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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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hörten und verstanden der Pfarrer und die mit ihm waren, und da sie glaubten, wie es auch in der Tat war, daß der Klagende sich in der Nähe befinden müsse, so standen sie auf, ihn zu suchen, und sie waren kaum zwanzig Schritte gegangen, als sie hinter einem Felsen, am Fuße eines Eschenbaumes, einen Jüngling wahrnahmen, in der Kleidung eines Bauern, der das Gesicht gegen den Boden neigte, weil er im vorüberfließenden Bache seine Füße wusch, weswegen sie nicht sogleich betrachten konnten; sie waren auch so leise herangeschlichen, daß er sie nicht vernahm, auch weiter auf nichts achtete, als seine Füße zu waschen, die nicht anders wie zwei Stücke weißen Kristalls aussahen, die dort zwischen anderm Gestein im Bache gewachsen wären. Der Glanz der schönen, weißen Füße setzte sie in Erstaunen; denn sie schienen nicht gemacht, auf Kiesel zu treten oder hinter dem Pfluge und den Rindern herzuschreiten, wie man doch nach der Bekleidung hätte schließen sollen. Wie sie also sahen, daß sie nicht bemerkt wurden, gab der Pfarrer, welcher der vorderste war, den übrigen ein Zeichen, daß sie sich ruhig verhalten oder hinter einigen Felsenstücken dort verbergen möchten; dies taten sie alle, indem sie aufmerksam beob achteten, was der Jüngling tun würde. Dieser trug ein graues Wams, das um die Hüften mit einem weißen Tuche festgegürtet war; seine Beinkleider und Strümpfe waren ebenfalls von grauem Tuche, der Kopf war mit einer grauen Mütze bedeckt; die Strümpfe hatte er bis zur Hälfte der Beine hinaufgezogen, welche vollkommen dem weißesten Alabaster glichen; jetzt war er mit dem Waschen der schönen Füße fertig, worauf er sie mit einem Tuche, das er unter der Mütze hervornahm, trocknete, und indem er dieses herabnahm, erhob er sein Gesicht, und diejenigen, die ihn betrachteten, sahen durch diese Bewegung eine so unvergleichliche Schönheit, daß Cardenio zum Pfarrer leise sagte: »Ist dieses nicht Luzinde, so ist es kein menschliches, sondern ein göttliches Gebild.« Der Jüngling nahm nun die Mütze ab, und sowie er den Kopf von einer zur andern Seite schüttelte, flossen ringsum so strahlende Haarlocken hinunter, daß die Sonne ihren Glanz beneiden durfte. Hieraus ersahen sie, daß derjenige, der ihnen ein Bauerknabe schien, ein Mädchen sei, und zwar das zarteste und schönste, das ihre Augen bis dahin jemals gesehen hatten, selbst den Cardenio nicht ausgenommen, wäre ihm nicht die holdselige Luzinde bekannt gewesen, denn er gestand selbst nachher, daß nur Luzindens Schönheit sich mit dieser messen dürfe. Die langen, goldenen Haare bedeckten nicht nur die Schultern, sondern senkten sich so tief rund auf allen Seiten hinab, daß man vom Körper nichts als die Füße sehen konnte, von solcher Fülle und Länge waren ihre Locken. Hierauf brauchte sie statt eines Kammes ihre Hände, die, wenn die Füße im Wasser Kristalle schienen, in den Haaren sich nicht anders wie Figuren geformten Schnees ausnahmen; welches alles um so mehr die Bewunderung und den Wunsch bei den dreien, welche sie beobachteten, erregte, zu erfahren, wer sie sei; deshalb beschlossen sie, sich zu zeigen, und auf die Bewegung, die sie im Annähern machten, erhob das schöne Mädchen das Angesicht, strich mit beiden Händen die Haare von den Augen hinweg und sah nun die, die das Geräusch machten; aber kaum hatte sie sie bemerkt, als sie aufsprang und, ohne die Schuhe anzulegen oder die Haare aufzusammeln, in größter Eile ein leinen Bündel ergriff, das neben ihr lag, und sich voll Furcht und Schrecken auf die Flucht begab; sie war aber nicht sechs Schritte gelaufen, als ihre zarten Füße die Härte der Steine nicht länger aushalten konnten und sie auf die Erde niederfiel; als die drei dies sahen, eilten sie herzu, und der Pfarrer sagte zuerst : »Bleibt, Señora, wer Ihr auch sein mögt, denn wir alle, die Ihr hier seht, haben nur die Absicht, Euch zu dienen; ohne Ursache begebt Ihr Euch also auf diese ungeziemende Flucht ; denn Eure Füße können sie sowenig aushalten, als wir dareinwilligen können.«
    Auf dieses sagte sie kein Wort, so war sie erschrocken und in Verwirrung. Hierauf traten sie hinzu, und der Pfarrer nahm ihre Hand und fuhr so fort: »Was Eure Kleidung, Señora, uns leugnen sollte, haben uns Eure Locken entdeckt, deutliche Zeichen, daß keine geringen Ursachen Euch veranlaßt haben, Eure Schönheit durch so unwürdige Tracht zu entstellen und sie so einsamer Wildnis zu verraten, in der Ihr uns zum

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