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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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lächelte mich gewinnend an. Postwendend erwachte mein Misstrauen.
    »Ich habe«, sagte er und intensivierte sein Lächeln, »gute Neuigkeiten für Sie.«
    Gute Neuigkeiten? Präsentierte er mir gleich den Mörder? Saß im Vernehmungsraum schon jemand, der ein umfangreiches Geständnis abgelegt hatte? Oder sollte es für alle weiblichen Mitarbeiter der Dienststelle in Zukunft unlimitierte Kreditkarten fürs Schuh-Shopping geben?
    »Das LKA strukturiert derzeit die Abteilung für Organisierte Kriminalität um«, fuhr er fort.
    »Aha«, sagte ich und fragte mich, was das mit unserem Fall zu tun hatte. Vermutete er eine Verbindung zur Russenmafia?
    »Dort wird eine neue Stelle geschaffen, und zwar die der rechten Hand des Abteilungsleiters: Koordination der Einsätze, die Zusammenarbeit mit dem BKA , den Dienststellen und den verdeckten Ermittlern und, und, und …« Mit einer ausladenden Armbewegung untermalte er seinen Vortrag. Mir schwante Böses, aber der Chef ließ mir keine Gelegenheit, ihn zu unterbrechen.
    »Wichtig ist dem LKA die Polizeilaufbahn im gehobenen Dienst, Erfahrung als selbstständiger Ermittler im Bereich der Kapitalverbrechen, eine gute Aufklärungsquote, Lernbereitschaft und Fortbildungswille und dass der Bewerber nicht älter als Mitte dreißig ist.« Vor Freude weiteten sich seine Augen. »Deshalb hat man also bayernweit sämtliche Leiter der interessanten Kommissariate kontaktiert.« Er breitete triumphierend die Hände aus, als hätte er gerade ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert, das er mir jetzt stolz präsentierte. »Also habe ich Sie für die Stelle vorgeschlagen, Frau Sonnenberg«, fuhr er fort. »Und das LKA hat angebissen. Was sagen Sie?«
    Hilfe! Ja, was sage ich denn bloß? LKA ?!? Ich?
    Eigentlich ist mir nach einem herzhaften »Sind Sie völlig durchgedreht? Wie wär’s, wenn Sie solche Angelegenheiten erst mal mit dem jeweiligen Mitarbeiter absprechen?«.
    Andererseits strahlt er so begeistert, dass ich ihm die Freude nicht verderben will …
    Himmel, da ist sie wieder, die typische Sei-ein-braves-Mädchen-Falle. Dabei hatten meine Mädels und ich uns schon in der zehnten Klasse unter gegenseitiger Androhung von Veröffentlichung der peinlichsten Geheimnisse geschworen, niemals in diese Falle zu tappen. Allerdings: Falls die Weltöffentlichkeit heute erfahren sollte, dass ich damals an einer ominösen Schwäche für den König der Vokuhila-Olibas, Rudi Völler, litt, wäre mir das ziemlich schnuppe. In Zeiten von Justin Bieber muss einem nichts mehr peinlich sein.
    »Äh …«, stammelte ich endlich. »Das kommt ziemlich überraschend«, fügte ich dann noch hinzu. Nicht dass Schneck mich noch für geistig degeneriert hielt und beim LKA sofort zurückruderte.
    Er gluckste. »Ja, das glaube ich. Sie werden mir zwar hier sehr fehlen, aber das ist wirklich eine tolle Chance, Frau Sonnenberg! Und Sie können sich ja noch an den Gedanken gewöhnen. Am ersten April geht’s in München los, also haben Sie noch fast drei Monate Zeit.«
    »Äh …«, sagte ich wieder und fragte mich, wann ich das Boris-Becker-Sprachniveau wieder verlassen würde. »Moment mal. Haben Sie etwa schon fest zugesagt?«
    »Nein, ich wollte natürlich zuerst mit Ihnen persönlich sprechen. Aber das ist nur noch reine Formsache.« Beruhigend nickte er mir zu.
    »Und was ist, wenn ich nicht wechseln möchte?«, stieß ich panisch hervor.
    »Das ist eine tolle Chance, Frau Sonnenberg«, antwortete er beinahe entrüstet. »Wollen Sie sich das entgehen lassen?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Ich war unschlüssig. »Ich will es mir einfach in Ruhe überlegen. Kann ich ein paar Tage Bedenkzeit haben?« Genau. Erst mal aufschieben.
    Schneck verzog unwillig den Mund, nickte aber nach kurzem Nachdenken. »Ein paar Tage werde ich die Herrschaften im LKA schon hinhalten können.«
    »Danke«, sagte ich, stand hastig auf und flüchtete aus dem Büro. Draußen lehnte ich mich an die Wand und schloss verwirrt die Augen.
    Mist, verdammter! Ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet München. Will ich das? Und was meinen Sie – soll ich das wollen?
    Eigentlich nicht, oder? Aber kann man dieses Angebot ablehnen? Klingt schon gut, Sie haben völlig recht, aber (na gut, oute ich mich eben wieder als naives Dummerchen, das nicht in der Lage ist, Prioritäten zu setzen) was ist mit Raphael?
    Oder ist dieser Gedanke albern? Wir sind gerade mal seit zwei Monaten zusammen … Würde er sich im umgekehrten Fall meinetwegen Gedanken

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