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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Pablo? Und wen hältst du für den Erzähler, den
Steppenwolf?«
    Während
Freja verklärt die Augen schließt, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken, sitzt
Oleander versteinert neben ihr, und nur das rote Licht des Feuers verhindert, dass
die Röte in seinem Gesicht sichtbar wird. Kilian vertieft sich wieder in das Buch
und liest unbeirrt weiter:
    »Besonders
aber kam ich nun sehr häufig mit Herrn Pablo zusammen, den Freja sehr liebte. Zuweilen
brauchte sie auch von seinen geheimen Mitteln, auch mir verschaffte sie je und je
diese Genüsse, und immer stand Pablo mir mit besonderem Eifer zu Diensten. Mein
Urteil über diesen frohen, klugen, kindlichen und dabei unergründlichen Menschen
ändert sich beständig, wir sind Freunde, nicht selten nahm ich etwas von seinen
Mitteln an. Etwas belustigt sah er meiner Verliebtheit in Freja zu. Einmal veranstaltete
er ein ›Fest‹ im Zimmer seines Nurdachhäuschens. Es gab dort nur einen Stuhl, Freja
und ich mussten auf dem Bett sitzen. Er gab uns zu trinken, einen aus drei Fläschchen
zusammen gegossenen, geheimnisvollen, wunderbaren Likör. Und dann, als ich sehr
guter Laune geworden war, schlug er uns mit leuchtenden Augen vor, eine Liebesorgie
zu dreien zu feiern.«
     
    Frejas frenetisches Lachen klingt
noch in seinen Ohren, als Kilian Martens mitten im Satz abbricht und zum Hauptkommissar
sagt: »Das ist nur der Anfang unser gemeinsamen Geschichte. Reicht es Ihnen oder
wollen Sie noch mehr hören.«
    »Ehrlich
gesagt, ich habe von dem, was Sie bis jetzt erzählt haben, nicht gerade alles verstanden,
Herr Martens!«
    »Was ist
daran nicht zu verstehen?«
    »Wollten
Sie damit andeuten, Sie hatten eine Liebesbeziehung mit Frau Sjøqvist?«
    »Richtig!«
    »Und Herr
Eschenberg hatte ebenfalls eine Liebesbeziehung mit Frau Sjøqvist?«
    »Dann haben
Sie ja doch alles verstanden.«
    »Nur interpretiere
ich Ihre Geschichte bestimmt anders, als Sie es tun, Herr Martens. Sie haben nämlich
gerade ein klassisches Beziehungsdrama vor mir ausgebreitet. Und wenn in einer Liebesbeziehung
eine dritte Person im Spiel ist, so ist erfahrungsgemäß immer eine Person zu viel.
Eifersucht gehört zu den stärksten Mordmotiven, die wir Kriminalisten kennen.«
    »Sie sind
immer noch besessen davon, mich zum Täter zu machen. Für den spießigen Bürger bleibt
die freie Liebe eben unvorstellbar. Und dass sie sogar funktioniert, ist für euch
undenkbar.«
    »Wer zweimal
mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. Das kommt von den 68ern, Herr
Martens, und gehört zu meiner Generation. Aber das Resümee, das ich heute daraus
ziehen kann, besagt: Es hat in der Realität leider nie richtig gut funktioniert.«
    »Ausnahmen
bestätigen die Regel, Herr Kommissar!«
    »Sie wollen
mir ernsthaft weismachen, es gab nie handfesten Streit zwischen Ihnen und Herrn
Eschenberg?«
    »Nicht wegen
Freja, damals jedenfalls nicht!«
    »Das heißt,
es gab später Streit zwischen Ihnen?«
    »Aber der
Streit kam nicht von meiner Seite. Ole konnte es einfach nicht ertragen, dass Freja
und ich weiterhin zusammen waren.«
     
    Frejas wegen entwickelt Oleander
eine bis dahin unerreichte Kraft. Archie Kalepa ist berührt von der unglücklichen
Liebe des Deutschen zu der Dänin. Er nimmt Oleander heimlich unter seine Fittiche,
ab da trotzen sie zu zweit den Wellen und dem Wettergott. Der Lehrer zeigt ihm geheime
Plätze, lehrt ihn, wie er im hüfttiefen Wasser über die vorgelagerten Riffplatten
in die metertiefen Senken kommt und durch kopfhohes Weißwasser hinaus aufs offene
Meer. Oleanders Surfstil wird nach und nach eleganter, er meistert Backside Turns,
Airs, Hacks und trainiert ausgelassen auf brechenden A-Frame-Wellen. Eines regnerischen
Nachmittags, als sein Selbstvertrauen einen neuen Höhepunkt erreicht hat, sitzt
er mit Kilian in Frejas Häuschen zusammen. Nebelschwaden treiben durch den Riesenfarn
und die rot blühenden Bromeliengewächse. Kilian holt geheimnisvoll eine Seekarte
hervor, breitet sie auf dem kleinen Tisch aus und deutet auf einen Punkt, der ein
Schifffahrtshindernis kennzeichnet. Dann beginnt er mit flinken Strichen Diagramme
zu zeichnen, wie der Swell an der Stelle auf ein Riff trifft.
    »Dort ist
ein Riesenriff mitten im Ozean«, versichert er, »nur knapp unter der Wasseroberfläche,
ein Schiffskiller. Dagegen sind all deine Spots, die du bisher gesurft hast, wie
Quietsch-Enten-Spiele in der Badewanne. Ab und zu formiert sich dort eine Bombora,
die alle nur Moby Dick nennen.

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