl Kräfte des Körpers als die des Verstandes nötig hätten. Mit dieser Philosophie litt Sancho Hunger, und zwar so sehr, daß er heimlich die Statthalterschaft wie den, der sie ihm gegeben hatte, verfluchte; dennoch setzte er sich mit seinem Hunger und seinem Eingemachten hin, um für den Tag Urteile zu sprechen, und das, was sich ihm zuerst darbot, war folgende Frage, die ihm von einem Fremden vorgelegt wurde, indem der Haushofmeister und seine übrigen Beamten zugegen waren: »Gnädiger Herr, ein ansehnlicher Strom fließt durch die Mitte einer und derselben Herrschaft (ich bitte um einige Aufmerksamkeit, denn die Sache ist sehr wichtig und ziemlich schwierig), und über diesen Fluß ist eine Brücke geschlagen, an deren Ende ein Galgen steht und eine Art von Rathaus, in dem sich gewöhnlich vier Richter befinden, welche über das Gesetz wachen, das der Besitzer des Flusses, der Brücke und der Herrschaft gegeben hat und welches so lautet: Wenn jemand über diese Brücke von einem Ende zum anderen geht, so soll er vorher schwören, wohin er geht und was sein Geschäft ist; ist sein Schwur wahr, so lasse man ihn ziehen, sagt er eine Lüge, so soll er an dem Galgen gehenkt werden, der dort steht, ohne alle Barmherzigkeit. Dieses Gesetz und sein strenger Inhalt waren bekannt, viele gingen über die Brücke, man sah, daß das, was sie beschworen hatten, die Wahrheit sei, und die Richter ließen sie ungehindert ziehen. Es geschah darauf, daß man einem Manne den Eid abnahm, welcher schwur und sagte, daß bei dem Schwure, welchen er eben getan hätte, er hinginge, um an dem dort befindlichen Galgen zu sterben, und zu keiner anderen Absicht. Die Richter kamen über diesen Schwur in Verlegenheit und sagten: Lassen wir diesen Mann frei ziehen, so ist sein Schwur ein Meineid und er muß nach den Gesetzen sterben, hängen wir ihn aber, so hat er geschworen, daß er hinginge, um an dem Galgen zu sterben, und da er die Wahrheit geschworen hat, so muß er nach eben diesen Gesetzen frei sein. Jetzt fragen wir Euch nun, gnädiger Herr Statthalter, was sollen die Richter mit diesem Manne anfangen, denn sie sind noch zweifelhaft und in Verlegenheit. Sie haben von Eurem scharfen und hohen Verstande Nachricht erhalten und schicken mich ab, um Eure Gnaden demütig zu bitten, ihnen Eure Meinung in diesem verwickelten und zweifelhaften Falle mitzuteilen.«
    Worauf Sancho antwortete: »Wahrlich, diese Herren Richter, die Euch zu mir geschickt haben, hätten es wohl können bleiben lassen, denn ich bin nur ein Mann, der mehr Einfalt als

Weitere Kostenlose Bücher