Donavan und das süsse Leben
oder vielleicht
nicht? Es hätte keinen Sinn, sie nicht zu kassieren.«
9
Die Büros der Firma Donavan
Inc. nahmen zwei Stockwerke eines großen an der Themse gelegenen Gebäudeblocks
in Anspruch. Der Gedanke an die Höhe der Miete war mir zuwider. Die Zentrale
der europäischen Abteilung wurde von Fontaine geleitet. Wir fuhren im Aufzug in
den zwölften Stock und stiegen aus. Es gab da einen hübschen, offenen, mit
Teppich ausgelegten Empfangsraum und eine dazu passende elegante Empfangsdame.
Die Telefone waren von geschmackvollem Grau, passend zu den Vorhängen am
Fenster, und die ganze Atmosphäre war die vornehm gedämpfter Kostspieligkeit.
Die Empfangslady hatte langes, über die Schultern herabhängendes mattblondes
Haar, und die kunstvoll aufgetragenen Lidschatten betonten den ätherischen
Ausdruck ihrer feuchten blauen Augen. Sie trug ein chices kleines Schwarzes aus
Seide, das sich achtsam um die Spitzen ihrer kleinen, hohen Brüste legte.
»Guten Morgen, Sir«, sagte sie
in kehligem Flüsterton. »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Ich möchte gern Mr. Fontaine
sprechen«, antwortete ich.
»Sind Sie mit ihm verabredet?«
»Das ist nicht nötig«, sagte
ich bescheiden. »Ich bin der Chef.«
»Wie bitte?«
»Ich heiße Paul Donavan«, sagte
ich. »Donavan wie die Firma Donavan.«
Ihre Augen weiteten sich,
während sie lautlos den Mund auf- und zuklappte.
»Sagen Sie ihm einfach, ich sei
hier«, schlug ich hilfreich vor. »Auf diese Weise wird er es erfahren.«
Sie griff nach dem Telefonhörer
und wählte drei Nummern. »Mr. Fontaine«, sagte sie mit zitternder Stimme, »ich
— « Ihre Augen rollten verzweifelt. »Ja, Mr. Fontaine, ich weiß, das ist Ihre
direkte Verbindung, und ich sollte mich immer erst an Ihre Sekretärin wenden,
aber-« Ihre Augen rollten erneut, dann sah sie mich flehend an. Ich nahm ihr
sachte den Hörer aus der Hand und lächelte ihr ermutigend zu. Es war hohe Zeit,
daß ich mich hier um die Beziehungen zwischen Management und Personal kümmerte,
fand ich — ganz besonders angesichts einer blonden Angestellten in schwarzer
Seide.
»-inmitten einer Konferenz, und
Sie stören mich da völlig blödsinnigerweise!« dröhnte Fontaines Stimme in mein
Ohr. »Verdammt — ich habe gute Lust, Sie umgehend zu feuern!«
»Hier ist Paul Donavan«, sagte
ich freundlich.
Die Stille dauerte rund fünf
Sekunden. »Wer?« fragte die Stimme dann schwach.
»Paul Donavan«, wiederholte
ich. »Ihr Mädchen wollte Ihnen das mitteilen, aber es ist ihr nicht gelungen,
Ihren Wortschwall zu durchbrechen.«
»Mr. Donavan, ich bitte
vielmals um Entschuldigung.« Seine Stimme klang, als sei er ohne Vorwarnung
plötzlich von einem doppelten Leistenbruch befallen worden. »Ich hatte keine
Ahnung, daß Sie auch nur hier in der Gegend sind. Ich werde die Konferenz
sofort abbrechen und komme gleich hinunter.«
»Tun Sie das«, sagte ich und
legte auf.
»Vielen Dank, Mr. Donavan.« Die
feuchten blauen Augen drückten nichts als offene Bewunderung für den großen Boß
aus.
»Es war mir ein Vergnügen«,
sagte ich. »Wie heißen Sie?«
»Deidre«, erwiderte sie.
»Deidre Thorpe.«
»Ich bin hier auf einer Art
Personal-Kontaktpflege-Tour«, sagte ich. »Ganz besonders hat sie etwas mit
persönlichen Mitarbeiterinnen wie zum Beispiel Ihnen zu tun, Deidre.«
»Oh?« Auf ihrer Wange erschien
ein Grübchen, und ihre eine Hand glättete unwillkürlich die schwarze Seide,
wobei sich erwies, daß die hohen Brüste nicht nur reizend, sondern auch voll
gerundet waren.
»Rufen Sie in einem Hotel in
Kensington, im >Sedan Chair< an und lassen Sie sich mit einem Mr.
Finchley verbinden«, sagte ich. »Richten Sie ihm aus, ich hätte Sie gebeten,
mich anzurufen und Ihre Privatnummer zu hinterlassen. Sie sind doch nicht
verheiratet oder so was Ähnliches?«
»Nicht einmal so was Ähnliches,
Mr. Donavan«, sagte sie mit leicht heiserer Stimme.
»Persönliche Kontaktpflege
braucht immer ein bißchen Zeit«, sagte ich. »Wir könnten vielleicht einmal
gemeinsam zu Abend essen und einander dabei etwas besser kennenlernen. Oder wie
wäre es mit einer Woche auf den Bahamas?«
»Das klingt herrlich.«
»Fragen Sie sie, ob sie eine
Freundin hat, Kollege«, sagte Hicks hoffnungsvoll.
»Das hier ist mein Mann Hicks«,
sagte ich. »Wenn Sie eine Freundin haben, die auf Monstren steht, können Sie
sie auch mitbringen.«
»Mavis«, sagte sie.
»Mavis?«
»Meine Freundin. Sie hat all
die Burschen mit dem langen Haar
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