Donaugrund (German Edition)
nicht der einzige Grund, Frau Sonnenberg!« Mit einem Mal wirkte sie aufgebracht. »Er ist einfach ein guter Mensch. Gutmütig. Und hilfsbereit. Wie er es schon so lange in dieser Firma hier aushält, verstehe ich sowieso nicht.«
»Wie ging er mit Ihrem Verhältnis zu Herrn Wahlner um, Frau Kleingrün? War er eifersüchtig?« Raphael durchbohrte Celia mit seinem Blick.
Sie schien seine Hintergedanken nicht zu durchschauen. »Ich glaube nicht. Wissen Sie, das hat ja nichts daran geändert, dass ich André zwar mag, aber …« Sie strich sich eine seidige Strähne aus dem Gesicht. »Mehr kann ich mir mit ihm einfach nicht vorstellen, glaube ich. Und ich denke, André akzeptiert das.«
»Seltsam«, konstatierte Raphael.
»Vielleicht«, stimmte Celia ihm zu. »Aber so ist André nun mal: Er weiß, dass er nicht alles haben kann. Und das nimmt er eben auch so hin.«
* * *
Es war schon fast halb sechs, als Celia aus dem Besprechungsraum eilte und den Weg zu ihrem Schreibtisch einschlug. Noch eine gute halbe Stunde, bis sie Sascha die Texte endgültig vorlegen musste. Ihr blieb gerade noch genügend Zeit, um einmal Korrektur zu lesen. Zum Glück war ihr die Arbeit, wie erwartet, gut von der Hand gegangen. Kein Wunder, war ja auch schon der zweite Durchgang.
»Und, wie war’s?«, fragte André, als sie das Büro betrat.
»Ganz okay.«
Eigentlich war es in dem Gespräch mit den Kommissaren ja kaum um Jan gegangen, oder? Seltsam. Stattdessen schienen die beiden plötzlich ein auffälliges Interesse an ihr zu entwickeln. Ach, sei’s drum. Celia wischte den Gedanken beiseite und öffnete stattdessen die Textdatei. Mit einem schnellen Seitenblick vergewisserte sie sich, dass die Kontrolllampe ihres Tischdruckers leuchtete, bevor sie den Druck auslöste. Das Gerät röhrte, wie immer, wenn es warm lief, gab dann aber nur ein ersticktes Geräusch von sich. »Verdammter Mist!« Was war mit diesem elenden Ding denn nun schon wieder los? Immer dann, wenn man es gerade gar nicht brauchen konnte.
Celia öffnete die hintere Klappe. Kein Papierstau. Hektisch schaltete sie das Gerät aus und wieder ein. »Warum druckst du denn nicht, du verdammtes Ding?«, knurrte sie.
»Was ist denn los?«, fragte André und stand schon über den Drucker gebeugt an ihrer Seite. »Mag er mal wieder nicht?« Mit einer entschlossenen Geste zog er den Stecker. »Einundzwanzig, zweiundzwanzig … Lies doch die Texte auf dem Monitor Korrektur, und ich kümmer mich einstweilen um die Technik.«
Er warf sich übertrieben heldenhaft in die Brust, und Celia kicherte. Ja, so würde es gehen. Das war ihr in ihrer ersten Panik gar nicht eingefallen. Und falls ihr Drucker sich nicht reparieren ließe, würde sie die Texte einfach bei André ausdrucken. Alles kein Problem. Sie atmete auf, wandte sich endlich den Texten zu und ließ sich von Andrés Geklapper nicht stören.
»Das gibt’s doch nicht!« Mit einer Mischung aus Wut und Unverständnis drehte André sich zu Celia um und riss sie wieder aus der Konzentration. »Sie dir das an!« Er deutete auf den geöffneten Drucker. »Es sind keine Patronen drin!«
»Was?« Celia versuchte zu verstehen.
André sah aufgebracht von ihr zum Drucker. »Celi«, sagte er unheilschwanger, »musstest du kürzlich die Patronen wechseln?«
Sie schüttelte nur stumm den Kopf. Nein, das war schon eine Weile her.
»Jetzt wird’s wirklich albern.« Er sprang auf, holte neue Patronen aus dem Sideboard und legte sie in Windeseile ein. Sofort legte der Drucker los und spuckte die heiß ersehnten Seiten aus. André bündelte sie, während Celia überlegte. Vielleicht hatte die Putzfrau –
»Du kannst dir das nicht mehr gefallen lassen, Celi«, sagte André, und obwohl sich Celias Gedanken immer noch auf der Suche nach einer einfachen Erklärung überschlugen, war sie erstaunt angesichts der Leidenschaft, die plötzlich in seiner Stimme durchklang. Er beugte sich zu ihr herab und packte sie fest an den Oberarmen. »Irgendwer macht das alles mit Absicht, verstehst du? Du darfst das nicht hinnehmen. Sonst wird derjenige immer dreister. Du musst dich wehren!«
Eigentlich wusste sie das selbst schon längst, fühlte sich aber wie von plötzlicher Schwärze umhüllt, als sie diese Erkenntnis aus Andrés Mund hörte. Ja, so war es tatsächlich. Jemand spielte ihr übel mit. Jemand hatte es auf sie abgesehen. Jemand. Doch Leo? Aber warum? Sie war ohnehin so angreifbar und schutzlos, und ihr Gegner kämpfte auf
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