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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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Maßen aufrichtiges Lächeln zusammen mit Raphaels Schweigsamkeit als Kontrast zu seinem sonstigen Gepolter hatten ihn immerhin dazu bewogen, sich meine Bitte durch den Kopf gehen zu lassen – er wollte uns morgen früh über seine Entscheidung informieren.
    Lächelnd öffnete Raphael mir endlich die Tür und hielt mir eine kleine Plastikdose entgegen. »Tadaa! Ein neues Testprodukt!«
    Ich drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen, stellte nebenbei fest, dass er barfuß in Jeans einfach zum Anbeißen aussah, und beäugte dann skeptisch das Cremedöschen. »Was ist das?«, fragte ich und dachte an die Inkontinenzeinlagen zurück. »Hämorrhoidensalbe?«
    »Ich hoffe nicht, immerhin hab ich mir das Zeug gerade ins Gesicht geklatscht. ›Antifaltencreme‹, stand auf der Packung. ›Hautstraffend und zellerneuernd, mit der Kraft tropischer Blüten‹«, las er vor und strahlte wie ein kleiner Junge, der gerade mit dem neuen Chemiebaukasten hantiert. »Ich glaub, ich spür schon, wie sie wirkt.«
    »Ganz bestimmt«, erwiderte ich lässig. Wenn es um Kosmetika ging, glaubte ich schon längst nicht mehr an das prompte Eintreten der versprochenen Wirkung. »Und welche Falten willst du damit bekämpfen, wenn ich fragen darf?«
    »Ich hab’s mir prophylaktisch mal um die Augen geschmiert, da kann’s ja jeden Moment losgehen«, sagte er mit – hoffentlich gespielter – Panik in der Stimme. »Immerhin habe ich die dreißig schon längst überschritten.« Tatsächlich zeichneten sich nun rund um seine Augen feine Fältchen ab, als er sich endlich das Grinsen nicht mehr verkneifen konnte. »Und ganz besonders dick hab ich sie mir auf meine Sarah-Sorgenfalte geklatscht.« Mit vorwurfsvoller Miene deutete er auf seine Stirn.
    »Sarah-Sorgenfalte?« Ja, da war eine zarte Querfalte. Aber sicher nicht erst, seit er mich kannte.
    »Klar«, antwortete er. »Erst hältst du mich ewig hin, dann krieg ich dich endlich rum, und schon willst du wieder weg … Das macht dem stärksten Mann Kummerfalten.«
    Würde er jetzt nicht dazu lächeln, dann würde ich die Gelegenheit direkt wieder zum Lästern nutzen, liebe Leser. Allerdings … Wenn er seine Befürchtungen, mich nach München gehen lassen zu müssen, so zum Ausdruck bringt, bin ich machtlos. Nur mühsam kann ich mich davon abhalten, mit einem gehauchten »Vergiss das LKA , glätte deine Falten, ich bleibe hier« willenlos in seine Arme zu sinken.
    Wie, dann soll ich’s doch endlich tun? Hören Sie mal, meinen Sie das wirklich ernst? Wollen Sie etwa die Verantwortung dafür tragen, dass ich der großen LKA -Karriere hier und jetzt adieu sage?
    Ach, so haben Sie das dann doch nicht gemeint …?
    Dacht ich’s mir doch.
    »So, dem stärksten Mann …«, antwortete ich spröde. »Und dir wohl auch?«
    »Frechheit. So, zur Strafe musst du die Creme jetzt auch ausprobieren.« Er hielt mir die Dose schon wieder unter die Nase. »Dann kann ich live beobachten, wie sich die Zellen erneuern, ohne ständig in den Spiegel schauen zu müssen. Es wird schließlich allerhöchste Zeit für meinen ersten ›Pioniertaler‹.«
    »Na, gib schon her.« Seufzend nahm ich ihm die Creme ab. »Du gibst ja sonst doch keine Ruhe.«
    * * *
    »Danke«, flüsterte Celia und schenkte André ein besonders hinreißendes Lächeln. »Ohne dich wäre ich mit diesem Serviceleitfaden wirklich aufgeschmissen.«
    »Ist doch selbstverständlich«, murmelte er und schlug verlegen die Augen nieder.
    Wenn er doch nur ein wenig selbstsicherer wäre … Dieser Gedanke schoss Celia nicht zum ersten Mal durch den Kopf, aber gerade in diesem Augenblick, bei gedimmtem Licht, auf ihrer Couch, mit dem engen T-Shirt, das seine sportliche Statur mit dem flachen Bauch und den breiten Schultern betonte, tat es ihr wirklich leid, dass André so gar nicht über die Macher-Aura verfügte, auf die sie normalerweise stand. Er war einfach … zu nett. Zu selbstlos. Nicht dominant genug. Zu unauffällig.
    Wirklich schade. Auch, weil er ihr heute Abend eine echte Hilfe gewesen war.
    Selbst Sascha hatte nämlich vorhin nicht leugnen können, dass ihre Texte wirklich gut waren, und so hatte er ihr zähneknirschend ein absolut schwachsinniges Projekt übertragen: einen Arbeitsleitfaden für die Mitarbeiter der Kundenbetreuung. Den Celia natürlich schreiben konnte, ganz klar, nur fehlte ihr leider das technische Know-how für die Inhalte. Selbstverständlich hatte André ihr sofort wieder seine Hilfe angeboten – schließlich war

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